Bochum-Weitmar. Radfahren durch Bochums Wälder ist enorm populär. Leider bleiben viele Biker nicht auf den Wegen und fahren querfeldein. Das hat schlimme Folgen.
Das Weitmarer Holz strahlt eine große Anziehungskraft aus: auf Familien, Spaziergänger, Läufer – und zunehmend auch auf Radfahrer. Einige von ihnen begnügen sich allerdings nicht damit, die Wege entlangzufahren. Sie suchen den Nervenkitzel, die sportliche Herausforderung – und fahren querfeldein durch Bochum. „Das geht ein bisschen zu weit“, findet unsere Leserin Claudia K. (Name von der Redaktion geändert). Denn der Schaden für Flora und Fauna sei immens.
Mountainbiker gestalten Bochums Wälder zu Hindernis-Pisten um
Beim Gang in einen Ausläufer des Weitmarer Holzes vom Hagen-Hof-Weg in Weitmar-Mark zeigt Claudia K. mehrere Stellen, an denen sich die Mountainbiker einen eigenen Hindernis-Parcours angelegt haben. Auf den ersten Blick kaum zu erkennen. „Stimmt“, sagt K. „Es hat auch bei mir gebraucht, bis ich ein Auge für die Veränderungen bekommen habe.“ Aber sie sind tatsächlich da. Hölzer zum Beispiel, die zusammengetragen und in rechten Winkeln zueinander gelegt wurden. „Das ist nicht natürlich, das sind Linien“, sagt K.
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Auch Spuren von den wilden Ritten durchs Unterholz sind zu sehen. „Das ganze Gelände ist durchzogen. Dirt-Parcours heißt das, was die sich hier angelegt haben“, hat Claudia K. inzwischen herausgefunden. Und es ist nicht nur eine einzelne Stelle, an der man den menschlichen Eingriff in die Natur feststellt. „Die eignen sich nach und nach das ganze Areal an“, beobachtet K. und ist sicher: „Die sind noch lange nicht fertig.“
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Wer DIE sind, weiß Claudia K. nicht. „Wann auch immer ich hier spazieren gehe, ist niemand zu sehen. Wohl aber ständig weitere Veränderungen und Erweiterungen.“ Sie ärgert sich über diesen massiven Eingriff in die Natur – immerhin Landschaftsschutzgebiet – und findet es „anmaßend, öffentlichen Raum derart umzupflügen“.
Mountainbiker sind seit Frühjahr verstärkt aktiv
Seit Frühjahr, sagt Claudia K., werde im Weitmarer Holz verstärkt Rad gefahren. Das deckt sich mit den Beobachtungen der Stadtverwaltung. Des Rätsels Lösung: Corona. „„Auch wir haben im Rahmen der Corona-Pandemie eine mehr als sonst übliche Nutzung des Waldes durch Fußgänger und Radfahrer festgestellt“, bestätigt Stadt-Sprecherin Charlotte Meitler auf WAZ-Anfrage. Und insbesondere das Mountainbiking erfreue sich großer Beliebtheit, auch außerhalb der vorgegebenen Wege.
Alternativ auf die BMX-Anlage
Die Stadt verweist Mountainbike-Fans auf eine Alternative zum Wald: „Sie haben seit Mitte August die Möglichkeit, die neugestaltete BMX- und Mountainbikeanlage im Springorum-Park (An der Holtbrügge) wieder zu nutzen“, sagt Stadt-Sprecherin Charlotte Meitler.
Die Stadt hatte in einer zweiwöchigen Umbauphase unter Anleitung eines erfahrenen Parcours-Designers die Piste für 20.000 Euro sowohl sicherer gemacht als auch dafür gesorgt, dass anspruchsvolle Sprungschanzen und rasante Kurvenführung den Radfahrerinnen und Radfahrern jede Menge Action bieten.
Unsere Leserin Claudia K. sieht damit allerdings nicht das Problem behoben: „So eine feste Anlage wird irgendwann langweilig, dann sucht man nach neuen Herausforderungen.“ Vorzugsweise im Wald.
Dies betreffe allerdings nicht nur das Weitmarer Holz, sondern allgemein alle Waldflächen Bochums, die topographisch dafür geeignet sind. Das Waldstück am Hagen-Hof-Weg biete sich für solche Aktivitäten an. „Nach Bekanntwerden der Mountainbikestrecke wurden vor Ort erhebliche, nicht zulässige bauliche Veränderungen im Wald vorgefunden“, berichtet Charlotte Meitler weiter. „Diese wurden zwischenzeitlich beseitigt.“ Erneute stichpunktartige Kontrollen hätten gezeigt, dass zur Zeit keine weiteren Maßnahmen notwendig seien.
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Allgemein würden mit Bekanntwerden von solchen baulichen Veränderungen im Wald regelmäßige Überprüfungen vor Ort durchgeführt, um frühzeitig tätig zu werden. Meitler: „Die Überprüfungen finden stichpunktartig zu unterschiedlichen Uhrzeiten statt, da die Nutzer ebenso zu unterschiedlichen Zeiten vor Ort anzutreffen sind.“ Ziel sei es, Aufklärung und Verständnis für die Belange von Natur und Umwelt zu erlangen, um damit die Mountainbiker für den Wald zu sensibilisieren.
Direkte und persönliche Gespräche sollen demnach im Vorfeld zur Vermeidung von Strafen und Bußgeldern führen. „So ist es auch nicht vorgesehen, mit Schildern auf Verbote und Gebote hinzuweisen“, sagt Charlotte Meitler. Mit dieser Verfahrensweise habe die Stadtverwaltung bisher gute Erfahrung gesammelt und bislang keine Strafen verhängt.
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