Bochum-Langendreer. Nadine Leidag sammelt Unterschriften für eine neue Realschule in Bochum-Langendreer. Auch einen Standortvorschlag hat sie bereits.

Als für Bjarne Leidag (10) im vergangenen Jahr die Suche nach einer weiterführenden Schule anstand, war die Wahl schnell getroffen: Eine Realschule sollte es sein. Beim Blick in das Realschulverzeichnis in Bochum stellte Mutter Nadine Leidag jedoch schnell fest: „Eine Realschule in Langendreer fehlt“. Das will sie nun ändern – und sucht dafür Mitstreiter.

Mutter sammelt Unterschriften für neue Realschule in Bochum-Langendreer

Realschule – aus verschiedenen Gründen erschien den Leidags genau jene Schulform am passendsten: Kleiner als eine Gesamtschule und mit einem festen Klassenverbund, außerdem nicht erst der Stress, es auf dem Gymnasium versuchen zu müssen, um dann später vielleicht doch zu wechseln. Doch die nächsten Optionen in Form der Anne-Frank-Schule (Gerthe), Hans-Böckler-Schule (Wiemelhausen) und Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule (Altenbochum) waren für die in Langendreer/Grenze Lütgendortmund wohnende Familie jeweils um die zehn Kilometer entfernt.

„Das bedeutet einen Schulweg von etwa einer Stunde“, erklärt Nadine Leidag. Nur wenig kürzer sei Bjarnes Schulweg leider nun auch, er besucht inzwischen eine bilinguale Wittener Realschule. „Nach Hausaufgaben und Mittagessen bleibt ohnehin nicht mehr viel vom Tag, der Schulweg raubt zusätzlich Zeit“, klagt die 43-Jährige.

Schulkomplex wird aktuell durch eine Grundschule genutzt

Ein Antrieb für sie, eine Petition für eine Realschule in Langendreer zu starten, die schon seit Oktober 2019 läuft. Nicht nur will Nadine Leidag ihrem zweiten Sohn Mik (6), der nun in die Grundschule kommt, einen unter Umständen später einmal ähnlich langen Schulweg gerne ersparen, sie sagt vor allem: „Es sollte wohnortnah ein vielfältiges Angebot unterschiedlicher Schulformen geben.“ Langendreer brauche eine Realschule.

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„Bei aller Daseinsberechtigung von Gesamtschulen – das ist nicht für jedes Kind etwas“, sagt Nadine Leidag. Diese Meinung teilten viele Eltern, mit denen sie im Gespräch sei. Eine Idee für einen Standortvorschlag hat sie bereits: Das Schulzentrum Ost an der Unterstraße 66a. Erbaut zwischen 1981 und 1984, beherbergte der Gebäudekomplex lange Jahre die Jakob-Muth-Schule und die Franz-Dinnedahl-Realschule.

Nach deren Schließung diente der Schulkomplex im Jahr 2015 als Zentrale-Flüchtlings-Unterbringungs-Einrichtung, aufgrund der rückläufigen Zahlen an Geflüchteten wird sie vom Land NRW aber nur noch bis Ende 2020 benötigt. Aktuell ist die Grundschule am Volkspark noch während der Sanierung des eigenen Gebäudes in Teilen des Komplexes untergebracht, ihr Umzug ist aber für Frühjahr 2021 geplant. „Das Gebäude ist dafür mit 700.000 Euro teilsaniert worden – es wurde also ohnehin schon Geld von der Stadt investiert“, argumentiert Leidag.

Stadt plant auf Schulgelände Wohnungsbau

Die Stadt hat jedoch bereits andere Pläne: „Die Entwicklung der Grundstücksflächen des ehemaligen Schulzentrum-Ost ist Teil des vom Rat beschlossenen ISEK Werne-Langendreer/Alter Bahnhof. Ziel der Planung ist der Abriss der ehemaligen Schulgebäude und die Errichtung von Wohnbebauung sowie ergänzenden Nutzungen“, teilt Stadt-Sprecherin Katrin Müller mit.

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Die Fläche biete wegen der fußläufigen Nahversorgung, der Nähe zum Volkspark Langendreer und der ÖPNV-Anbindung große Lagepotenziale. „Die anliegenden Turnhallen werden erhalten und weiter betrieben“, informiert die Sprecherin.

Noch sieben Wochen Zeit

Die Petition läuft noch etwa sieben Wochen und soll dann bei Oberbürgermeister Thomas Eiskirch eingereicht werden. Bislang sind knapp über 500 Unterschriften zusammengekommen.

In der Park-Apotheke, Alte Bahnhofsstraße 161, kann man die Petition vor Ort unterzeichnen. Online lässt sich auf www.openpetition.de unter dem Stichwort „Gebt Langendreer die Realschule zurück“ eine Unterschrift abgeben.

Das hält Nadine Leidag für den falschen Weg. „Das Gebäude darf nicht abgerissen werden! Die Geburtenzahlen steigen stetig, dafür brauchen wir auf absehbare Zeit mehr Kapazität an weiterführenden Schulen“, malt sie aus. Sonst müssten in fünf Jahren Gelder für neue Schulgebäude ausgegeben werden.

„Im Bochumer Osten rechnet die Stadt bis 2022 mit einem Anstieg der Schülerzahlen um 210 Kinder“, ergänzt Nadine Leidag. Mindestens einen Gebäudeteil zu erhalten sei daher ihr Wunsch, es bleibe dann auch noch genug Platz für Wohnbebauungen. Die Suche nach Unterschriften gestaltet sich indes schwieriger als geplant.

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„Ich habe vor allem auf Kindergärten und Grundschulen gesetzt, aber durch die Corona-Krise bin ich dort ausgebremst worden“, sagt Leidag. Immer noch sei der persönliche Kontakt der beste Weg, um Menschen von einer Idee zu überzeugen. „Ich gebe mein Bestes, denn ich will mir am Ende nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben“, gibt sie sich kämpferisch.

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