Bochum-Weitmar. Christoph Hintermüller wird nach seiner Ausbildung in den USA Kirchenmusiker in St. Franziskus. Er hat viele Pläne für die Bochumer Gemeinde.

Dass er Kirchenmusiker werden will, stand spätestens seit der vierten Klasse fest: Da besuchte er als kleiner Junge wöchentlich den Schulgottesdienst und ärgerte sich über den dortigen Organisten, der zwei Jahre lang dieselben Lieder spielte. „Das kann ich besser“, beschloss Christoph Hintermüller und begann, selbst Orgel zu lernen - autodidaktisch.

Dass die Gemeindemitglieder der katholischen Pfarrgemeinde St. Franziskus künftig jahrelang dieselbe Kirchenmusik zu hören bekommen, ist somit ausgeschlossen. Hintermüller ist nämlich seit Anfang Juni der neue koordinierende Kirchenmusiker der Pfarrgemeinde, zu der die Gemeinden Liebfrauen, St. Engelbert, St.Paulus, St. Franziskus, St. Johannes gehören. Angestellt ist der bei der Gemeinde St. Franziskus, koordiniert aber die Kirchenmusik für die gesamte Pfarrgemeinde.

Studium in Mainz, Los Angeles und Texas

Christoph Hintermüller begann bereits parallel zum Abitur die kirchenmusikalische C-Ausbildung und studierte im Anschluss Kirchenmusik an der Musikhochschule Mainz.

In der Folge studierte er an der Universität von Los Angeles, seinen Master machte er in „Organ performance“ in Denton (Texas).

Weitere Infos über ihn und die Pfarrei unter www.christoph-hintermueller.de und www.pfarrei-st-franziskus.de

Dass sein Weg nach Bochum führte, war reiner Zufall. Aus dem Hobby des gebürtigen Bergkameners wurde erst Leidenschaft, dann Beruf. „Ich habe das Fach Orgel in Amerika studiert“, sagt der 27-Jährige. Erst nur für ein Auslandssemester, dann für weitere zweieinhalb Jahre lebte und lehrte Hintermüller in Texas. Doch im letzten Jahr entschied er sich, wieder nach Deutschland zu kommen und fand eine Stellenausschreibung der Pfarrei.

Die Bochumer Gemeinde miteinbeziehen

Den Gemeindemitgliedern von St. Franziskus könnte sein Ausbildungsort künftig auffallen: „Mein Musikstil ist breit gefächert, aber besonders gefällt mir anglo-amerikanische Chormusik“, erzählt Hintermüller. Eigentlich hatte er in diesem Stil auch einen diesjährigen Weihnachtsgottesdienst mit „Christmas Carols and Lessons“ – Musikstücken im Wechsel mit Texten – geplant.

https://www.waz.de/staedte/bochum/bochum-kantor-verabschiedet-sich-mit-pauken-und-trompeten-id228021707.htmlDer Ausfall von großen Chor- und Orchesterproben durch die Coronakrise macht dem aber wohl einen Strich durch die Rechnung. Anstatt einer Chorprobe finden aktuell sieben Kleinproben statt. Ohne Krise wäre wohl generell schon mehr umgesetzt als geplant, Hintermüllers Credo dabei: „Ich möchte alle Gemeindemitglieder, die Lust auf Musik haben, miteinbeziehen.“

https://www.waz.de/staedte/bochum/sued/st-franziskus-gemeinde-veranstaltet-kunstvollen-abend-id216252159.htmlDas müsse nicht gleich die Teilnahme am Chor oder Orchester sein, er wolle die Menschen dort abholen, wo sie sich befänden. „Beispielsweise könnte jemand nur ab und zu bei der Gottesdienstgestaltung mitmachen“, sagt Hintermüller. Ansprechpartner für alles rund ums Thema Musik – das will er in der Pfarrei künftig sein. „Egal ob jung oder alt, Profi oder Amateur, Klassik-Liebhaber oder Gospel-Fan“, betont er. Dabei komme es ihm zugute, dass er in Bochum auf eine aktive Pfarrgemeinde mit vielen Talenten treffe. „Die Chöre hier können noch wirklich singen“, sagt Hintermüller und lacht.

Eine Orgel-Konzertreihe ist für 2021 geplant

Ziel sei es auch, die einzelnen Gemeinden näher zusammenzubringen und kirchübergreifend zu arbeiten. Eine Ankündigung kann er dafür schon machen: „2021 wird es eine Orgelkonzertreihe durch alle Kirchen der Pfarrei geben“, so Hintermüller. Wenn er nicht an der Orgel sitzt, dann steht der 27-Jährige auf der Bühne. „Ich führe sozusagen ein Doppelleben“, sagt er und schmunzelt. Als Showkünstler ist der Musiker nämlich mit einem Programm aus Zauberei und Showhypnose in ganz Deutschland unterwegs. An die Orgel in der Kirche St. Franziskus hat er sich übrigens schon gewöhnt. „Die Orgeln in den USA sind riesiger und komplexer, deshalb fiel mir die Umstellung nicht schwer“, sagt Hintermüller.

Raffinessen der Orgel kennenlernen

Dennoch sei jede Orgel einzigartig, man müsse ihre Raffinessen kennenlernen und die Akustik müsse genau auf die Räumlichkeiten abgestimmt sein. „Das hier vorhandene Instrument kannte ich schon – ich habe es an seiner Identifikationsnummer wiedererkannt“, sagt Hintermüller. Bevor es in St. Franziskus gestanden hätte, habe er es einmal in einem Kloster bespielt. „Damals klang es für mich schrecklich“, gibt er zu. Im Rahmen des Umzuges sei das Instrument aber neu gestimmt worden und nun sei der Klang ganz anders. „Jetzt gefällt sie mir sehr gut“, sagt er über die Orgel.

Die Chemie zwischen Orgel und Musiker stimmt also schon einmal – beste Voraussetzungen, dass das künftig auch für Organist und Gemeinde zutrifft.