Bochum-Grumme. Der „Corona-Kreativ-Kreis“ der Bochumer Gemeinde Seliger Nikolaus Groß sucht digitale Fotos von Händen. Damit soll wieder Gemeinschaft entstehen.

„Durch die Pandemie und den Lockdown im März wurde das Leben in der Gemeinde – wie fast überall – ausgesetzt“, erinnert sich Martina Overlöper vom „Corona-Kreativ-Kreis“ der katholischen Gemeinde Seliger Nikolaus Groß. „Wir verfielen in eine Art Schockstarre. Erst die Initiative, einen Ostergruß zu verschicken und unsere Website zu beleben, motivierten uns, andere Wege zu finden und als Kreativ-Kreis weiterzumachen“, so die Musikerin weiter. Und dieser Kreis hatte jetzt eine ungewöhnliche Idee.

Mit dabei sind Bettina Fehr, Iris Pestka-Klaus, Renate Ridderskamp, Jennifer Tille und Mechthild Wilhelmus. Vor den Sommerferien entwickelten die sechs Aktiven aus verschiedenen Gemeindegruppen das Kunst-Projekt „Handzeichen“, das die Gemeinschaft der Menschen in der Pandemie-Zeit symbolhaft darstellen möchte.

Bochumer Bilder von Lieblingstätigkeiten

Das Motto: „Lasst Eure Hände erzählen!“ Teilnehmer lassen die eigenen Hände fotografieren, und zwar vorzugsweise bei einer ihrer Lieblingstätigkeit und schicken sie an das Projekt. „Jeder kann mitmachen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir anonymisieren jedes Bild, bevor es später in dem Kunstobjekt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“, erklärt Overlöper. Dahinter steckt auch, dass Hände in Corona-Zeiten einen schlechten Ruf bekommen haben, etwa als Viren-Überträger. Es gilt, Kontakte zu vermeiden. Abstand halten und sich nicht die Hand zum Gruß geben, das bestimmt den Alltag während der Corona-Pandemie.

Ohne Hände geht bei der Handynutzung gar nichts.
Ohne Hände geht bei der Handynutzung gar nichts. © FFS | Wicho Herrmann

Erstes Etappenziel ist, gut 200 Fotos von Händen zu sammeln. „Derzeit haben wir rund 80 Bilder“, erzählt die Flötistin. Die restlichen Bilder sollen in einem Endspurt bis Sonntag, 16. August, zusammenkommen. Am Sonntag, 9. August, gibt es deshalb nach dem Gottesdienst an der St.-Liborius-Kirche, Josephinenstraße 78, ab etwa 12.30 Uhr eine Fotoaktion.

Künstler unterstützt das Projekt

Die Gemeindeaktive ist zuversichtlich: „Viele wissen davon und finden das eine tolle Sache.“ Reaktionen seien etwa „Ich muss unbedingt noch meine Hände fotografieren und schicken“. Im Alltag gehe es jedoch unter, wie die eher tröpfelnd ankommenden Einsendungen zeigten, so Overlöper weiter.

Nach Einsendeschluss geht die Gruppe dann an die Arbeit. Künstler J. Heinevetter, der die Idee mitentwickelte, unterstützt die sechs Frauen dabei, das Gemeinschaft betonende Kunstwerk „auf Abstand“ zu erarbeiten. Das heißt, die digitalen Bilder und ihre Geschichten, die dahinterstecken, werden nebeneinander positioniert.

So kann sich jeder beteiligen

Die Aufgabe: Die Teilnehmer fotografieren die Hände bei der Arbeit oder privaten Tätigkeiten. Es kann ein häufig genutzter Gegenstand zur Hand genommen, der zu typischen Handbewegungen verleitet. Gesucht werden große und kleine, alte und junge Hände.

Die Fotos zuschicken: Das geht per Whatsapp an die Handynummer der Gemeinde 0163 / 0322603 oder per Mail an handzeichen@nikolaus-gross-gemeinde.de.

Einsendeschluss: Sonntag, 16. August. Die Aktion wurde verlängert. Eigentlich sollte am 31. Juli Schluss sein.

Eine Fotoaktion für alle Interessierten gibt es am Sonntag, 9. August, ab etwa 12.30 Uhr an der St. Liborius-Kirche.

Durch die Einsendung erklärt sich jeder damit einverstanden, dass das Bildmaterial im Rahmen des Kunstprojektes verwendet werden darf. Die Einsendungen werden anonymisiert. Die Fotos sind ausschließlich für das Projekt bestimmt und werden nicht weitergeben.

Das Gesamtwerk wird auf transparente Folien gedruckt und in einen Leuchtkasten eingebaut. Erster Ausstellungsort ist die St.-Liborius-Kirche. Dort soll die Präsentation zum Betrachten und Nachdenken über die Pandemie-Zeit einladen.

Werk geht als Wanderausstellung auf Reisen

In 2021 soll ein gemeindlicher Projekttag folgen. Das Thema: „Was erzählen uns die Hände? Wie hat sich unser Leben, unser Glaube, die Kirche durch die Pandemie-Zeit verändert?“ Im Anschluss darf das Werk als Wanderausstellung auf Reisen gehen, egal ob in Nachbargemeinden/-pfarreien, in Kindertagesstätten und Schulen.

Der Kreativ-Kreis wählte deshalb mit dem Wittener Künstler ein Format aus, das einen Transport ermöglicht. Einen ersten Erfolg gibt es schon: Der gemeinnützige, ökumenische Verein „Andere Zeiten“ finanziert die Materialkosten.