Bochum. „Sign of the Times“ heißt die neue CD des Musikers, der im Juni 60 wird. Im WAZ-Gespräch plaudert er über Reggae, Corona und das Älterwerden.

Ende Juni wird er 60, doch das ist für den Bochumer Hardrocker Axel Rudi Pell noch lange kein Grund, etwas leiser zu treten. Das neue Album „Sign of the Times“ der nach ihm benannten Band schlägt ein wie eine Granate. Kurz nach Veröffentlichung Mitte Mai stand es auf Platz 5 der deutschen Album Charts: „Nur knapp hinter Andrea Berg!“ jubelt der Musiker. Im WAZ-Gespräch plaudert er gut gelaunt über schwierige Corona-Zeiten, die neue Liebe zum Reggae und seine Geburtstagssause.

Ihre Fans sind begeistert: Das neue Album knallt gut!

Axel Rudi Pell: Danke! Wir bekommen viel positives Feedback. Die Kommentare in den Online-Foren überschlagen sich regelrecht. „Sign of the Times“ ist unser mittlerweile 18. Studioalbum in 31 Jahren, und man kann wirklich sagen, dass wir unserem Stil treu geblieben sind.

Welche Themen beschäftigen Sie denn besonders?

Nun, wie der Titel schon sagt, geht es um die Zeichen der Zeit. Meiner Meinung nach ist es fünf nach zwölf! Es gibt so viele schlimme Sachen auf der Welt, die wir versuchen, in den Songs etwas aufzugreifen. Da geht es etwa um Religionskriege und den Klimawandel. Aber natürlich geht es in den Balladen auch um Herzschmerz und Beziehungskisten.

Ein Song beginnt ganz ungewöhnlich mit einem Reggae-Intro…

Ja, darauf bin ich schon etwas stolz. Der Song war längst fertig, als ich mir die Gitarre schnappte und einfach etwas vor mich hin spielte. Plötzlich kam ich auf die Idee für diesen kleinen Reggae-Einstieg. Die anderen in der Band dachten erst, ich will sie verarschen, aber am Ende haben wir es drin gelassen. Aber keine Sorge: Wir werden unseren grundlegenden Stil nicht ändern.

Wie sehr beschäftigt Sie gerade die Corona-Krise?

Das ist ein ernstes Thema. Unsere komplette Frühjahrs-Tour zum Start des neuen Albums mussten wir auf den Herbst verschieben. Ich hoffe inständig, dass wir dann mal wieder spielen dürfen. Denn mit CDs allein verdient man als Musiker kaum noch Geld. Auch die Erlöse durch Streaming sind winzig: Unser vorletztes Album „Knights Call“ brachte es auf 2,6 Millionen Streams. Da kann ich mir ein großes Nogger-Eis für kaufen. Okay, das ist etwas übertrieben, aber ohne die Tourneen, die uns durch halb Europa bis nach Schweden und Bulgarien führen, sähe es finster aus. So scharen wir gerade mit den Hufen, dass es bald wieder losgeht. Aber die Sorge ist auch, dass es einige Hallen und Clubs bis dahin vielleicht gar nicht mehr gibt.

Am 27. Juni feiern Sie 60. Geburtstag. Werden Sie langsam zu alt für den Job?

Nee, das sehe ich halbwegs locker. Ich bin auch nicht der Älteste in der Band: Unser Schlagzeuger Bobby Rondinelli wird schon 65. Und wenn Ronnie Wood von den Rolling Stones mit 72 noch über die Bühne springt, dann passt das schon. Wenn die Gesundheit mitspielt, machen wir weiter.

Wie wird denn gefeiert?

Bei mir zu Hause in Dahlhausen wird es eine kleine Party geben. Nichts Besonderes, draußen im Garten. Mein guter Freund Harry Weinkauf, bekannt als eine Hälfte von Toto & Harry, ist auch dabei, denn er hat drei Tage vor mir Geburtstag.

Info: Pell plant seine erste Duft-Kollektion

Das Album „Sign of the Times“ ist Anfang Mai bei Steamhammer erschienen und im Handel erhältlich. Der Abschluss der großen Herbst-Tour ist am 1. November in der Zeche Bochum (Prinz-Regent-Straße 50-60) geplant.

Daneben bastelt Axel Rudi Pell gerade an seiner ersten Duft-Kollektion: Geplant ist ein herber Herren-Duft („Nobel Forest“) sowie ein fruchtiger Damen-Duft („Lady Dark“), die voraussichtlich im Herbst erscheinen sollen. Alle Infos: www.axel-rudi-pell.de