Bochum. Die Stadt Bochum und vier Wohnungsunternehmen haben ein Bündnis gegen Obdachlosigkeit geschlossen. Bis zu 250 Wohnungen werden bereitgestellt.
Vier große Wohnungsunternehmen und die Stadt Bochum sagen der Obdachlosigkeit den Kampf an. Sie haben am Freitag eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Bis zu 250 Wohnungen wollen Vonovia, Vivawest, LEG und VBW perspektivisch zur Verfügung stellen.
In vielen anderen Städten leben deutlich mehr Menschen auf der Straße. Aber auch in Bochum hat die Zahl der Wohnungslosen in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. 2013 zählte die Verwaltung noch 27 „ordnungsbehördlich untergebrachte Menschen“, wie es im Amtsdeutsch heißt. 2019 waren es 261. Möglichst vielen von ihnen dauerhaft zu einer Wohnung zu verhelfen, ist das Ziel der Initiative.
Wohnungen im gesamten Stadtgebiet
Die ersten 60 Personen will die Sozialverwaltung den Wohnungsunternehmen in nächster Zeit vorstellen. Diese suchen dann in ihren Beständen nach geeigneten Unterkünften. Und die sollen, das betonen alle Partner der Vereinbarung, nicht in einem Quartier und in wenigen Häusern liegen, sondern verteilt über das gesamte Stadtgebiet.
Initiative des Landes
Die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ gibt es seit Mitte 2019. Auch in anderen Städten wird sie von den vier Wohnungsunternehmen bereits unterstützt.
Am 1. November 2019 ist sie auch in Bochum gestartet. Ihr Ziel ist es, präventive Hilfen zu leisten, Notversorgung und persönliche Hilfen zu strukturieren, um dauerhafte Wohnungsversorgung zu unterstützen.
„Wir werden viel sprechen müssen“, sagt Vivawest-Geschäftsführer Haluk Serhat; mit Bewerbern, mit den Kundenbetreuern der Unternehmen und auch mit den Mietern. Denn: „Wir wollen ja keinen Ärger in der Nachbarschaft, sondern möchten dass das Projekt gelingt.“
Prävention spielt eine wichtige Rolle
„Es muss passen“, so VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel; der indes optimistisch ist, dass viele Obdachlose in Bochum über kurz oder lange eine Bleibe finden. „Hier sitzen Vertreter von etwa 20.000 Wohnungen am Tisch. Das sollte zu machen sein“, so Riffel bei der Vorstellung der Kooperation. Vor knapp zwei Jahren hatte die VBW mit der Eröffnung des neuen Fliedner-Hauses als Notschlafstätte für Wohnungslose bereits einen ersten Schritt bei der Hilfe für Wohnungslose unternommen.
Alle Unternehmensvertreter betonen, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu sein und deshalb gerne Teil des Projekts zu werden, das Obdachlosen und Wohnungslosen helfen soll. „Wohnraum ist eine grundlegende Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben“, so Vonovia-Geschäftsführer Arnd Fittkau. Sein Kollege Volker Wiegel von der LEG betont, „dass auch die Prävention eine große Rolle spielen.“ Will sagen, die Partner wollen dazu beitragen, dass Menschen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren.
80 Prozent der Wohnungen sind in privater Hand
Wobei die Wohnungsgesellschaften trotz ihrer Größe und ihres umfangreichen Wohnungsbestandes in Bochum nur einen Teil des Marktes abbilden. „80 Prozent der Wohnungen in der Stadt befinden sich in privater Hand“, so Oberbürger Thomas Eiskirch (SPD). Und auch die privaten Vermieter sollten sich von dem Projekt angesprochen fühlen. Die Beteiligung der „großen Vier“ bezeichnet er als „ausgesprochen gutes Signal“.
Ein wichtige Rolle bei Vermittlung von Wohnungssuchenden an die Unternehmen spielt die Verwaltung. Denn, so OB Eiskirch, viele von ihnen bekämen mitunter nicht einmal die Chance, eine Wohnung zu besichtigen, geschweige denn zu mieten. Sozialdezernentin Britta Anger erklärt, unter Umständen würde die Stadt für die ersten Monate als Mieter auftreten und der Mieter selbst erst später den Mietvertrag übernehmen. Sie verweist auf das im Januar gemeinsam mit dem Verein „Via Ruhr „begonnene sogenannte Shelter-Projekt zur Betreuung und Unterbringung junger Erwachsener. Derweil kündigt der Oberbürgermeister an, die Stadt werde gegen Ende des Jahres „einen ganzen Baukasten an Maßnahmen vorstellen“ und – zum Teil gemeinsam mit Sozialpartnern – „neu auf den Weg bringen“.
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