Bochum/Münster. Als ich Henry Wahlig erstmals richtig wahrgenommen habe, schien die Sonne. Der VfL Bochum war für ein Testspiel aufs Land gefahren, nach Selm, in die Heimat von Finanzvorstand Ansgar Schwenken.

2003 war das wohl, und während ich Thomas Zdebel und anderen damaligen VfL-Neulingen interessiert zuschaute, fragte ich mich, wie man es wohl schafft, so freundlich und optimistisch wie Henry auf seine Umwelt zu wirken, wenn man sich derart mühsam fortbewegen muss wie er.

Dass Henry unter der seltenen und deshalb für die großen gewinnorientierten Pharmakonzerne uninteressanten HSP (Hereditäre Spastische Spinalparalyse) litt und leidet und die fortschreitende Degeneration von Nervenzellen im Rückenmark ihn vermutlich irgendwann in den Rollstuhl zwingen wird, habe ich später erfahren - ohne groß darüber mit ihm zu sprechen. Wann immer ich Henry, der seine Passion auslebte, indem er für die Homepage des VfL schrieb und fotografierte, anschließend traf, hielt ich den Fußball und insbesondere eben den VfL für das passendere, weil für ihn und wohl auch für mich erquickendere Gesprächsthema.

Henry selbst und sein Vater Tom wichen allerdings nicht der Realität aus. Im Gegenteil. Wahlig senior gründete eine nach ihm benannte Stiftung, die nicht nur auf das Schicksal der Betroffenen aufmerksam machen wollte, sondern sich auch der Erforschung der HSP widmet. 26 Projekte weltweit hat die Tom Wahlig-Stiftung, die auch mit den Bochumer Kliniken St.-Josefs-Hospital und Bergmannsheil zusammenarbeitet, bislang gefördert. Und erstmals, so Vater Wahlig, gebe es heute „vielversprechende Ansätze, die Perspektiven für die Heilung der HSP erkennen lassen”.

Seit einiger Zeit kann Henry seinen „Traumjob”, kreuz und quer mit der Bochumer Mannschaft durch Deutschland zu reisen, nicht mehr leisten, er setzt nun seine Talente und sein Können, die gottlob nicht von der Funktionsfähigkeit seiner Beine abhängen, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportgeschichte der Universität Hannover ein. Wofür er dankbar ist.

Apropos Dankbarkeit. Dass die Verantwortlichen des VfL Bochum bereit waren, ein Benefizspiel auszutragen, dessen Einnahmen der Stiftung zugute kommen, sagt etwas aus und zwar etwas Gutes - über Henry und den VfL. Außerdem freue ich mich einfach, ihn mal wieder zu treffen. Passiert ja nicht mehr so oft. Leider.

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