Bochum-Langendreer. Eine Landmarke verschwindet aus dem Panorama von Bochum-Langendreer: Der Schornstein am Opel-Werk II wird abgebaut. Langsam, Stein für Stein.
Viele Bochumer, die in letzter Zeit am Opel-Werk II an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer vorbeigefahren sind, werden es zunächst vielleicht gar nicht bemerkt haben. Aber wer die Stelle öfter passiert, dem dürfte aufgefallen, dass der große Schornstein neben dem Warenverteilzentrum irgendwie immer kleiner zu werden scheint. Stimmt. Das Wahrzeichen verschwindet. Ganz langsam, Stein für Stein.
In Bochum-Langendreer verschwindet eine Landmarke aus dem Stadtteil-Panorama
Der Grund dafür ist einfach: Opel benötigt den Schornstein nicht mehr. Er wurde für das inzwischen stillgelegte 60MW-Heizkraftwerk genutzt. Seit Mitte 2015 ist nicht mehr in Betrieb. Seither stand der 1963 errichtete Schornstein ungenutzt auf der Opel-Fläche. 80 Meter ist er hoch. Pardon, war, denn nun wird er Tag für Tag ein paar Meter kleiner.
Mit der Planung, den Schornstein zu entfernen, hat Opel im Juni 2019 begonnen, der Rückbau startete kurz vor dem Jahreswechsel mit zunächst vorbereitenden Arbeiten. Seit Ende Februar wird dem riesigen Kamin nun richtig zu Leibe gerückt.
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Ähnlich erging es vor ein paar Jahren – 2015 – schon dem Schornstein von Opel-Werk I in Laer, der Fläche, die nun Mark 51/7 heißt und die in einem Wahnsinns-Tempo neu entwickelt wird. Für den „langen Lulatsch“ dort wurde allerdings eine Maschine eingesetzt, um ihn von oben nach unten abzunagen. In Langendreer geht Opel anders vor.
Hier wird der Schornstein von Hand abgetragen. Die Steine werden mit dem Presslufthammer gelöst und in die Öffnung des Schornsteins geworfen. Am Ende einer jeden Woche wird der Schutt aus dem Schornstein entfernt.
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Drei Monteure arbeiten in schwindelerregender Höhe auf der Arbeitsplattform. „Sie tragen Sicherungsgeschirr und sind ausgebildete Höhenretter“, sagt ein Sprecher von Opel. Die Vorgehensweise sei mit dem Amt für Arbeitsschutz abgestimmt und werde von diesem prüfend begleitet. Laut Opel werden die Arbeiten voraussichtlich Ende Juni 2020 beendet sein.
Sprengung kam nicht in Frage
Den Schornstein zu sprengen, um das ganze Prozedere deutlich zu verkürzen, kam nicht in Frage. „Die unmittelbarer Nähe zur ICE-Strecke der Bahn schloss dies aus“, erklärt ein Unternehmenssprecher. Wie der frei werdende Bereich auf der Opel-Fläche künftig genutzt wird, sei derzeit noch offen.
Opel schließt Werksdeponie
Seit Monaten werden die Anwohner der unteren Somborner Straße in Langendreer wochentags von ungewohnten Geräuschen begleitet. Dein eigentlich ist es hier, am nördlichen Ende von Opel-Werk II ziemlich ruhig und idyllisch. Seit Spätsommer 2019 nicht mehr.
Schon morgens um Sieben gehe es los, sagen Dieter Trosbach und Norbert Michalski. „Dann fahren die Baufahrzeuge an und piepen beim Rückwärtsfahren. Nach dem Entladen schlägt offenbar die Verladeklappe wieder zu. Dann stehen wir senkrecht im Bett.“ Die Nachbarn sind Rentner und könnten durchaus auch länger schlafen.
Gegen Arbeiten auf dem Opel-Gelände haben beide nichts. Und man halte sich ja auch an die Arbeitszeiten unter der Woche. Ihr Problem: „Wenn man sonst keine Geräusche hat, fallen solche halt besonders aus.“ Trosbach und Michalski wüssten nun gerne, was dort oben bei Opel passiert – und ob die Arbeiten auch mal ein Ende haben.
Haben sie, ergibt ein Anruf bei Opel. „Die ehemalige Werksdeponie wird gerade fachgerecht geschlossen“, verrät ein Unternehmenssprecher. Dies werde von der Bezirksregierung begleitet. „Zum Modellieren der Fläche wird viel Bodenaushub benötigt, der dort abgekippt wird. Das sind höchstwahrscheinlich die Geräusche, die die Anwohner wahrnehmen.“
Das Abbruchmaterial wird laut Opel zur Verfüllung des Rauchgaskanals eingesetzt, der zum Gesamtgebilde der Heizungsanlage gehört. Vor Abbau-Beginn sei der Schornstein insbesondere auf Asbest beprobt worden. „Es wurde nichts festgestellt“, versichert Opel. „Der Bauschutt wird ebenfalls untersucht und erst nach Freigabe durch die Behörde eingebaut.“
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Dass der Schornstein zuletzt Heimat für heimische Raubvögel und Fledermäuse gewesen ist, bestätigt Opel. „Ja, das stimmt“, sagt ein Unternehmenssprecher, „auf der Plattform nistete in den vergangenen Jahren ein Wanderfalke. Wir haben in Abstimmung mit dem Naturschutzbund den Rückbau des Nistkastens in den jetzigen Zeitraum gelegt und gleichzeitig ganz in der Nähe an unserem Hochregallager einen neuen Nistkasten aufgehängt.“ Nistkästen für Fledermäuse seien ebenfalls aufgestellt worden.
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