Bochum-Gerthe. Am Verwaltungsgebäude Lothringen in Bochum ist zwei Jahre nichts passiert. Eine Baugenehmigung liegt vor, aber die Pläne haben sich geändert.
Vor ziemlich genau zwei Jahren atmete der Stadtteil auf: Ein Investor für das alte Verwaltungsgebäude Lothringen in Bochum -Gerthe war gefunden. Die Immobilie schien gerettet. Wohnungen, Büros, ein Café und eine soziale Begegnungsstätte sollten an der Lothringer Straße 14 entstehen. Baustart sollte 2019 sein. Das Problem nur: Bisher ist nichts geschehen. Das sorgt natürlich für Gerüchte.
Warum sich am alten Verwaltungsgebäude in Bochum-Gerthe noch nichts tut
Plötzlich heißt es, den Investor gebe es gar nicht mehr. Es sei überhaupt kein Geld da für das Projekt. Nur noch Sozialwohnungen seien vorgesehen. Und dass man das alte Verwaltungsgebäude bewusst vergammeln lasse, um neu bauen zu können. WAZ-Recherchen ergeben, dass die Immobilie sehr wohl umgebaut werden soll. Allerdings haben sich die Pläne in der Tat geändert. Ein Stadtteil-Treff ist dabei möglich, aktuell aber noch gar nicht eingeplant.
27 Wohnungen und ein B üro seien vorgesehen, teilt Andreas Seipp auf WAZ-Anfrage mit. Er betreut für die Beletage Grundbesitz aus Köln das Projekt im Bochumer Norden. Der Investor – so viel zu einem der Gerüchte – ist also noch immer derselbe. „Seit Februar liegt die Baugenehmigung vor“, sagt er.
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Damit beginne allerdings erst die Arbeit. Seipp listet auf: „Schadstoff-Untersuchungen, Statik, Haustechnik, Firmenausschreibungen, die Nutzungsänderung von Gewerbe in Wohnen . . .“ Und erst, wenn man alle Unterlagen zusammen habe, könne man auch Zuschüsse beantragen. All dies könne man erst jetzt machen, wo auch die Baugenehmigung erteilt sei. Denn ins finanzielle Risiko habe man nicht gehen wollen.
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Im Januar 2021, so Andreas Seipp, will er alles komplett haben, um mit der Suche nach einem Bauunternehmen starten zu können. Das könne ein halbes Jahr dauern. Zeitgleich sollten dann aber schon Bauaktivitäten zu sehen sein. „Wir werden ja innen einiges abreißen, die Treppenhäuser etwa. Und eine Spezialfirma muss die Tresore entsorgen.“
27 Wohnungen mit bis zu 235 Quadratmeter sind geplant
Die 27 Wohnungen – zuvor waren 32 bis 40 geplant – sollen zwei bis fünf Zimmer, große Terrassen und eine Größe von 97 bis 235 Quadratmeter haben. Im Erdgeschoss sollen Büroräume entstehen. „Die können entweder von einem Unternehmen genutzt werden oder einzeln als Homeoffice-Bereiche. Das lassen wir uns noch offen“, sagt Andreas Seipp.
Informationsabend am Mittwoch
Auch Henry Donner (SPD), Bezirksbürgermeister für Bochum-Nord, hat von den Planänderungen für das Verwaltungsgebäude Lothringen gehört. Um im Stadtteil für Klarheit zu sorgen, lädt er kurzfristig für Mittwoch, 9. September, zu einen Informationsabend in den Kulturrat, Lothringer Straße 36c, ein. Beginn ist um 19 Uhr. Beletage-Geschäftsführer Jens Dellhofen und Architekt Ulrich Plaga haben ihr Kommen zugesagt.
Donner betont in dieser Wahlkampf-Zeit, „dass dies keine politische Veranstaltung ist“. Wegen der Corona-Auflagen bietet der Kulturrat nur 24 Leuten Platz. Donner empfiehlt daher örtlichen Gruppen, jeweils nur einen Vertreter zu entsenden. Wer teilnehmen möchte, kann sich per E-Mail anmelden: bezirksbuergermeister-nord@bochum.de .
Völlig offen ist auch, ob überhaupt ein Café und eine Begegnungsstätte an das Gebäude angeschlossen werden. „Es besteht die Möglichkeit, weitere Gebäude auf dem Grundstück zu errichten“, sagt Andreas Seipp. „Zurzeit verfolgen wir das aber nicht.“ Denn noch habe sich kein Interessent beim Investor Beletage gemeldet. Seipp: „Wenn sich ein Betreiber bei uns meldet, können wir ihm das bauen. Es kam nur noch keiner.“
Ein entsprechender Neubau sei möglich, es gebe auch schon planerische Vorentwürfe. Andreas Seipp gibt sich optimistisch: „Zusammen mit der Bochumer Wirtschaftsförderung werden wir uns bemühen, Betreiber zu finden.“ Das dürfte den Gerthern auch sehr wichtig sein, denn Café und Stadtteil-Treff waren zentrale Forderungen, die in mehreren Workshops mit Bürgern und örtlichen Vereinen und Verbänden im Vorfeld durchgeführt wurden – und deren Ergebnisse in die Planung für das alte Verwaltungsgebäude mit einfließen sollten. Zuvor hatte man gegen einen möglichen Abriss und eine Aldi-Ansiedlung 5620 Unterschriften gesammelt.
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Ob die geplanten 27 Wohnungen als Eigentumswohnungen verkauft oder vermietet werden, steht laut Investor nicht fest. Wer in der ehemaligen Zechen-Verwaltung wohnen wolle, könne sich aber gerne jetzt schon melden, sagt Andreas Seipp.
Kontakt: Beletage Grundbesitz, Stadtwaldgürtel 59, 50935 Köln. Tel. 0211/ 474 46 20.