Bochum. Petra Afonin, langjährige Künstlerin am Prinz-Regent-Theater Bochum, starb nach längerer Krankheit. Als “Cellulita“ bleibt sie unvergessen.
Petra Afonin ist tot. Die beliebte Ex-Bochumer Schauspielerin starb am 9. Juni nach längerer Krankheit – am Tag ihres 65. Geburtstages. Nicht nur als „Cellulita“ hat sich die wortgewitzte Schwäbin viele Freunde gemacht.
Am 65. Geburtstag gestorben
Afonin war seit den 70er Jahren eine feste Größe im Theaterleben dieser Stadt, aber auch darüber hinaus. Die Künstlerin, die auch als Regisseurin und Autorin tätig war, lebte von 1979 bis 2007 in Bochum, bis sie im Sommer 2007 in ihre Heimat Tübingen zurückkehrte. Hierzulande bleibt Afonins Name vor allem mit dem Prinz-Regent-Theater verbunden. 1991 war sie Mitbegründerin des PRT, wo sie auch die ersten fünf Jahre im Vorstand tätig war. Hier wurden ihre Produktionen erarbeitet, zur Premiere gebracht und regelmäßig gespielt.
Eine gute Freundin und langjährige künstlerische Weggefährtin von Petra Afonin ist Sibylle Broll-Pape, Mitbegründerin des PRT und bis 2015 dessen Leiterin. Die heutige Intendantin des ETA-Hoffmann-Theaters Bamberg hat mit Afonin viele Aufführungen in Bochum erlebt, die zu Kult-Programmen wurden, etwa die heiter-nachdenkliche „Cellulita“-Reihe, in der Afonin weibliche Befindlichkeiten aufspießte und als „Königin der Nachtcrèmes“ reüssierte.
Mitbegründerin des Bochumer Prinz-Regent-Theaters
Broll-Pape schätzte die Verstorbene als Künstlerin, vor allem aber als Mensch. „Petra Afonin kannte ich als loyale, zuwandte Person, die gleichwohl immer ihre Meinung gesagt hat“, sagt die Theaterleiterin. Afonin sei sehr gradlinig gewesen, „wenn Du sie als Freundin hattest, konntest Du glücklich sein.“ Auffallend sei Afonins präzises Spiel gewesen, weswegen sie gerade im humoristischen Fach überzeugen konnte. „Einerseits war Petra sehr extravagant, etwa in ihrer Kleidung, andererseits schimmerte immer die ,schwäbische Hausfrau‘ bei ihr durch“. Diese Kombination sei einzigartig gewesen.
Die Schauspielerin hatte sich mit schwäbischem Mutterwitz schnell in die Herzen des Bochumer Publikums gespielt, unvergessen die humoristischen Vor-Weihnachtsabende, die sie in Text & Musik gemeinsam mit Joachim Hermann Luger („Vater Beimer“) gestaltete.
Schwerpunkt musikalisches Kabarett
"Wir haben gut harmoniert, es hat immer viel Freude gemacht, mit ihr zu spielen", erinnert sich der Bochumer Schauspieler. Sie sei eine wesentliche, langjährige Partnerin für ihn gewesen: "Petra war ideenreich, voller Wortwitz, sehr spontan", kennzeichnet Luger die Künstlerin.
Auch wenn Petra Afonins Schwerpunkt das musikalische Kabarett wurde, so steht sie doch auch für die Auseinandersetzung mit Tabuthemen und deren Bearbeitung für das Theater. Dass sie keine reine Ulknudel war, wusste man lange. Doch erst in späteren Jahren wurde das auch auf der Bühne deutlich, so, als Afonin in selbstverfassten Stücken Themen wie Altersdemenz („Ich bin das noch“) oder die Pflege von hochbetagten Angehörigen („Es ist nie genug“) mit Empathie, künstlerischer Ausdruckskraft und lebensbejahender Heiterkeit noch im Angesichts des eigentlich Unerträglichen gestaltete.
Nun ist die Künstlerin für immer abgetreten. Nicht nur in Bochum, überall, wo sie auf der Bühne stand, wird man ihr ein ehrendes Andenken bewahren. Mach’s gut, Cellulita! Petra, we’ll miss you!
>>> Info: Der letzte Auftritt
Ihre letzte Vorstellung in Bochum absolvierte Petra Afonin Anfang April 2018, als sie mit Ortrud Beginnens Stück „Mein Freund Rudi“ im Kulturbahnhof Langendreer auftrat.
Es war ihre letzte Bühnenproduktion vor dem Ausbruch einer Krebserkrankung, der die 1955 geborene Schauspielerin jetzt erlag.