Bochum. Clubs und Diskotheken in Bochum warnen vor dem Corona-Aus. Existenzen seien bedroht, ohne dass es für die Branche derzeit eine Perspektive gebe.

Clubs und Diskotheken in Bochum kämpfen in der Corona-Krise ums Überleben. Die Situation sei "existenzbedrohend", warnen mehrere Betreiber. Sollten die Schließungen andauern, stünden die Ausgehtreffs vor dem Aus.

"Jedes Bier zählt": So wirbt die Gastronomie-Gewerkschaft NGG dafür, trotz der Hygieneauflagen in die zögerlich wiedereröffneten Restaurants und Gaststätten einzukehren. In den Tanzlokalen wären sie froh, überhaupt wieder Besucher begrüßen zu dürfen. Mitte März gingen die Lichter aus. "Bis heute wird nicht ansatzweise eine Perspektive für einen Neustart in Betracht gezogen oder diskutiert", kritisiert Hendrik Büchten, Marketingchef der Großraumdiskothek Prater in Hofstede.

Lage gilt als existenzbedrohend

Digitale Formate oder andere Notlösungen seien in einer Disko nicht umzusetzen. "Wir sind ausschließlich vom öffentlichen Betrieb abhängig", so Büchten. Die Lage sei "längst existenzbedrohend. Viele Betriebe sind bereits insolvent".

Das bekräftigt Frank Altendeitering, der in Bochum die "Party-Arena" an der Herner Straße und den "Platzhirsch" im Bermudadreieck führt. "Wir als Inhaber verzichten komplett auf unsere Gehälter", sagt Altendeitering. Ein großes Problem seien aber die Fixkosten, vor allem die Mieten. "Auch wir haben uns bemüht, eine Lösung zu finden. Bisher zeigte sich leider keiner der Vermieter bereit, einen angemessenen Kompromiss zu finden. So trägt die Folgen der staatlich verordneten Schließung einzig der Gastronom.“

Bahnhof Langendreer hofft auf 2021

Düstere Wolken sind auch über dem Bahnhof Langendreer aufgezogen. Spätestens zu Beginn des Jahres 2021 müsse der Party- und Konzertbetrieb wieder ohne Corona-Beschränkungen aufgenommen werden, sagt Sprecher Heiko Schwegmann. Sonst stehe der Bahnhof "mit seiner intimen Größe und seinen intensiven Live-Erlebnissen" auf dem Abstellgleis.

Wie es schon deutlich früher weitergehen könnte? Die Gastronomen rätseln - und probieren. Im "Jack's" hinterm Hauptbahnhof gilt seit Kurzem das Motto "Besser als nichts". Den Gästen (Anzahl streng begrenzt) werden Tische (maximal vier Personen aus zwei Haushalten) zugewiesen. Nur hier dürfen sie ihre Mund-Nase-Masken abnehmen.

Neustart mit Maskenpflicht

Die Maskenpflicht hat auch Frank Altendeitering bei einer Freigabe in der "Party-Arena" und im "Platzhirsch" im Blick. "Das wäre bei einer maximalen Belegung von beispielsweise 60 Prozent zu überdenken. Zudem könnte das Trinken ausschließlich aus Flaschen mit Strohhalm oder Einwegbechern ein weiteres Eingeständnis sein. Hier lässt die Politik aber jegliche Information aus", so Altendeitering.

Die Branche bangt. Und damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. In Bochum beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe laut NGG rund 6300 Menschen. Staatshilfen wurden gewährt - und werden womöglich weiter notwendig sein. Prater-Macher Hendrik Büchten: "Unsere Soforthilfe, die eigentlich die Aufrechterhaltung des Betriebs gewährleisten sollte, wurde sofort vom Finanzamt einbehalten. Ob dies zweckentfremdet wurde, konnten uns weder das Finanzamt noch das Landesministerium beantworten."

Zeche öffnet den Biergarten

Clubs und Diskotheken, so befürchten die Betreiber, könnten zu den Letzten gehören, die in der Corona-Krise wieder öffnen dürfen. Mit einer Alternative zumindest bei gutem Wetter wartet derweil die Zeche auf. Bochums traditionsreichster Club hat zwar sämtliche Partys und Live-Konzerte gestoppt. Seit wenigen Tagen ist aber der Biergarten wieder geöffnet. Wenigstens etwas.