Bochum-Sundern. Die evangelische Gemeinde Bochum-Linden entwidmet die „Kirche zum Guten Hirten“. Die weiteren Pläne für das Gotteshaus sind noch nicht genehmigt.

Bis zum letzten Platz besetzt sind die Kirchenbänke, als die evangelische Kirchengemeinde Bochum-Linden im Silvestergottesdienst Abschied von der „Kirche zum guten Hirten“ in Bochum-Sundern nimmt. Den Gottesdienst gestalten Pfarrerin Angelika Hövermann und Pfarrer Rolf Schuld zum Thema „Alles hat seine Zeit“ – wie passend. Zum Abschluss entwidmet Hövermann mit Gemeindeaktiven die kleine Kirche, indem sie symbolhaft das Abendmahlsgeschirr, die Taufschale und die Taufkerze hinaustragen.

Evangelische Gemeinde Bochum-Sundern nimmt traurig Abschied von der Kirche

Noch ein letztes Mal gehen am Silvesternachmittag die Lichter für einen Gottesdienst in der „Kirche zum guten Hirten“ in Bochum-Linden an.
Noch ein letztes Mal gehen am Silvesternachmittag die Lichter für einen Gottesdienst in der „Kirche zum guten Hirten“ in Bochum-Linden an. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Die evangelischen Christen im Stadtteil sowie deren Nachbarn und Freunde trafen sich im Gotteshaus an der Weitmarer-Holz-Straße seit 1966 zu Gottesdiensten und zahlreichen weiteren Aktivitäten. Entsprechend groß ist kurz vor dem Jahreswechsel die Trauer, aber auch der Dank der Gemeindemitglieder. „Das ist schlimm, denn die Kirche war unser letzter Treffpunkt hier im Quartier“, sagt Ulrike Ückmann. „Wir durften 45 Jahre lang hierher zu Gottesdiensten und Festen kommen. Das stimmt mich traurig, macht mich aber auch dankbar“, betont Sigrid Wirtz, die mit ihrem Ehemann kam.

Handy-Aufnahme „als Erinnerung“

Fynn Dedek, der in den letzten Jahren öfters die Glocken läutete, bedauert die Schließung ebenfalls. „Meine Eltern haben hier geheiratet. Ich wurde hier getauft. Zum Gottesdienst war ich auch gerne hier. Nun ist es vorbei“, erzählt der junge Erwachsene. Das letzte Läuten zum Gottesdienst nimmt er mit dem Handy auf. „So bleibt eine Erinnerung“, sagt Dedek.

Noch nicht alle Fragen zum Kauf des Gebäudes geklärt

Die Glocken sind auch das Thema von Presbyter Carsten Förster aus Linden, den der Abschied von der Kirche sichtlich bewegt. Sein grünes T-Shirt trägt die Aufschrift „100 Kilometer Sponsorenlauf für die Glocken ,Zum Guten Hirten’“. „In 2015 ging hier nur noch eine Glocke“, berichtet der Extremsportler, noch während die Glocken läuten: „Mit dem Einnahmen durch meinen Lauf konnten wir das Läutwerk wieder reparieren.“ Seitdem hat Carsten Förster eine intensive Beziehung zur Kirche, die er öfters bei seinen Trainingsläufen besuchte.

Wechselvolle Geschichte

Die evangelischen Christen in Bochum-Sundern und ihre Kirche „Zum guten Hirten“ erlebten in den letzten 60 Jahren eine wechselvolle Geschichte. Bis 1962 gehörte der Gemeindebezirk zur evangelischen Kirchengemeinde Hattingen-Winz-Baak. Die evangelische Gemeinde Weitmar übernahm von 1962 bis 1975 die Seelsorge. In diese Zeit fiel der Kirchenbau (1964 bis 66).

Seither sind die evangelischen Christen aus Sundern Teil der Gemeinde Linden. Den Anstoß für den Kirchenbau gaben der „evangelisch-kirchliche Verein Sundern“ und der zuständige Pfarrer Ludwig Schulz. Der Verein setzte sich unermüdlich für das Haus ein und blieb auch anschließend aktiv.

Seit 2006 finanziert die Gemeinde Linden nicht mehr den Kirchenerhalt. Das übernahm zunächst ein Freundeskreis. 2008 übernahm ein Verein der Freunde und Förderer der Kirche „Zum guten Hirten“ diese Aufgabe.

Der voraussichtliche neue Eigentümer aus einer bekannten Bochumer Familie ist nicht zum Gottesdienst erschienen. „Er möchte anonym bleiben, da noch nicht alle Fragen rund um den Kauf der Kirche geklärt sind“, erklärt Pfarrer Rolf Schuld. So stehe unter anderem eine Bauvoranfrage von dessen Architekten an die Stadt hinsichtlich der zukünftigen Nutzung des Gebäudes aus. Das Gotteshaus soll bekanntlich zum Wohnhaus umgebaut werden.

Vorvertrag bereits Mitte Dezember unterschrieben

„Wir als Gemeinde haben den Vorvertrag bereits Mitte Dezember unterschrieben, als das Landeskirchenamt in Bielefeld uns per Mail am 17. Dezember die Entwidmung der Kirche zusagte“, berichtet Rolf Schuld weiter. Die Entscheidungssitzung für die im September 2019 beantragte Entwidmung war am Montag, 16. Dezember. Die offizielle Urkunde ist bisher nicht in der Gemeinde eingetroffen. „Das dürfte am offiziellen Dienstweg liegen“, erklärt der Pfarrer. Schließlich gehe diese über den Kirchenkreis Bochum an die Gemeinde. Wenn zwischen Weihnachten und Neujahr die öffentlichen Verwaltungen geschlossen sind, könne die Zustellung solcher Bescheide dauern.

An der Entscheidung ändert dies nichts: Die Bochumer Christen sind um ein Gotteshaus ärmer. Die evangelische „Kirche zum guten Hirten“ in Bochum-Sundern ist nun Geschichte.