Bochum. Textilhändler dürfen von 2021 an ihre Waren nicht mehr auf den Wochenmärkten in Bochum anbieten. Es soll „mehr Klasse als Masse“ geben.

Obst, Gemüse, Wurst, Käse, Blumen, Backwaren, Textilien. Ein Wochenmarkt bietet vieles, was das Verbraucherherz begehrt. In Bochum wird die Auswahl allerdings bald kleiner. Textilhändler sind auf den 21 Märkten an 13 Standorten nicht mehr gern gesehen - jedenfalls beim Veranstalter der Märkte, der Bochum Marketing GmbH.

„Wir wollen mehr auf Qualität setzen“, sagt Bo-Marketing-Geschäftsführer Mario Schiefelbein und bestätigt, dass die Verträge „mit einer Handvoll Textilhändlern“ nicht verlängert werden. Vom 1. Januar an haben sie keinen Platz mehr in der Stadt. „Billigware“, wie Schiefelbein deren Angebot nennt, noch dazu auf großen Flächen, sei nicht das, was sich die Marketingagentur vorstelle. Sachen für zwei oder drei Euro, von denen man nicht wisse, wo sie herkommen und unter welchen Umständen sie hergestellt wurden, solle es auf den Bochumer Märkten nicht mehr geben.

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Händler setzen auf Vielfalt

Bestätigt bei der Ausrichtung nach mehr Qualität sieht sich Mario Schiefelbein durch die Entwicklung des neuen Marktes in Linden „mit Premiumhändlern und erstklassiger Ware“. Unter den dort 16 Händlern seien einige neu in Bochum. Und ihr Interesse daran, ihre Stände auch auf anderen Märkten aufzustellen, hänge ab vom Warenumfeld.

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In Händlerkreisen hört sich das zum Teil anders an. „Ich wüsste keinen Händler, der etwas dagegen hat, dass die Stoffhändler auf unseren Märkten bleiben“, sagt etwa Obsthändler Jürgen Greife aus Wattenscheid. Je größer das Angebot und die Auswahl auf einem Markt sei, desto besser. „Vielfalt ist wichtig.“

Masken-Pflicht auf den Wochenmärkten

Auf allen Wochenmärkten besteht die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Die Maskenpflicht gilt für das Personal, Kunden und Begleitpersonen.

Bochum Marketing als Veranstalter der Märkte weist zudem auf die Einhaltung der Hygieneregel und des nötigen Abstands von mindestens 1,5 Metern hin.

Das sieht auch Geflügelhändler Felix Bontrup so. Allerdings sollte aus seiner Sicht auf einem Wochenmarkt ausschließlich mit Lebensmitteln gehandelt werden. „Ich habe nichts gegen die Textilhändler. Aber deren Massenware finden die Kunden auch in genügend Geschäften.“ Das Konzept der Marketingagentur, auf mehr Qualität zu setzen, begrüße er. „Allerdings warte ich zum Teil noch auf die Umsetzung.“ Drei Punkte seien aus seiner Sicht wichtig für die Attraktivität von Wochenmärkten: „Vielfalt, Lage, Qualität.“

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Leser sind besorgt und empört

Längst haben sich besorgte und empörte Leserinnen und Leser an die Redaktion gewendet, die von der Veränderung gehört haben. Eine Frau, die ehrenamtlich Senioren betreut, aber namentlich nicht genannt werden möchte, gehört zu ihnen. „Es gibt viele Senioren mit einer kleinen Rente, die auf den Märkten auch gerne Kleidung kaufen, weil sie günstiger ist als in vielen Geschäften.“ Ganz zu schweigen von der sozialen Komponente, die ein Marktbesuch und ein Plausch mit Händlern und anderen Kunden haben. „Wenn auf dem Markt eine Gulaschkanone steht, warum soll man dort nicht auch Blusen und Jeans kaufen können?“ Ein Händler habe ihr gesagt, es gehe doch nur darum, höhere Standgebühren verlangen zu können.

Stoffhändler sind willkommen

Mario Schiefelbein bleibt dabei: Es müsse mehr Qualität auf die Wochenmärkte. Das ist einer der Kernpunkte im Konzept der Bochum Marketing GmbH, die in diesem Jahr von der Stadt die Organisation der Märkte übernommen hat und sie weiter entwickeln soll. Textilhändler, die sonst auf Stoffmärkten zu finden sind, seien herzlich willkommen, so der Marketing-Chef. Denn: „Mir geht es um Klasse, nicht um Masse.“