Bochum-Langendreer. Frisöre dürfen bald wieder arbeiten, Fußpfleger nicht: Eine Bochumerin findet das unfair. Sie hält ihre Arbeit für ebenso wichtig – und sicherer.

Auch Birgit Steinmüller aus Bochum-Langendreer trifft die Corona-Krise mit voller Wucht. Als selbstständige Fußpflegerin fehlen ihr wichtige Einnahmen. Sie hofft inständig, ihre 250 Kunden bald wieder empfangen zu können. Doch noch ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Frisöre hingegen sollen ab nächster Woche wieder arbeiten dürfen. Birgit Steinmüller findet das ungerecht – aus vielerlei Hinsicht.

Corona: Bochumer Fußpflegerin sieht sich anderen Branchen gegenüber im Nachteil

„Wir Fußpfleger sind genauso wichtig wie Frisöre“, sagt Birgit Steinmüller. Sie findet es daher „traurig, dass unsere Branche in der Corona-Krise so gar nicht erwähnt und gesehen wird“. Dass das Haareschneiden ab nächster Woche wieder erlaubt wird, die Fußpflege aber nicht, findet Steinmüller unfair und nicht nachvollziehbar. „Die Fußnägel wachsen ja auch.“

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Birgit Steinmüller hält die Entscheidung der Regierung pro Frisöre und contra Fußpfleger umso unlogischer, als dass „wir viel bessere Sicherheitsvorkehrungen haben“. So werde bei der Fußpflege ohnehin eine Beinlänge Abstand gehalten, Frisöre kämen ihren Kunden viel näher. „Wir haben auch immer nur einen Kunden im Laden. Hand- und Mundschutz nutzen wir bei der Arbeit ohnehin“, sagt Birgit Steinmüller. „Vor jeder Behandlung gibt es immer ein Fußbad, für die Instrumente haben wir einen Sterilisator. Es ist also alles gegeben, was an Sicherheit nötig ist. Trotzdem dürfen wir nicht arbeiten.“

Fußpflegerin Birgit Steinmüller (60) aus Bochum-Langendreer betreut 250 Kunden – normalerweise.
Fußpflegerin Birgit Steinmüller (60) aus Bochum-Langendreer betreut 250 Kunden – normalerweise. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

So, wie es Podologen übrigens auch in der Corona-Zeit dürfen. „Die haben eine Kassenzulassung. Alles, was medizinisch notwendig ist und vom Arzt verschrieben wird, darf behandelt werden“, erklärt Birgit Steinmüller. „Unsere Fußpflege hingegen wird nicht von den Krankenkassen übernommen.“

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Umso wichtiger sei die professionelle Fußpflege als alternatives Angebot. „Denn der Bedarf ist da“, sagt Birgit Steinmüller, die in Werne wohnt und seit 13 Jahren an der Alten Bahnhofstraße in Langendreer-Dorf ihr Geschäft hat. „In Werne gibt es allein sieben Fußpfleger, in Langendreer weiß ich von zweien. Die meisten von uns sind gut ausgelastet.“ Untereinander habe man durchaus Kontakt. „Der Ärger ist bei allen gleich“, sagt Steinmüller.

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Auch bei Birgit Steinmüller brummt der Laden. „Normalerweise – wenn ich arbeite.“ Durch die Corona-Auflagen darf sie nur nicht, auch nicht zu den Kunden nach Hause fahren. Dabei gebe es so viele Menschen, die sich beispielsweise schlecht bücken können und dadurch kaum selbst ihre Füße pflegen könnten, sagt die 60-Jährige, die daher auch beteuert: „Die Leute brauchen uns wirklich.“

Wunsch nach Anerkennung

Birgit Steinmüller möchte ihre Kritik nicht als Angriff auf die Frisöre verstanden wissen. „Überhaupt nicht. Mir geht es nur um die nötige Anerkennung unserer Branche“, stellt sie klar.

Und darum, dass sich bald auch für die Fußpflege etwas tut bzw. überhaupt einmal informiert wird. Frisören sei schon vor geraumer Zeit der 4. Mai als Stichtag für die Wiederöffnung der Salons genannt worden. „Wir bekommen nicht gesagt, wann es weitergeht.“

Das zeige sich bei ihr nach wie täglich, wenn Kunden anrufen. „Der Anrufbeantworter wird jeden Tag besprochen.“ Normalerweise bedient Birgit Steinmüller 14 Kunden pro Tag. In der Regel kommen diese alle drei bis sechs Wochen. „Bei den meisten ist eine Behandlung also langsam wieder fällig.“

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So sehr Birgit Steinmüller den Tag, an dem sie ihr Geschäft wieder öffnen darf, so sehr graut ihr auch ein wenig davor. „Denn wie soll ich die dann zu erwartenden Terminwünsche der Kunden auf einmal erfüllen? Das ist doch alles gar nicht zu koordinieren und aufzuholen.“ Steinmüller wird es trotzdem irgendwie schaffen. Wenn man sie irgendwann auch wieder lässt.

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