Bochum. Ein Viertel weniger Gäste als im Vorjahr sind im ersten Quartal 2020 nach Bochum gekommen. Das trifft Hotels und andere Herbergen hart.

Viele Branchen trifft die Corona-Krise hart. Hotels und andere Übernachtungsbetriebe gehören zu denen, die besonders unter dem Ausnahmezustand zu leiden haben. Auch in Bochum. Die Übernachtungszahlen sind dramatisch eingebrochen.

60 Prozent weniger Gäste sind im März ins Ruhrgebiet gekommen, nur noch halb so viele wie im Vergleichsmonat 2019 haben übernachtet. In Bochum haben zwischen Januar bis März 2020 nur noch 62.643 Gäste Halt gemacht, das sind 28,7 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Immerhin hält sich der Rückgang bei der Übernachtungen im Vergleich zum Landesdurchschnitt (-17,9 Prozent) noch in Grenzen. 9,5 Prozent weniger Übernachtungen zählten die Betriebe. Insgesamt gab es in den Herbergen 136.471 Übernachtungen.

Einige Hotels bleiben geschlossen

Gelindert wurde dieses Tief vermutlich durch zwei Umstände: „Anders als andere Regionen in NRW wie zum Beispiel das Sauerland übernachten bei uns viele Geschäftsleute und Monteure“, sagt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer von Bochum-Marketing. Und beide Gruppen waren zumindest in eingeschränkter Formen vor Ort. Städte und Regionen, die in erster Line von touristischen Besuchern leben, seien viel stärker betroffen. Schiefelbein: „Und wir hatten Glück, dass im Februar noch das Car-Symposium ausgetragen werden konnte.“ Erst danach kam der Shutdown und damit der Einbruch der Gäste- und Übernachtungszahlen.

Und ein Ende der Durststrecke ist noch nicht in Sicht. Hotels dürfen zwar wieder öffnen. Die Frage ist: für wen?

„So wie bei den Gastronomen sind einige Hotels zu dem Schluss gekommen, dass es sich für sie noch gar nicht lohnt zu öffnen“, sagt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH.
„So wie bei den Gastronomen sind einige Hotels zu dem Schluss gekommen, dass es sich für sie noch gar nicht lohnt zu öffnen“, sagt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

So haben sich einige Häuser in Bochum entschieden, erst später oder vorerst gar nicht aufzumachen. „Das Courtyard Marriott wird erst im Oktober öffnen“, sagt Mario Schiefelbein. Das Mercure hat für Juni seine Öffnung angekündigt. Schiefelbein: „So wie bei den Gastronomen sind einige Häuser zu dem Schluss gekommen, dass es sich für sie noch gar nicht lohnt zu öffnen.“

Von „Starlight“ hängt vieles ab

Immerhin: Das erst im Vorjahr eröffnete GHotel an der Alleestraße will am nächsten Montag wieder Zimmer vermieten. Und andere haben trotz der Krise und der einbrechenden Zahlen auch in den vergangenen Wochen nicht geschlossen. Dazu gehört das „H+“ am Stadionring, das eigentlich vor allem vom Starlight Express lebt. Doch das Musical ,läuft seit dem 13. März nicht.

Helfen würde der gesamten Branche, wenn Bochums stärkstes touristisches Zugpferd mit jährlich 400.000 Besuchern wieder aufmachen würde. Doch einen Öffnungstermin gibt es noch nicht. „Wir haben keine Informationen darüber“, so der Bo-Marketing-Chef. Nur so viel ist sicher. Wer auf der Starlight-Internetseite nach Tickets sucht, der erhält bis Ende Juni die Info „findet nicht statt“. Immerhin heißt es ab dem 1. Juli „derzeit keine Tickets verfügbar“. Womöglich setzt die Produktionsgesellschaft Mehr Entertainment auf eine Wiedereröffnung in der zweiten Jahreshälfte.

BoMarketing will neue touristische Angebote machen

BoMarketing denkt derweil darüber nach, wie der den brachliegenden Markt wieder etwas beleben kann. „Wir wollen einige Angebote machen, zum Beispiel Wandern in Bochum“, sagt Mario Schiefelbein.

Leer geblieben sind die Zimmer in der Jugendherberge Bochum seit dem 17. März. Am 29. Mai wird das Haus wieder öffnen – allerdings mit reduzierter Bettenkapazität und besonderen Auflagen.
Leer geblieben sind die Zimmer in der Jugendherberge Bochum seit dem 17. März. Am 29. Mai wird das Haus wieder öffnen – allerdings mit reduzierter Bettenkapazität und besonderen Auflagen. © Lars Heidrich

Das könnte auch für klassische Jugendherbergsgäste interessant sein. Nach einem der erfolgreichsten Jahre in ihrer mittlerweile elfjährigen Geschichte hat die Corona-Krise auch das Jugendgästehaus an der Humboldstraße in der Innenstadt hart erwischt. Seit dem 17. März ist es geschlossen. Die Belegschaft ist in Kurzarbeit. „Durch die Schließung und das Verbot von Klassenfahrten ist der Umsatz des Verbandes quasi über Nacht auf null gesunken“, sagt Maike Braun, Sprecherin des Regionalverbandes Westfalen-Lippe im Deutschen Jugendherbergsverband (DJV).

Jugendherberge öffnet wieder am 29. Mai

Und die Aussichten sind nicht rosig. Zwar werden einige der 29 Jugendherbergen im Verbandsgebiet am 29. Mai wieder öffnen, darunter auch das Haus in der Bochumer Innenstadt. Aber da Schulklassen und Gruppen nach Einschätzung des DJV auf absehbare Zeit kaum reisen dürften, „rechnen wir mit erheblichen Einbußen und deutlich weniger Übernachtungen als im vergangenen Jahr“, so die Sprecherin. Zumal es Hinweise darauf gebe, dass einige Bundesländer das Verbot für Klassenfahrten auf 2021 ausdehnen wollen.

Was das für Bochum bedeutet, verdeutlichen die folgenden Zahlen: Von den 32.270 Übernachtungen im Vorjahr entfielen etwa 23,5 Prozent auf Schulklassen und Studenten und weitere 27 Prozent auf Firmen und Freizeitgruppen. Ohne sie würde die Hälfte des Umsatzes fehlen.

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