Bochum-Riemke. Schöne Gärten gibt es in Bochum reichlich – oft allerdings im Verborgenen. Annette Brüggemann aus Riemke bietet Einblick in ihre grüne Oase.

Ja, er fällt aus der Reihe: In Annette Brüggemanns Garten ist nichts so, wie man es üblicherweise kennt. Blumen wachsen aus Autoreifen, eine Wasserlilie rankt in einer bunt bemalten Badewanne und Vögel nisten in einem kleinen Wohnwagen. „Ein kunterbuntes Kleinod,“ sagt die 58-Jährige.

Ein kunterbunter Garten zum Entspannen

Kunterbunt – das ist er wirklich, und zwar nicht nur wegen Orangenbäumen, Oleander und Hortensie, sondern vor allem wegen der ganzen Kunst im Garten: Mehrere Garagentore im Hof hat Brüggemann großflächig mit Motiven von Janosch und Helme Heine bemalt, eine eigene Interpretation von Renoir mit Acryl auf Leinwand hängt hinter einer Sitzschaukel. „Viele, die meinen Garten zum ersten Mal betreten, sind total überrascht und überflutet“, berichtet Brüggemann.

Schöne Gärten gesucht

Wer einen außergewöhnlichen Gärten hat, die besonders in der Coronakrise Rückzug bieten, kann sich melden.

Egal, ob Gemüsegarten, Erlebnisgarten mit Schwimmteich, Rosengarten oder ausgefallener Balkon – wir möchten es gerne vorstellen: Kontakt unter redaktion.bochum@waz.de oder redaktion.wattenscheid@waz.de; gebeten wird um eine Kurzbeschreibung samt Kontaktdaten.

Dabei ist der Garten für sie selbst das genaue Gegenteil: Nämlich Therapieort und Oase zum Herunterkommen. „Ich kann hier sein, wie ich bin. Deshalb hat sich der Garten auch seit 1983 immer wieder verändert, genau wie die Menschen, die ihn nutzen“, sagt die Entspannungspädagogin.

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Ecken der Entspannung

Als ihre Kinder noch klein waren, prägten Rutsche, Sandkasten und Schaukel das Bild, wilde Kindergeburtstage wurden gefeiert, Seifenblasen flogen durch die Luft. Später sah man häufig Bierzeltgarnituren, der Garten war in späten Abendstunden Partyort mit bunten Lichterketten. Heute dominieren die Ecken der Entspannung: Einen Bereich mit Bananenpflanze, Palme, Sand und Strandkorb gibt es ebenso, wie einen selbsterrichteten Bachlauf, einen Teich mit Goldfischen und eine Grillecke mit Ofen aus Stein.

Dekoration steht auch im Garten von Annette Brüggemann in Bochum.
Dekoration steht auch im Garten von Annette Brüggemann in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Zwischen quer gewachsenen Weidekätzchen und Kugel-Akazien klingen bunte Windspiele, Heißluftballons hängen von den Bäumen, hier und da steht eine schwarz-gelbe Tigerente. Sogar Gartenzwerge thronen heute auf einem Ziehbrunnen, den ihr Vater – Dachdeckermeister – einst baute. Vieles ist aber auch aus alten Zeiten geblieben: Ein kleiner gezimmerter Stall mit der Aufschrift „Rudi“ steht noch immer im Garten.

„Als meine Tochter ein Jahr alt war, bekam sie ein Kaninchen, das war sein Häuschen“, erzählt Brüggemann. Die Tochter ist heute 32, Rudis Häuschen wird mittlerweile von einer Katze aus der Umgebung besucht. Auch Brüggemanns Vater lebt im Garten weiter: Einen knallrot bemalten Liegestuhl aus Holz, den sie vor vielen Jahren mit ihm kaufte, restauriert sie immer wieder. „Ich sehe noch, wie er darin sitzt“, sagt sie. „Märchenhaft“, nennt Brüggemann die Stimmung in ihrem Garten selbst und zeigt ein Holzschild mit der geschnörkelten Aufschrift „Kleines Paradies“, welches den Weg durch das verwinkelte Gartenstück mit kleingepflasterten Pfaden weist.

Trendsetterin in den 80ern

Anfang der 80er Jahre stieß Brüggemann mit ihrem ausgefallenen Garten, voller Figuren, Bilder und Gesammelten, gerade bei Schrebergarten-Besitzern noch auf völliges Unverständnis. „Ich war damals so etwas wie eine Trendsetterin“, sagt sie selbst. Die Inspiration für den Garten übermanne sie beizeiten einfach. „Dann habe ich plötzlich eine Idee im Kopf und muss sie umsetzen“, berichtet sie. So war es auch bei dem grauen Yoga-Frosch aus Stein, der nun hinter einem plätschernden Teich sitzt. „Ich bestelle deshalb viel im Internet. Denn wenn ich losziehe und in den Läden gucke, finde ich meist nicht genau das, wonach ich suche“, sagt die 58-Jährige.

Annette Brüggemann hat viele Ideen für ihren Garten
Annette Brüggemann hat viele Ideen für ihren Garten © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Gegen Reinlichkeitswahn

Weil sie Gegnerin eines Reinlichkeitswahns im Garten sei und auch Unkraut ab und an willkommen heiße, mache der Garten nicht viel Arbeit. Beim Fegen, Rupfen und Zupfen leiste ihr meist Hund Emma Gesellschaft. „Ich bin schon immer ein Gartenmensch gewesen, aber aktuell wegen der Coronasituation noch häufiger hier“, berichtet sie. Dabei füttert sie Fische, malt Bilder, isst Kuchen mit der Familie oder liegt auf der Gartenliege. Zwar poltert wenige Meter vom Garten entfernt Schwerlastverkehr über die Herner Straße, in Brüggemanns Garten ist davon aber kaum mehr etwas zu hören. „Die meisten Besucher sagen, dass man hier in eine andere Welt kommt“, sagt sie.

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