Bochum. Aufbruch und Sorgen prägen in Corona-Zeiten das Bochumer Bermudadreieck. Die meisten Läden sind geöffnet. Doch ein neuer Shutdown könnte drohen.
Aufbruch und Sorgen prägen in Corona-Zeiten das Bochumer Bermudadreieck. Die meisten Gastronomen haben zum Neustart ihre Läden geöffnet oder stellen sich neu auf, bangen vielfach aber auch um ihre Existenz. Besucher genießen die neu gewonnene Freiheit, finden sich vor allem am Wochenende jedoch in dichtem Gedränge wieder – nah dran am Party-Puls, aber weit entfernt von jeglicher Corona-Schutzverordnung. Die Bermuda-Wirte sichern zu: „Wir sind wachsam.“ Die Stadt ebenso.
Frank Altendeitering kann Party. Als langjähriger Chef u.a. der „Party-Arena“ (ehemals „Oberbayern“) an der Herner Straße war er sicher, im Herbst 2019 eine Marktlücke im Bermudadreieck zu füllen. Der „Platzhirsch“ sollte mit Tanz und DJ ausgelassene Feierfreude verbreiten. Tat er auch. Bis März. Da war Schluss mit lustig. Corona erlegte den Hirschen.
„Platzhirsch“ stellt sich neu auf
Seit Donnerstag ist er wieder da. Frank Altendeitering. Und sein Hirsch. Partys sind und bleiben verboten. Deshalb setzt der Gastro-Profi nun auf Speisen, neudeutsch Food, Schwerpunkt Schnitzel. Die kurzfristig ausgebaute Küche kredenzt mehr als zwei Dutzend lecker-knusprige Variationen; auch das eine Marktlücke im Dreieck, wie Altendeitering glaubt. Hunger soll die Durststrecke überwinden. Das Partyvolk hat er nicht vergessen: Sobald die Behörden grünes Licht geben, soll freitags und samstags zu späterer Stunde wieder geschwoft werden. Quasi zum Nachtisch.
Die Rückkehr des Hirschen macht den Bermuda-Akteuren Mut, die trotz Corona und mäßigen Kosten-Nutzen-Rechnungen das Dreieck seit Ende des Shutdowns wieder beleben. Als Neuzugang wird „Miss Hops“ begrüßt: Im ehemaligen „Lennox“ will sich Antonio Link, der in Dortmund das „Hopfen & Salz“ führt, mit einer üppig bestückten Bierbar samt deftiger Ruhrpott-Küche auch in Bochum etablieren.
Einige Dreieck-Klassiker bleiben geschlossen
Gegenüber wird aus der Not eine Tugend gemacht.. Die geschlossene Bermuda-Diskothek „Riff“ nutzt die geschlossene „Barraquito“-Bar für einen Pop-up-Biergarten, also fürs Zechen auf Zeit. Allerdings nur an den Wochenenden. In der Woche lohnt es sich offenbar nicht.
Düsseldorf liefert warnendes Beispiel
Die ISG Bermudadreieck appelliert an alle Betriebe und Gäste, die Corona-Regeln zu befolgen..
Die Düsseldorfer Altstadt liefert ein warnendes Beispiel. Dort kam es zuletzt zu derart unkontrollierten Menschenaufläufen, dass die Stadt ein mehrstufiges Hygienekonzept beschlossen hat.
Steigt die Zahl der Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern („Inzidenzwert“) auf über 30, soll es u.a. zu einer Sperrstunde um 1 Uhr, bei einem weiteren Anstieg zur Schließung von Clubs und Kneipen kommen.
„Das gilt es in Bochum zu verhindern“, sagt ISG-Sprecher Christian Bickelbacher.
Das liegt auch am eher spärlich besetzten Umfeld. Das erst Ende 2019 eröffnete „Belly & Crown“ in der einstigen „Anderbar“, der „Freibeuter“, der sich mit dem Verkauf von Shirts, Beuteln und Rubbellosen über Wasser hält, das „Mandragora“ als Wurzel des Dreiecks samt verwaistem Biergarten, das „Flash“ nebenan, die „Rotunde“, das „Riff“ oder das „Sachs“, das den Sommer am Quellenweg neben dem Ruhrstadion mit dem „Sonnendeck“ als Music-Beach retten will: Alle noch dicht. „Aus Verantwortung gegenüber Euch und unseren Mitarbeitern“, wie Mandra-Chef Brösel Steinbrecher auf einem Aushang am KAP standhaft betont.
Sorge um einen neuen Hotspot
Gleichwohl: Das Dreieck ist – auch dank der staatliche Soforthilfen und Kreditprogramme – weit vom Untergang entfernt. Die deutliche Mehrzahl der Clubs, Restaurants, Imbissbetriebe und Bars ist wieder am Start, nahezu vollständig auf der Shisha-Meile Brüderstraße (endlich auch wieder mit dem „Brinkhoffs“). Das reicht dem Eck, um zumindest freitags und samstags fast zu alter Form aufzulaufen.
Das freut die Wirte, sorgt aber auch in eigenen Reihen für zunehmendes Stirnrunzeln. Zwar hielten sich inzwischen nahezu alle Lokale an die Abstands- und Hygieneregeln. „Es gab von unserer Seite einige Ermahnungen. Jetzt läuft es zu 98 Prozent super“, sagt Christian Bickelbacher, Chef u.a. des „Three Sixty“ und Sprecher der ISG Bermudadreieck. An manchen Stellen, gerade am Engelbertbrunnen, „knubbelt es sich zeitweise aber bedrohlich“, beobachtet Bickelbacher. Das Problem: „Wir Gastronomen haben nur Einfluss auf das, was in unseren Betrieben passiert. Auf den öffentlichen Flächen müssen die Ordnungsbehörden ihrer Pflicht nachkommen und ausreichend kontrollieren.“
Stadt meldet nur wenige Verstöße
Das tue die Stadt, wird im Rathaus versichert. Der städtische Ordnungsdienst habe im Bermudadreieck bisher aber „nur vereinzelt Verstöße festgestellt“, berichtet Sprecherin Charlotte Meitler.
„Platzhirsch“ Frank Altendeitering reicht das nicht. „Die Kontrollen müssen schärfer werden. Betriebe, die die Regeln wiederholt missachten, müssen geschlossen werden“, fordert er. Damit nicht alle unter wenigen Uneinsichtigen leiden.