Bochum. Nach Bochum anstatt in die Staaten: Für Familie Skube aus München führt der Sommerurlaub ins Ruhrgebiet. Generell kommen weniger Touristen.
Sie sind seltener geworden: Menschen, die Bochum besuchen, um hier Urlaub zu machen. Denn sie fehlen: Die Touristenmagnete „Bochum Total“, „Starlight Express“ oder „Zeltfestival“. Auch die nahe gelegene „Cranger Kirmes“ ist abgesagt, der VfL Bochum spielte zuletzt nur vor leeren Rängen.
In der Bochumer Tourismusbranche bekommt man das deutlich zu spüren. Die Bochumer Touristeninformation an der Huestraße hat weniger zu tun, fährt ihr Angebot zurück: Täglich hat sie nur von 11 bis 16 Uhr geöffnet, anstatt wie üblich von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr.
Was können sie auch schon empfehlen in diesen Zeiten? „Viele möchten sich gerne draußen aufhalten“, berichtet eine Mitarbeiterin von „Bochum Marketing“ über den Wunsch vieler Besucher. Neben dem Bergbau-Museum werde deshalb derzeit vor allem der Tierpark, das Eisenbahnmuseum und der Botanische Garten empfohlen. Dabei hatten die Touristenzahlen in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen, vor allem aus Spanien, den Niederlanden und Frankreich kamen einer Erhebung von „IT.NRW“ zufolge Besucher nach Bochum.
Herberge nicht ausgelastet
Doch auch in der Ferienvermietung ein ähnliches Bild: Host Alexander, der über die Internetseite „AirBnB“ eine Ferienwohnung in Bochum anbietet, sagt: „Es kommen in letzter Zeit leider immer weniger Urlauber. Aktuell habe ich nur Gäste, die Bochum beruflich besuchen.“ Zwar seien generell hauptsächlich Fortbildungsbesucher, Geschäftsreisende und Studenten unter seinen Gästen, etwa fünf Mal im Jahr buchten aber auch Urlauber seine Wohnung. Häufig hätten diese eine familiäre oder freundschaftliche Verbindung zur Stadt.
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In der Bochumer Jugendherberge an der Humboldtstraße herrscht derzeit ebenfalls Leere vor: Von rund 200 Betten sind Mitte August nur 35 belegt. Leiter Dominik Peters sagt: „Die deutschen Küsten und der Bayerische Wald sind überlaufen, aber bei uns sieht es dürftig aus.“
Drei Tage in der Stadt
Aber es gibt sie doch: Touristen, die Urlaub in Bochum machen. Wer am Check-In der Jugendherberge, gelegen direkt am Bermuda Dreieck, genügend Ausdauer beweist, der wird fündig. Edward Skube entlädt gerade mit seinen Söhnen Phillip (15), Jakob (15) und David (10) das Auto, als Mutter Yvonne Skube dazu stößt und lachend bestätigt: „Ja, wir machen tatsächlich Urlaub in Bochum!“ Für die Münchener wäre es eigentlich mit dem Flugzeug in die über 8000 Kilometer entfernte USA gegangen, stattdessen ging es 650 Kilometer mit dem Auto ins Ruhrgebiet. Die Entscheidung fiel relativ spontan. „Meine Frau wollte aber schon immer ins Ruhrgebiet, weil es hier so viel zu sehen gibt“, erzählt Vater Skube. Er selbst sei bislang positiv überrascht.
Duisburg – Bochum – Köln
Zehn Tage ist die Familie unterwegs – von Duisburg über Bochum bis nach Köln. Damit liegen sie zwar im Trend, was Urlaub in Deutschland in diesem Jahr betrifft, als beliebteste Reiseziele gelten aber weiterhin Gebiete wie der Bodensee, das Allgäu, der Harz, das Erzgebirge, die Lüneburger Heide oder der Thüringer Wald.
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Das größte Zugpferd
Allein „Bochum Total“ lockt als größtes Innenstadt-Festival der Region jährlich bis zu eine Million Besucher.
Die Bochumer Jugendherberge liegt an der Humboldtstr. 59 – 63.
Infos über Touristenattraktionen unter: www.bochum-tourismus.de
Bochum als Geheimtipp also? „Wer weiß, wie lange es ohne Corona gedauert hätte, bis wir hier hergekommen wären“, sagt die Familie. „Wir bleiben an jedem Ort drei Nächte und haben unsere Fahrräder dabei“, berichten die Skubes und deuten auf das voll beladene Auto: Fünf Fahrräder – zwei auf dem Dach und drei am Kofferraum – haben sie mitgebracht.
40 Kilometer täglich mit dem Rad
„Wir fahren bis zu 40 Kilometer am Tag, die Radfahrstrecken eignen sich wirklich gut“, sagt Yvonne Skube. Die Zwillinge Jakob und Phillip finden: „Bislang war eine Führung auf Zeche Zollverein das Coolste, selbst der Radweg dahin war ein Highlight“ und Bruder David meint: „Die Sportjugendherberge in Duisburg hat mir super gefallen, weil man dort Fußball- und Tischtennisplätze mieten konnte und es eine Regattastrecke gab.“
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Für Bochum habe man sich auch schon Ausflugsziele überlegt: „Wir wollen das Bergbaumuseum besuchen und mit dem Kanu fahren“, sagt Yvonne Skube. Nun aber steht für die Abendessensplanung eine wichtigere Frage im Raum: „Wo gibt es denn gute Currywurst?“, wollen die Skubes wissen. Wäre man echter Bochumer, hätte man da nicht ein paar Tipps parat?