Bochum/Witten/Herne. Katrin Balke (37) ist die neue Polizeiärztin für fast 2000 Polizeibeamte des Präsidiums Bochum. Regelmäßig prüft sie deren Gesundheit.

Im riesigen Gebäudekomplex des Polizeipräsidiums Bochum befindet sich auch eine Art Arztpraxis: In zahlreichen Räumen rechts und links eines langen Flures befinden sich diverse medizinische Geräte. Sogar ein Wartezimmer mit Zeitschriften ist eingerichtet. In diesem Gebäudeflügel arbeitet seit Juni eine neue Chefin: Oberregierungsmedizinalrätin Katrin Balke. Sie ist die einzige Ärztin, die in den Diensten des Bochumer Präsidiums steht. Sie löst damit Polizeiarzt Dr. Stefan König ab.

Die Polizeiärztin hat alle klassischen Geräte zur Verfügung wie in einer Hausarztpraxis: für einen Sehtest, einen Hörtest, eine Blutabnahme, ein Belastungs-EKG, eine Ultraschalluntersuchung oder einen Lungenfunktionstest – zum Beispiel. Ebenfalls gibt es ein Labor. Selbst Coronatests können dort gemacht werden. Auch einige Polizeibeamte in Bochum sind bereits positiv getestet worden.

Jede Polizeibeamte in Bochum, Witten und Herne wird mit ihr zu tun bekommen

Wie eine Arztpraxis schaut es in den Arbeitsräumen von Katrin Balke im Polizeipräsidium Bochum aus.
Wie eine Arztpraxis schaut es in den Arbeitsräumen von Katrin Balke im Polizeipräsidium Bochum aus. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

In der Behörde mit knapp 2000 Beschäftigten wird jeder einmal mit Katrin Balke zu tun bekommen; vorausgesetzt, er steht nicht kurz vor der gesetzlichen Pension mit 62 Jahren. „Ich kenne niemanden, der ohne einen Polizeiarzt kennenzulernen durch seine Laufbahn kommt“, sagt die 37-Jährige mit fester und schnell sprechender Stimme.

Das Arbeitsspektrum ist gewaltig groß: Jeder Beamte unter 50 muss sich zum Beispiel alle fünf Jahre einem Kraftfahrtauglichkeitstest unterziehen (Über 50-Jährige alle drei Jahre). Autofahren bei der Polizei ist keine Spazierfahrt, zumal mit Blaulicht und hohem Tempo und brutalem Zeit- und Gefahrendruck, erst recht nachts.

Auch ein EKG wird wegen möglicher Herz-Rhythmus-Störungen gemacht

Dabei überprüfen Balke und ihre Mitarbeiter das Hören, Sehen, ein mögliches Schlafapnoe-Syndrom und den Zuckerspiegel. Auch ein EKG wird gemacht, um Herzrhythmus-Störungen auszuschließen.

Grundsätzlich wird die generelle physische Eignung von jungen Polizeianwärtern untersucht, schon beim Auswahltest. Ist jemand etwa zu dick, muss er abnehmen und nächstes Jahr wiederkommen. Es gibt aber auch Ausschlusskriterien, die endgültig sind. Katrin Balke: „Es ist wichtig, dass man keine Rot-Grün-Sehschwäche hat, denn ein Polizist muss Blut auf einer Wiese erkennen können.“

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Auf ihre Diensttauglichkeit werden auch immer wieder gestandene Polizeikräfte untersucht, etwa wenn jemand auffällig lange krankgeschrieben ist. Auch um Dienstunfälle, Erste-Hilfe-Kurse, arbeitsmedizinische Vorsorge-Untersuchungen, die Prüfung einer Höhentauglichkeit (für Einsätze auf hohen Gerüsten, Brücken, Bäumen etc.) und notfallmedizinische Erstversorgungen stehen auf der alltäglichen Agenda von Katrin Balke.

Medizinisches Polizeiteam hat auch Außentermine

Manchmal ist sie auch draußen bei Polizeieinsatzen unterwegs. Etwa bei brisanten Großdemos, SEK-Einsätzen, Fußballspielen oder Tauchgängen.

Hausärztin für Allgemeinmedizin

Die 37-jährige Familienmutter aus Witten hat in Bochum studiert, ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und 2017 von einer Hausarztpraxis in Witten zur Polizei Gelsenkirchen gewechselt.

Mit dem Wechsel nach Bochum, von wo aus sie auch die Polizeibeamten in Herne und Witten betreut, ist sie weiter aufgestiegen.

Die Teamgröße rund um die Polizeiärztin besteht aus 7,5 Stellen: Notfallsanitäter und medizinische Fachkräfte. „Das Team ist ganz wichtig. Als Ärztin kann man das alles gar nicht leisten. Ich bin sehr zufrieden mit dem Team.“

Der Polizeiberuf ist bei der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung sehr hoch angesehen. Aber ein hohes Ansehen muss nicht zwingend auch für mehr Gesundheit im Beruf führen, meint die Ärztin - und denkt dabei auch an die Mitarbeiter im Rettungsdienst und bei der Feuerwehr, die ebenso wie die Polizei immer wieder Anfeindungen und tätlichen Angriffen einiger weniger ausgesetzt sind. Oder an die Kräfte im Alten- und Krankenpflegeberuf, die gerade jetzt in Corona-Zeiten ganz besonderen Belastungen ausgesetzt sind. „Der Applaus macht sie auch nicht gesünder.“