Bochum. Eine neu gegründete Gewerkschaft aus Bochum möchte sich bundesweit für Pflegende stark machen. Ihr Hauptanliegen ist eine angemessene Bezahlung.
Pflegekräfte arbeiten in der Corona-Krise unter einem besonderen Druck. Eine angemessene Bezahlung für Pflegerinnen und Pfleger wird momentan immer wieder diskutiert. Um in der Debatte dauerhaft die Interessen der Berufsgruppe zu vertreten, haben Studierende der Hochschule für Gesundheit in Bochum die Pflegegewerkschaft „Bochumer Bund“ gegründet. Ihr Hauptanliegen: höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Die Idee dafür entstand schon vor drei Jahren. „Eine Handvoll Studierende haben die Gewerkschaft gegründet, da sie mit der Gesamtsituation unzufrieden waren“, berichtet Jürgen Drebes, Beisitzer im Vorstand und Lehrkraft an der Hochschule für Gesundheit. Die Studierenden hätten sich eine Möglichkeit gewünscht, wo sich Mitarbeiter aus der Pflege abstimmen und beruflich organisieren könnten.
Gewerkschaft will sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen
Eigentlich ist die Gewerkschaft Verdi für die Belange der Berufsgruppe zuständig. Dort sei laut Drebes aber nur ein kleiner Teil der Pflegenden Mitglied. Organisationen, die die Pflege vertreten, hätten lediglich ein überschaubares politisches Gewicht, kritisiert er. Neben der Entlohnung wollen sie sich für bessere Arbeitsbedingungen und die Personalausstattung einsetzen. Die durchschnittliche Verweildauer eines Mitarbeiters in der Pflege liege bei fünf Jahren, das müsse sich seiner Meinung nach ändern.
„Patienten müssen auch weiterhin nachts gepflegt werden. Das bleibt immer so“, betont Jürgen Drebes. Trotzdem fordert die Gewerkschaft Teilzeitmodelle mit einer entsprechenden Bezahlung, da insbesondere viele Frauen in der Pflege arbeiten. Auch die Kinderbetreuung spiele nach der Corona-Krise eine Rolle.
In der Pflege mangelt es zudem an Nachwuchs. Deshalb setzen sich die Mitglieder auch für eine Veränderung der Ausbildung ein. „Wir müssen die Akademisierung voranbringen. Das heißt, dass wir den Pflegeberuf auf ein anderes Podest heben müssen“, sagt Drebes.
Gewerkschaft gründet sich am Tag der Pflege
Mitglieder im Verein
Derzeit gibt es nach Angaben von Jürgen Drebe bundesweit um die 150 Mitglieder. „Die Zahl verändert sich aber fast täglich“, erklärt der Fachlehrer.
Der Mitgliedsbeitrag kostet für Studierende, Auszubildende und für Personen mit einer „prekären finanziellen Situation bei 2 Euro. Erwerbstätige Mitglieder zahlen 5 Euro im Monat. Weitere Informationen gibt es unter www.bochumerbund.de
In den letzten Wochen haben Pflegende aufgrund der Corona-Krise viel Anerkennung bekommen. Drebes vermutet, dass diese mit der Zeit nach und nach verblassen könnte. „Ich würde mir dauerhaft wünschen, dass die Pflege mehr Aufmerksamkeit erhält. Gerade jetzt wird uns durch die Krise bewusst, wo es in dem Bereich hapert“, sagt Drebes, „jetzt bekommen wir Applaus und vielleicht auch eine Einmalzahlung. Ich habe das Gefühl, dass wir, wenn die Krise vorbei ist, schnell wieder zum Alltag übergehen.“ Genau deshalb sei eine Gewerkschaft wichtig, damit sich Pflegende aus allen Bereichen für eine bessere Bezahlung zusammen schließen könnten, begründet der Lehrer.
Für die Gründung haben sich die die Studierenden ein besonderes Datum ausgesucht: Am Tag der Pflege, 12. Mai, wurde die Gewerkschaft bei einer virtuellen Veranstaltung vorgestellt. Der Name „Bochumer Bund“ lässt erst einmal vermuten, dass das Engagement ausschließlich lokal begrenzt ist. Die Gewerkschaft möchte sich aber bundesweit engagieren. Erste Mitglieder aus anderen Bundesländern würde es nach Angaben der Arbeitnehmerorganisation bereits geben.
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