Bochum. In vier Jahren soll die geplante Markthalle in der Innenstadt von Bochum eröffnen. Die Erwartung der Planer: jährlich 1,5 Millionen Kunden.
Große Hoffnungen setzt die Stadt Bochum in ihre Markthalle, die von 2024 an eine zentrale Funktion im Haus des Wissens in der Innenstadt übernehmen soll. Nach einer dreijährigen Anlaufphase hoffen die Planer auf jährlich 1,5 Millionen Kunden und einen Umsatz von 15 Millionen Euro. Das Betriebskonzept für die Markthalle ist an diesem Mittwoch (22. April) Thema im Haupt- und Finanzausschuss.
Lokale Kunden, aber auch Tagestouristen aus den umliegenden Städten soll die Markthalle im Innenhof des Telekomblocks mit ihrer Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern und 25 bis 30 Ständen anlocken. Etwa 29.000 Menschen leben und arbeiten allein im direkten Umfeld, heißt es in dem Konzept. Sie seien ebenso potenzielle Kunden wie die Einwohner aus den umliegenden Städten. Beiden Gruppen sollen mit gezielten Marketingmaßnahmen angelockt werden.
Bündnis kritisiert, Konzept sei von vorgestern
Die Botschaft klingt so: Die Markthalle mit einem Anteil von 90 Prozent Lebensmittelangebot und maximal zehn Prozent Gastronomie gibt den Bochumern ein Stück Zuhause in der Innenstadt, mit ihr hat Bochum ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Und sie verfolgt ein modernes Konzept, in dem die Nahversorgung mit frischen und regionalen Lebensmitteln ebenso eine Rolle spielt wie die Funktion als informeller Treffpunkt im Haus des Wissens.
"Schön und gut", sagen Kritiker. "Das vorgelegte Betriebskonzept bleibt aber weit hinter den sich bietenden Möglichkeiten zurück, wirkt durchschnittlich, ideenlos und unambitioniert", heißt es in einem offenen Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses. In dem sogenannten Klimanotstandsbrief ist die Rede davon, dass man Worte wie Klima, regionale und ökologische
Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft und Tierhaltung, Fairer Handel oder Müllvermeidung in dem Konzept vergeblich suche. Es sei von vorgestern und bleibe weit hinter den Erwartungen zurück, die die Stadt selbst in ihrer Strategie 2030 genährt habe.
CDU: Brauchen ein Konzept, keine Utopie
Eine Einschätzung, die nach Ansicht von Christian Haardt überhaupt nicht stichhaltig ist. "Wir orientieren uns an einem Konzept, das funktioniert und nicht an einer Utopie", sagt der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Rat. Der Fokus liege auf einer zusätzlichen Versorgung und auf "Markt im Sinne von Marktwirtschaft". Ein endgültige Position zum vorgelegten Betriebskonzept habe seine Fraktion allerdings noch nicht, zumal es noch in zwei weiteren Ausschüssen beraten werde, ehe der Rat am 30. April darüber entscheide.
Wohlwollend äußert sich die SPD zum Konzept. "Wir denken das ist der richtig Weg", so Fraktionsvorsitzender Peter Reinirkens. Dennoch kündigt er einen Änderungsantrag an, in dem es u.a. um das Thema Finanzierung geht.
Von städtischen Investitionen in Höhe von neun Millionen Euro ist im Betriebskonzept die Rede. Sie umfassen den Rohbau (vier Millionen Euro), Technik und Standsystem (drei Millionen Euro) sowie das Hallenmanagement bis 2026, Marketingmaßnahmen und die verminderte Miete in den ersten beiden Jahren (zwei Millionen Euro).
Symbolische Miete in den ersten beiden Jahren
Die Standmieten, grundsätzlich vergleichbar mit den Gebühren auf den Wochenmärkten, sollen in den ersten beiden Jahren lediglich einen symbolischen Euro betragen, Händler würden sich nur an den Nebenkosten beteiligen. Im dritten Jahr sind zwei Prozent des Umsatzes als Miete geplant, vom vierten Jahr an dann drei Prozent des Umsatzes sowie die Beteiligung an Nebenkosten, Management und Marketing.
Die Autoren des Konzepts, das federführend von Ralf Meyer, Chef der Bochum Wirtschaftsentwicklung, Handelsexperte Herwig Niggemann und Projektentwickler Edgar Neufeld ausgearbeitet wurde, kalkulieren mit einer dreijährigen Anlaufphase. Sie gehen davon aus, dass sich Wochenmärkte und Markthalle ergänzen und ein starkes Netz bilden. Allerdings soll der nahe gelegene Markt auf dem Dr.-Ruer-Platz schließen, sobald die Markthalle eröffnet wird.
Wer die Halle betreiben soll, ist noch ungeklärt. Vorgeschlagen wird, dass das Projektbüro gemeinsam mit der Bochum Wirtschaftsentwicklung Gespräche mit potenziellen Betreibern führt. Empfohlen wird die "Ausgliederung des Managements in eine private Betreibergesellschaft".