Bochum-Eppendorf/Linden. Die Coronakrise hat den Dichter Detlef „Olly“ Oleszak aus Bochum zu einem Gedichtband inspiriert. Titel: „Olly, der Poet“. Ein Band mit Humor.
Humor war schon immer sein Patentrezept gegen jegliche Lebenskrisen: „Ich bin zu 95 Prozent gut gelaunt, einfach ein Strahlemann“, sagt Detlef Oleszak (68) und grinst bis über beide Ohren. Kein Wunder, dass er auch die Coronakrise mit Humor zu überstehen versucht. „Es ist doch traurig genug, was draußen alles passiert“, sagt der Hobby-Dichter und ehemalige Einkäufer für Herrenmode.
Humor war schon immer wichtig
Anstatt zu verzagen, hat das Lindener Urgestein „Olly“ Oleszak die Zeit des Lockdowns deshalb für die Produktion eines zweiten Gedichtbandes genutzt. Nach „Olly, Sylt und Mee(hr)“ folgt nun „Olly, der Poet“. Rund 165 Gedichte finden sich darin, der Großteil ist seit Beginn der Pandemie entstanden. „Manchmal kann ich zwei Monate gar nichts schreiben und dann sind es vier Gedichte am Tag“, sagt der 68-Jährige.
Inspiration im Alltag
Weil Oleszak seine Inspiration im Alltag findet, sind auch einige corona-spezifischen Gedichte in seinem neusten Wurf enthalten. So tragen die Kurzgedichte, meist kaum länger als eine halbe Seite lang, Titel wie „Das Virus“, „Abstand halten“, „Corona und die Kontaktverbote“, „Mundschutzpflicht“ oder „Risikogruppen“. Im Gedicht „Ärsche“ heißt es beispielsweise: „Sehe ich auf Straßen und Plätzen Menschen wie bekloppt zu Aldi und zu Lidl hetzen, panisch, bepackt vor Angst und Gier, mit hundert Rollen Klopapier, frage ich mich staunend eben: Wie viele Ärsche muss es geben?“
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Im Gedicht mit dem Titel „Sicherheit“ reimt Oleszak munter: „Da kommt ein Virus einfach daher und fegt uns unsere Straßen leer. Vor Schulen könnte man nun Partys starten, weil keine Helikoptermütter auf ihren Nachwuchs warten, die sonst am Mittag und am Morgen, für Angst, Gefahr und Stillstand sorgen. So bürgt das Virus in der Corona-Zeit vor Schulen dank Hausarrest für Sicherheit.“
Von Sauerbraten bis Fake News
Illustriert hat das Ganze der Eppendorfer Waldemar Mandzel (Künstlertreff Wattenscheid), einst politischer Karikaturist bei der WAZ. „Es geht aber nicht nur um die Coronakrise, diese Gedichte machen nur einen kleinen Teil aus“, sagt Oleszak. Genauso gehe es um Sauerbraten, Übergewicht, Arztbesuche und Gespräche im Zug, aber auch Datenschutz, Fake News und Künstliche Intelligenz.
„Ein bunter Mix“, kommentiert Oleszak. Hauptsächlich humorvoll, seltener zum Nachdenken im Stillen „Aber solche Gedichte gibt es auch, sie handeln etwa von der Zeit oder der eigenen inneren Stimme“, sagt der Dichter, der das blaue Büchlein „Olly, der Poet“ – wie auch schon den Vorgänger „Olly, Sylt und Mee(hr)“ im Eigenverlag verlegt hat. „Mein Vorbild ist vor allem Heinz Erhardt“, so der Pensionär.
Viele Gedichte
Sein Lieblingsgedicht aus dem Band, „Der Borkenkäfer“, nimmt sogar direkten Bezug auf den verstorbenen Komiker. Darin heißt es: „Hinter eines Baumes Rinde saß nie eine Made mit ihrem Kinde. Denn es war – und das stimmt – ein alleinerziehender Borkenkäfer mit seinem Kind. Leider fehlt – und das ist fatal – aus dieser Zeit das Bildmaterial. Drum wurde die Geschichte auch unbebildert, von Heinz Erhardt bewusst als Gedicht nur geschildert, um so den Fokus auf die Made zu richten und ihr auch noch ein Kind anzudichten.“
Lebendig durchs Vorlesen
Wirklich lebendig werden Oleszaks Gedichte erst, wenn sie laut vorgelesen werden – am besten vom Dichter selbst. Dann ist kein Halten mehr: Einmal angefangen, kann Oleszak fast seinen ganzen Gedicht-Bestand mit voller Energie herunterrattern – Anekdoten zur Entstehungsgeschichte inklusive. Mal war es der Versuch fünf Kilogramm abzunehmen, mal das „Leute gucken“ beim Glas Rotwein auf Sylt, was ihn zu seinem nächsten Gedicht inspiriert hat.
Lesungen geplant
Der neue Gedichtband ist Nachfolger von „Olly, Sylt und Mee(h)r“ und hat 125 Seiten. Das Buch im DIN-A5-Format kostet 14,95 Euro.
Detley „Olly“ Oleszak verkauft die Gedichtbände auf Lesungen und nimmt Bestellungen (Angabe von Name, Adresse) unter ollyderpoet@web.de an. Aktuell plant er, seine Gedichte zusätzlich auf CD zu sprechen. Kommende Lesungen sind in Planung.
„Ich freue mich auch, wenn meine Gedichte in anderer Form weiterleben: Etwa als Toilettenwitze oder Bilder in Arztpraxen“, sagt Oleszak. Seine beste und schärfste Kritikerin: Ehefrau Monika. „Wenn er mit Füllfederhalter am Wohnzimmertisch sitzt und dichtet, dann lasse ich ihn meist in Ruhe“, sagt sie. Mal hat er bereits nach zehn Minuten ein neues Gedicht im Kopf, mal feilt er den ganzen Tag daran. „Dann muss ich mir ein Gedicht fünf Mal anhören und kommentieren“, sagt Ehefrau Oleszak. „Manchmal spricht er sogar im Alltag in Versen“, verrät sie.
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