Bochum. Stau, Stau, Stau: Das ist das tägliche Bild auf der A40-Ausfahrt an der Dorstener Straße in Bochum. Grund: Die Ampel ist nur zwölf Sekunden grün.

Die meisten Autofahrer kennen das gar nicht anders: Auf der Ausfahrt der A40 zur Dorstener Straße in Bochum-Hamme herrscht immer Stau. Die Folge: Massenhaft Rotlicht-Verstöße und verbotenes, hochgefährliches Wenden. Das Problem kommt bald zwischen Polizei und Stadt zur Sprache.

Die Kreuzung A40/Dorstener Straße: riesig, hochkomplex, unübersichtlich und extrem stark frequentiert. An einer Stelle sind die Verkehrsteilnehmer aber ganz besonders belastet: Wer aus Richtung Essen kommt und nach links Richtung Hannibal-Center/Herne fahren will, muss Nerven aus Stahl haben.

Grünphase an der A40-Ausfahrt in Bochum-Hamme dauert nur zwölf Sekunden

Die Grünphase an der Ampel am Ende der Abfahrt dauert nur zwölf Sekunden, danach leuchtet es gut 60 Sekunden lang wieder rot, rot, rot, so dass sich die Pkw und Lkw mitunter bis auf die Autobahn zurückstauen.

ONLINE VERSION Bochum Locator Dorstener Straße
ONLINE VERSION Bochum Locator Dorstener Straße © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Bei jeder Ampelphase kommen nur fünf bis sieben Fahrzeuge auf die Kreuzung: fünf bei Grün, einer bei Dunkelgelb, einer bei Rot. Schon Gelb aber heißt: Sofort anhalten! Und nicht: Gleich wird’s rot, also noch schnell drüberfahren!

Verbotenes Wenden wird in Kauf genommen, um ein paar Sekunden Zeit zu sparen

Wer sich als Linksabbieger den Wartestress auf der A40-Ausfahrt nicht antun will, kommt mitunter auf die Idee, nach rechts Richtung Innenstadt abzubiegen, denn diese Spur ist oft frei. Dann wendet er nach wenigen Metern kurz hinter der Straßenbahnhaltestelle auf der Dorstener Straße um 180 Grad, um wieder Richtung Herne zu fahren.

Das ist zwar streng verboten und sehr gefährlich, könnte aber ein paar Sekunden Zeit einsparen. Das reicht einigen als Motiv für einen groben Verkehrsverstoß.

„Unglaubliches Unfallpotential“

„Dieser Kreuzungsbereich birgt unglaubliches Unfallpotenzial“, sagt WAZ-Leser Georg Kowalski. „Die Ausfahrt der A40 Richtung Herne aus Fahrtrichtung Essen ist katastrophal. Jeden Tag das gleiche Bild.“ Selbst als Fußgänger fühle man sich zeitweise überfordert, zumal verkehrsbedingt anhaltende Autos oft auch Fußgängerüberwege zusperren.

Die Polizei kennt das Problem. Regelmäßig kontrolliert sie das Geschehen vom Motorrad aus und bittet Verkehrssünder der geschilderten Art zur Kasse. Bald werde sie mit der Stadt über das Problem reden und schauen, ob Verkehrsführung und Ampelschaltung an den Verkehrsfluss angepasst werden müssen.

Stadt: Signalsteuerung sei in einem langen Abstimmungsprozess angepasst worden

Bußgelder bei Rotlicht-Verstoß und verbotenem Wenden

Wer bei Rot über eine Ampel fährt und erwischt wird, muss mindestens 90 Euro zahlen - plus ein Punkt.

Wer über einer durchgezogen Linie und/oder auf einer Geradeausspur wie an der Straßenbahn-Haltestelle Dorstener Straße wendet, muss mindestens 30 Euro überweisen.

Wenn dabei andere auch noch gefährdet, muss noch mehr bezahlen. Rotlicht-Verstöße können auch den Führerschein kosten.

Ob aber die kurze Grünphase verlängert wird, scheint zweifelhaft. Die Ampelsteuerung an der A40-Ausfahrt, erläutert die Stadt auf WAZ-Anfrage, „kann nicht für sich allein betrachtet werden“. Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Signalanlagen Dorstener-/Gahlensche Straße und -/Freudenbergstraße gehörten zwingend in die Betrachtung mit einbezogen werden.

Die Signalsteuerung sei in einem langen Abstimmungsprozess angepasst worden. Da die Kreuzung in den Spitzenstunden aus allen Zufahrten sehr hoch belastet sei, könne die für die Linksabbieger in Richtung Herne geschaltete Grünzeit von zwölf Sekunden „nur ein Kompromiss im Hinblick auf das Gesamtsystem sein“.

Schwerer Motorradunfall mitten auf der Kreuzung

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Erschwerend komme dort auch noch die Straßenbahn hinzu, die die A40 ohne Halt passieren muss, um keine Fahrbeziehungen zu blockieren.

Erst am 19. August gab es beim Linksabbiegen von der A40 auf die Dorstener Straße einen schweren Unfall. Ein Motorradfahrer (35) hatte laut Polizei abbiegende Autos rechts überholt und war beim Einscheren vor dem vordersten Wagen mit diesem mitten auf der Kreuzung kollidiert und gestürzt. Der Bilker kam ins Krankenhaus. Seine Maschine wurde von dem Pkw noch mitgeschleift.