Bochum. Ein Autofahrer steht in Bochum vor Gericht, weil er einer Autofahrerin eine Backpfeife verpasst und sie umgefahren haben soll. Er bestreitet.
Wer sich im Straßenverkehr aufregt, sollte eines nach Möglichkeit nie tun: aussteigen und den Gegner zur Rede stellen. Dann kann selbst bei Nichtigkeiten alles blitzartig eskalieren. So geschehen am 22. Februar 2019 auf der Dorstener Straße in Bochum-Hamme. Seit Donnerstag steht ein 50-jähriger Golf-Fahrer vor Gericht, weil er ausgerastet sein und eine Autofahrerin (46) erheblich verletzt haben soll.
Die Frau fuhr damals gegen 19 Uhr stadtauswärts. Vor einer „roten“ Ampel nahe Zechenstraße hielt sie an. Aus Verärgerung über ihren angeblich unkonzentrierten Fahrstil stieg der Angeklagte aus, soll laut Anklage ihre Fahrertür geöffnet und ihr im Streit eine Ohrfeige verpasst haben.
Frau soll bäuchlings auf die Motorhaube geladen worden sein
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Die Frau sei dann ihrerseits ausgestiegen und dem Mann zu seinem Auto gefolgt, um mit dem Handy Fotos zu machen. Er soll angefahren und sie bäuchlings auf die Motorhaube geladen haben. Zweimal sei er gegen ihre Beine gefahren, so dass sie Prellungen an Knie und Schulter erlitten habe. Auch ihr Handy sei beschädigt worden.
Nachher war der Mann zügig weggefahren, weshalb nicht nur gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr angeklagt sind, sondern auch Unfallflucht.
Der Frau war auch im Prozess noch deutlich anzumerken, wie sehr sie der Vorfall belastet. Einmal war sie den Tränen nahe und ihre Lippen zitterten. „Warum fährst Du nicht einfach vorbei oder hupst!“? warf sie dem Angeklagten vor.
„Er hat mich definitiv geschlagen“
„Er hat ausgeholt und mir eine gepfeffert“, versicherte sie. „Er hat mich definitiv geschlagen.“ Und zum zweiten Teil des Vorfalls: „Ich wollte ihn fotografieren, dann hat er mich angefahren und auf die Motorhaube geschubst. Ich war total unter Schock.“ Ihre Mutter (77), die mit im Auto saß, bestätigte dies.
Der Angeklagte schildert die Sache aber so, dass die Frau die Eskalation herbeigeführt habe. „Sie war von Null auf Hundert in einer Sekunde.“ Zuvor habe sie „mit der Hand immer in der Mittelkonsole gefummelt“ und sei „völlig unkonzentriert gefahren“. Dass er ausgestiegen sei, sei „ein Fehler“ gewesen. Dann aber habe er ihr „freundlich“ gesagt, dass sie sich konzentrieren solle, sie gefährde sich und andere.
„Sie ist mir dann gefolgt, in einer Tour auf mich einschimpfend“
Daraufhin habe sie gesagt, dass er sich „verpissen“ solle, das gehe ihn gar nichts an. Geschlagen habe er sie nicht, nur einen mahnenden Zeigefinger vor ihr Gesicht gehalten. „Sie ist mir dann gefolgt, in einer Tour auf mich einschimpfend.“ Dann habe sie „auf meine Motorhaube getrommelt und wie verrückt geschrien“. Angefahren habe er sie nicht, er sei nur „leicht vorgefahren“.
Ein Zeuge (29) sagte: „Da haben sich zwei Leute richtig angemeckert.“ „Umgefahren“ habe der Angeklagte die Frau aber nicht. „Höchstens ein leichtes Fallen“ sei es gewesen.
Das Gericht lädt jetzt einen weiteren Zeugen, dann wird weiterverhandelt.