Bochum. Ein Essener (20) ist an der Jahrhunderthalle in Bochum tödlich verletzt worden. Er stürzte aus acht Metern Höhe vom Kühlturm in ein Wasserbecken.

  • 20-Jähriger ist am späten Montagabend zwischen den Kühltürmen in einen Spalt gestürzt
  • Rettungskräfte waren schnell vor Ort, konnten den Verunglückten aber nicht mehr reanimieren
  • Laut Polizei und Feuerwehr trug der Essener Handschuhe, die zum Freiklettern benutzt werden

Bei einem Sturz aus acht Metern Höhe in ein Wasserbecken, ist ein 20-jähriger Mann aus Essen neben der Jahrhunderthalle in Bochum tödlich verletzt worden. Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben am späten Montagabend gegen 22.50 Uhr von zwei Freunden des Verunglückten alarmiert worden.

Der Mann war auf einen der beiden Kühltürme geklettert, die neben der Jahrhunderthalle stehen. Zwischen den Türmen befindet sich ein knapp ein Meter breiter Spalt. „Vermutlich hat der junge Mann diesen Spalt in der Dunkelheit nicht gesehen“, sagt der Bochumer Polizeisprecher Volker Schütte. Die Kühltürme würden nachts zwar angestrahlt, richtig ausgeleuchtet seien sie aber nicht.

Keine Hinweise auf Alkoholmissbrauch

Wie Feuerwehrsprecher Stefan Nowak erklärt, liegen unter dem Spalt abgeflexte Rohrverbindungen, an denen der 20-Jährige hängenblieb, bevor er in das Wasserbecken unterhalb der Türme gefallen ist. Ob er in dem eineinhalb Meter tiefen Becken ertrunken oder an seinen massiven Kopfverletzungen gestorben ist, war am Dienstagmittag noch nicht klar.

Der 20-Jährige stürzte zwischen den beiden Kühltürmen (rechts im Bild) in einen Spalt.
Der 20-Jährige stürzte zwischen den beiden Kühltürmen (rechts im Bild) in einen Spalt. © Hans Blossey

Bei dem Verunglückten wurden laut Feuerwehrsprecher Handschuhe gefunden, die zum Freiklettern, also zum Klettern ohne Seil, benutzt werden. „Die drei jungen Erwachsenen machten keinen alkoholisierten Eindruck“, sagt Nowak.

Die beiden Freunde, ein 19-jähriger Mann und eine gleichaltrige Frau aus Essen, hätten den Sturz selbst nicht beobachtet. „Sie haben nur den Aufschlag gehört und dann die Einsatzkräfte angerufen“, so Nowak. Diese hatten noch vor Ort den Verunglückten versucht zu reanimieren. Er starb später in einem Bochumer Krankenhaus. Seine beiden Freunde wurden notfallpsychologisch betreut und laut Feuerwehrsprecher ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht.

Der erste Todesfall seit Gründung des Westparks

Entsetzt über das Unglück zeigt sich Andreas Kuchajda, als Chef der Bochumer Veranstaltungs-GmbH Hausherr der Jahrhunderthalle. Er beklagt „den ersten Todesfall seit Gründung des Westparks 2003“. Probleme mit nächtlichen Besuchern gebe es regelmäßig: mit Shisha-Rauchern ebenso wie mit Jugendlichen, die auf den Treppenzugängen zündeln. „Wir rufen dann sofort die Polizei.“ Von Kletterern, gar von einer Kletter-Szene, habe man rund um das Industriedenkmal und die alten Kühltürme indes noch nichts bemerkt. Auch nicht am Montag, als die Pforte am Hintereingang der Halle unweit des Unfallortes wie immer rund um die Uhr besetzt gewesen sei.

Christian Eggert, als Erfinder und Regisseur von Urbanatix profunder Kenner der Streetart-Szene im Revier, weiß ebenfalls nichts von Freikletterern im Westpark. „Parkour-Läufer sind hier gerne unterwegs. Aber die steigen ja nicht auf irgendwelche Bauwerke.“ Zwar sei es „tragisch“, dass just neben der Jahrhunderthalle, wo seit sechs Jahren die Straßenkünstler des Ruhrgebiets jährlich knapp 20.000 Besucher begeistern, ein junger Mann ums Leben kam. „Genau diese waghalsigen Aktionen sind in unserer Szene aber verpöhnt“, so Eggert. „Bei Urbanatix lernt man zu allererst das Handwerk und Verantwortung.“ Was zähle, sei Sicherheit, keine lebensgefährlichen Mutproben und reißerischen Facebook-Posts.