Bochum. VfL-Bochum-Fan Henry Wahlig leidet an einer spastischen Bein-Lähmung. Mit einem Lauf rund ums Stadion geht er ab Montag an seine Grenzen.

Henry Wahlig lebt seit seiner Kindheit mit einer Gangstörung. Hereditäre Spastische Spinalparalyse oder kurz HSP nennen Mediziner die zunehmende Lähmung seiner Nerven im Rückenmark. Die Erkrankung schränkt seine Bewegungsfähigkeit zunehmend ein. Seit zehn Jahren ist er im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen, weil selbst kurze Distanzen einen erheblichen Kraftaufwand erfordern.

Dennoch hat sich der 40 Jahre alte Bochumer eine Challenge auferlegt: Ab Montag, 17. August, will der Fan des VfL Bochum im Rahmen eines Spendenlaufs zur Erforschung der Krankheit jeden Tag eine Runde ums Ruhrstadion zu Fuß mit Gehstöcken zurücklegen, in 14 Tagen mindestens 18,48 Kilometer.

Gründungsjahr des VfL Bochum gibt Streckenlänge für Spendenlauf vor

„Jeder Schritt ist für mich eine Überwindung, aber trotzdem will ich weiter aktiv bleiben und das machen, was ich kann. Deswegen habe ich beschlossen, ich mache eine Walking-Challenge“, sagt Wahlig. Für sein Ziel von 18,48 km – in Anlehnung an das Gründungsjahr des VfL Bochum 1848 – muss er jeden Tag etwas mehr als einen Kilometer schaffen. Für den 40-Jährigen ist das „eine extreme Herausforderung“, wie er sagt: „Ich werde dafür sehr lange brauchen, aber ich will es schaffen.“

In seinem Beruf als Veranstaltungsmanager beim Deutschen Fußballmuseum in Dortmund nutzt Wahlig ausschließlich den Rollstuhl. Auch Zuhause ist der Alltag für den zweifachen Familienvater fast nur mit der Hilfe des Rollstuhls zu bewältigen. „Weil jeder Schritt für mich eine große Anstrengung bedeutet und auch eine hohe Konzentration benötigt, muss man sich dafür viel Zeit nehmen“, erzählt der Bochumer.

Während des Corona-Lockdowns nutzte er die Zeit und fing an, wieder vermehrt mit Gehstöcken zu laufen. Aktuell ist er jeden zweiten Tag unterwegs.

Grenz-Erfahrung soll Stiftung des Vaters unterstützen

„Vorher bin ich nie so lange Strecken gegangen, jetzt bin ich einigermaßen gut im Training. Trotzdem wird die Challenge eine große Herausforderung, denn 14 Tage am Stück bin ich noch nie gelaufen. Ich werde an meine Grenzen gehen müssen“, verrät er.

Auch interessant

Eine Extramotivation gibt ihm die Idee dahinter: Den Spendenlauf startet er zugunsten der Tom-Wahlig-Stiftung, die sein Vater 1998 zur Erforschung der noch unheilbaren Krankheit ins Leben gerufen hat. Bei Henry Wahlig wurde die Erkrankung mit zehn Jahren diagnostiziert, sie greift zunehmend die zentralen Nervenbahnen im Rückenmark an.

Rund 4000 Menschen in Deutschland leiden unter HSP, noch fehlen effektive Behandlungsmethoden. „Mir ist klar, dass ich immer weniger werde laufen können. Bis heute kann man nichts gegen HSP tun“, sagt Wahlig, der jedoch wieder positiv nach vorne schaut: „Vor fünf Jahren habe ich geglaubt, dass ich in fünf Jahren nichts mehr schaffen kann. Jetzt habe ich wieder mit dem Laufen angefangen. Ich hoffe, das zeigt, dass man seine Ziele auch erreichen kann, wenn man Beschränkungen hat. Und ich will mir auch weiterhin Ziele setzen.“

VfL Bochum und Fanclubs gehören zu den Helfern und Spendern

Buch über den VfL Bochum geschrieben

Henry Wahlig ist nicht nur ein großer Fan des VfL Bochum, sondern mittlerweile auch ein echter Historiker, was den Fußballclub betrifft. Der studierte Geschichts- und Informationswissenschaftler hat mit „Anne Castroper: Ein Jahrhundert Fußball mitten in Bochum“ sogar ein Buch über seinen Lieblingsclub veröffentlicht.

Auch seinen Wohnort hat er gleich in die Nähe des Ruhrstadions verlagert. Seine Walking-Challenge startet Wahlig deswegen immer von zu Hause aus. Der 40-Jährige freut sich über jeden Unterstützer, der mit einer Spende die Erforschung seiner Krankheit fördert. Begleiter wünscht er sich auf seinen Touren aber nicht: „Das Vorhaben ist für mich, wie für andere ein Marathon.“

Wer Wahlig bei seinem Lauf unterstützen möchte, kann im Internet eine Spende abgeben, unter www.hsp-info.de. Gespendet werden kann entweder ein Pauschalbeitrag oder eine Summe für jeden Kilometer, den Wahlig innerhalb der Walking-Challenge zurücklegt.

Schon im Vorhinein haben sich viele Unterstützer gemeldet. Der VfL Bochum bot ebenso seine Hilfe an wie zahlreiche Fanclubs. „Da waren Menschen dabei, die ich gar nicht kenne. Es ist toll zu sehen, wie die Bochumer Gemeinschaft zusammenhält. Das lässt mich auch innerlich wachsen“, so Wahlig.

Mehr Nachrichten aus Bochum gibt es hier.