Bochum. 1106 Spiele des VfL Bochum hat Günther Pohl fürs Radio kommentiert. Nun ist die Serie gerissen. In Karlsruhe durfte “Mr. VfL“ nicht ins Stadion.
Es wäre sein 1107. Spiel in Folge gewesen. Nun ist die in Fußball-Deutschland wohl einmalige Serie gerissen. Günther Pohl durfte am Sonntag beim Auswärtsspiel des VfL Bochum in Karlsruhe nicht ins Wildparkstadion. Die badische Nullnummer kommentierte er für Radio Bochum im Studio an der Huestraße. Das gab's noch nie, seitdem die "Ruhrwelle" vor 30 Jahren auf Sendung ging.
Seit 1990 hatte Pohl kein Pflichtspiel des VfL verpasst. 1. und 2. Liga, DFB-Pokal, Ligapokal, UEFA-Cup: Kein Goal ohne Pohl, ohne die markante Stimme, der die VfL-Fans mal freudig, mal gefrustet am Radio lauschen.
Lokalradios müssen draußen bleiben
Es bedurfte der Corona-Pandemie, um den 66-Jährigen ins Abseits zu stellen. Das Gesundheitskonzept der Deutschen Fußballliga (DFL) beschränkt bei den derzeitigen Geisterspielen massiv auch die Zahl der Journalisten, die ins Stadion dürfen. Bei der Vergabe geht es um Geld und Lizenzen. Die Lokalradios müssen draußen bleiben.
Beim ersten VfL-Heimspiel nach dem Neustart gegen Heidenheim wehrte sich Radio Bochum. Mit Erfolg. "Wir schalteten den Verband Deutsche Sportpresse und Oberbürgermeister Eiskirch ein", sagt Günther Pohl, der letztlich doch seinen Stammplatz auf der Pressetribüne einnehmen konnte.
Studio statt Pressetribüne
Am vergangenen Sonntag beim Karlsruher SC blieben alle Versuche vergeblich. "Mr. VfL" durfte erstmals ein Auswärtsspiel nicht vor Ort fürs Radio kommentieren. Infos gab's für die Hörer gleichwohl: Pohl schaute sich die Begegnung im Radio-Bochum-Studio in der Innenstadt auf Sky an und berichtete live.
"Das war schon ein komisches Gefühl", erzählt Pohl, hat aber den Humor nicht verloren: "Ich hatte die kürzeste Anreise aller Zeiten. Und in der Pause gab's kein Stau auf dem Klo."
Fragezeichen hinter den nächsten Spielen
Wie es weitergeht? Noch ungewiss. Die Akkreditierungen sowohl für das Heimspiel am Mittwoch (27.) gegen Kiel als auch die Auswärtspartie am Samstag (30.) in Nürnberg laufen. Ob's klappt, werde kurzfristig entschieden, so Pohl, der im WAZ-Gespräch gelassen wirkt: "Jetzt ist die Serie sowieso kaputt."
Nicht gelten lässt er das Argument, er sei als Corona-Risikogruppe besonders gefährdet. "Ich werde eher krank, wenn ich nicht im Stadion bin."