Bochum-Grumme. Rund 250 Besucher feiern mit den Aktiven beim 71. Grummer Gemeindekarneval eine „affengeile Megasause. Und haben dabei sogar schweigend Spaß.

„Seid ihr bereit für eine affengeile Megasause“, fragt Karnevalspräsident Bernd Pape nach dem Einmarsch die rund 250 Besucher, als der 71. Gemeindekarneval Grumme (GKG) von Seliger Nikolaus Groß startet. Das ältere und jüngere Publikum jubelt im ausverkauften Saal vom Gasthaus Goeke mit „Ömmes Egal“ und ab geht die Post.

Moderne Vermarktung eines Hühnereis

Das gut dreistündige Programm eröffnet Mary (Marie-Luise Goeke). Mit ihren Liedern – etwa „Schenk mir Dein Herz“ – bringt sie die Besucher im Saal zum Schunkeln. Satirisch wird es bei Uwe Nölke, der mit seinem Beratungsunternehmen „Max and Morris“ moderne Vermarktungsstrategien durch den Kakao zieht. So wird ein „Hühnerei“ durch Hühnerkacke obendrauf zum Marketingerfolg „Bio-Ei“.

Als zwei aus dem Heim geflohene Hundertjährige treten  Dietmar Kleine und Markus Brüggestrath auf. Und zeichnen ein durchaus düsteres Zukunftsbild.
Als zwei aus dem Heim geflohene Hundertjährige treten Dietmar Kleine und Markus Brüggestrath auf. Und zeichnen ein durchaus düsteres Zukunftsbild. © Stefan Arend

Dass man Karneval auch schweigend feiern kann, beweisen Renate Ridderskamp und Andreas Brinkmann mit ihrem Programm „Wer lesen kann ...“ Denn das müssen die Besucher jetzt. Das Duo hält bedruckte Blätter hoch, die Geschichten darauf muss das Publikum selbst lesen. Stille auch am Ende, als gemeinsam „Kumbaya, my Lord“ „gesungen“ wird – dafür halten die Gäste im Saal Zettel mit dem Liedtext hoch. Wohl noch nie hat der Saal nach einem derart lautlosen Auftritt so getobt. Die erste Rakete des Abends wird fällig.

Bissiger Humor von zwei Hundertjährigen

Bissigen Humor bieten wiederum zwei 100-Jährige (Dietmar Kleine und Markus Brüggestrath), die aus ihrem Heim entflohen sind. Ob Mittagessen um 11 Uhr oder Dichterlesung als nachmittägliche Freizeitbeschäftigung für ein Stück Kuchen: Ihre Geschichten zu einer Altenheimorganisation, die die Bewohner bevormundet und in ein Zeitkorsett zwängt, wird zur Realsatire. Kleine betont durchaus ernsthaft: „Die Lacher von heute sind die Rentner und Heimbewohner von morgen.“ Ein urkomischer Seniorentanz mit Krückstock entführt zurück in die heile Karnevalswelt. Und zur zweiten Rakete.

Für die „Grummer Tanzmariesche“ Janina Kost, Maria Otte und Juliane Rips, die fröhlich ihre Beine schwingen, schießt das Publikum die nächste Rakete ab. Weitere Auftritte folgen bis zum Finale, das traditionell die „Grummer Brummer“ eröffnen. Zum Abschied singt der Saal: „Bei uns in Grumme gibt’s auch ein Karneval“.