Bochum. Wegen Corona gibt es in Bochum deutlich weniger Kriminalität. Trickbetrug hat aber stark zugenommen. Opfer sind Senioren.

Wenn die Corona-Krise etwas Gutes hat, dann dies: Die Straftaten gehen in Bochum deutlich zurück. Allerdings mit einer großen Ausnahme: Die Trickbetrügereien und Trickdiebstähle bei älteren Frauen und Männern in der Wohnung und am Telefon nehmen enorm zu.

bochum- jugendamt fährt in der coronakrise kontrollen zurückIm Polizeibezirk Bochum (mit Herne und Witten) wurden während der Corona-Beschränkungen vom 9. März bis 6. Mai 355 vollendete und versuchte Trickbetrügereien bei älteren Menschen registriert. Im selben Zeitraum 2019 waren es lediglich 87 Fälle. Außer falschen Polizisten, falschen Handwerkern und Enkeltrick-Betrügern sind auch Täter unterwegs, die irgendeinen Corona-Vorwand angeben, um in Wohnungen zu gelangen und dort zu stehlen.

„Die kriminelle Energie scheint schier unerschöpflich zu sein“

„Ganz weit vorne“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte, „sind dabei die ,falschen Polizeibeamten’ die fast immer über das Telefon den Erstkontakt zu den Opfern herstellen.“ Erst am vorigen Mittwoch (6.) sei eine Frau in Witten mit Hilfe einer Lügengeschichte um einen vierstelligen Geldbetrag gebracht worden. Sie hatte das Geld draußen in einem Mülleimer deponiert, im Glauben, die echte Polizei hole es ab. Es war aber die falsche Polizei.

Schütte: „Die kriminelle Energie und das technische Wissen dieser Betrüger, die sich immer wieder neue Schachzüge ausdenken, scheint schier unerschöpflich zu sein.“ Es würden sich auch die Fälle mehren, dass diese Täter auch Warnhinweise der Polizei in ihr kriminelles Drehbuch einarbeiten. Die falschen Polizisten würden am Telefon die meist älteren Opfer bitten, aus dem bestehenden Telefonat (ohne vorher aufzulegen) den Notruf 110 zu rufen, um seriös und glaubhaft rüberzukommen.

Täter haben großes technisches Wissen

Im Hintergrund können die Täter dann das Gespräch zwischen Opfer und echter Polizei mithören. Schütte: „Dabei erlangen sie weitere Detailkenntnisse, die genutzt werden, um die Tat fortzusetzen und die Beute, in der Regel Bargeld oder Schmuck, zu erlangen.“ Schütte appelliert: „Bitte beenden Sie vor dem Wählen der 110 unbedingt das ,alte’ Gespräch. Nur so kann ein Mithören der ,falschen Polizisten’ verhindert werden.“

Insgesamt ist die Anzahl der Straftaten im Polizeibezirk Bochum zwischen 9. März und 6. Mai im Vorjahresvergleich aber um rund die Hälfte gesunken – von 8034 auf 4068. Zum Beispiel bei Raubdelikten (von 59 auf 30), bei Wohnungseinbrüchen (von 159 auf 54), bei Taschendiebstählen (von 190 auf 66), bei Geschäftseinbrüchen (von 42 auf 25).

Anzeigen wegen häuslicher Gewalt sind leicht zurückgegangen - aber das beweist nichts

Rentenversicherung warnt vor Betrug

Auch die Deutsche Rentenversicherung warnt vor Betrügern. „Vermeintliche Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung versuchen derzeit vermehrt, die Corona-Pandemie auszunutzen, um an Geld oder sensible Daten von Versicherten und Rentnern zu gelangen“, so die Versicherung.

Die Betrüger würden beispielsweise am Telefon Rentner auffordern, Geld auf ein fremdes Konto zu überweisen.

Die gängigsten Tricks stellt die Rentenversicherung in ihrer Broschüre „Vorsicht Trickbetrüger“ vor. Die Leser erfahren darin auch, wo sie Hilfe bekommen und mit welchen – oft einfachen – Mitteln sie sich schützen können.

Die Broschüre kann unter www.deutsche-rentenversicherung.de heruntergeladen oder mit dem Bestellvordruck U4008 angefordert werden.

Gesunken ist auch die Anzahl der angezeigten Fälle von häuslicher Gewalt in dem Zeitraum: von 185 auf 176. Ein Beweis aber, dass es tatsächlich weniger Übergriffe während des wochenlangen Ausharrens von vielen Menschen auf engem Raum zu Hause gegeben hat, ist das nicht. Oft fallen Misshandlungen erst auf, wenn wieder mehr soziale Kontakte stattfinden – etwa in der Kita, in der Schule, im Verein oder beim Arzt.

Das Jugendamt hat wegen Corona die Besuche in den Familien zurückgefahren. Die wirklichen Fallzahlen sind folglich reine Spekulation.