Bochum-Stiepel. Anke Niegel-Deichen vermisst am Kemnader See die Schwäne und beschwert sich über verschmutzte Brutstellen. Es ist nur eine Lösung in Sicht.
Anke Niegel-Deichen liebt Schwäne und alles, was damit zu tun hat: Zuhause dekoriert sie mit ihren Lieblingstieren und schaut Schwanensee, in der Natur geht sie die Vögel regelmäßig beobachten – und zwar am liebsten am Kemnader See. „Ursprünglich komme ich aus Hamburg. Aber hier gefallen mir die Tiere viel besser als auf der Alster, weil ihre Flügel nicht gestutzt werden“, sagt die 77-Jährige. Umso größer war die Enttäuschung, als Niegel-Deichen feststellte, dass dort, wo im letzten Jahr noch ein Schwanennest zu bewundern war, heute Plastikmüll schwimmt.
Bochum: Flüchten die Schwäne am Kemnader See vor dem Plastikmüll im Wasser?
Denn der Monat Mai ist eigentlich der Höhepunkt der Brütezeit: Spätestens bis Ende März beginnt der Höckerschwan mit dem Nestbau aus Pflanzenresten. Bis Juni legt das Weibchen dann fünf bis acht Eier hinein und brütet sie in etwa 36 bis 40 Tagen aus. „Letztes Jahr habe ich die Tiere beim Brüten beobachtet und jedes Mal gehofft, dass niemand die Eier stiehlt. Jetzt liegt dort total viel Plastikmüll herum“, ärgert sich Anke Niegel-Deichen und zeigt von der kleinen Brücke nahe des Parkplatzes Heveney auf eine Müllansammlung. Tüten und Flaschen schwimmen an der Oberfläche, nur ein paar Blässhühner paddeln dazwischen.
Eigentlich benutzen Höckerschwäne ihr Nest über Jahre, sofern es keine Störungen gibt. „Ich habe das Gefühl, dass ich am Kemnader See immer weniger Schwäne sehe“, sagt Anke Niegel-Deichen, betrübt. Ob dem so ist, kann der für die Pflege des Sees zuständige Ruhrverband nicht beantworten. „Wir erheben keine Zahlen über die Schwäne auf dem Kemnader See“, sagt Sprecherin Britta Balt. Zumindest in einer Hinsicht kann der Ruhrverband aber beruhigen: „Es liegt keine relevante Gewässerverschmutzung im herkömmlichen Sinne vor, die uns über die entsprechende Alarmkette an die zuständigen Stellen kommuniziert worden wäre“, so die Sprecherin.
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Auch weitere Beschwerden im Zusammenhang mit den Schwänen im Freizeiterholungsgebiet seien nicht bekannt. Wird die besagte Stelle in Zukunft gereinigt? Sprecherin Balt sagt: „Wir werden erst tätig, wenn Verschmutzungen die betrieblichen Abläufe stören.“ Dies sei zum Beispiel dann der Fall, wenn Treibgutrechen von Turbinen durch Müll verstopft würden oder Wehranlagen behindert würden. „Eine Reinigung darüber hinaus können wir nicht leisten“, sagt Balt.
Auch andere Störungen sind denkbar
„Sicherlich wird durch Wind und Strömung einiges an Laub, Ästen und auch vereinzelt Unrat durch den Kemnader See getrieben, aber das ist halt Natur“, ergänzt Dirk Clemens, Pressesprecher der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr. Der Hafen werde, sobald das Verleihgeschäft geöffnet ist, von Mitarbeitern der Freizeitgesellschaft gereinigt.
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Fraglich bleibt, ob die von Anke Niegel-Deichen beklagte Verschmutzung ursächlich dafür ist, dass in diesem Jahr kein Schwanennest an derselben Stelle zu beobachten ist. Denn es gehört zum Brutverhalten der Tiere bei Störungen ihre Brut im Stich zu lassen, um an einem sicheren geschützten Ort einen neuen Brutversuch zu unternehmen.
Der jüngste aller Ruhrstauseen
Der Kemnader See erstreckt sich auf einer Wasserfläche von 125 Hektar. Er wurde 1979 fertiggestellt und ist der jüngste der sieben Ruhrstauseen.
Das Freizeitzentrum Kemnade sorgt für Management, Instandhaltung, Ausbau und Marketing aller Institutionen, die dem Freizeitzentrum Kemnade angeschlossen sind. Dazu zählen etwas das Freizeitbad Heveney und das Haus Kemnade.
Der Ruhrverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen und im Flussgebiet der Ruhr hauptsächlich zuständig für die Bereitstellung von Wasser zur Trink- und Betriebswasserversorgung sowie zur Wasserkraftnutzung.
Diese Störungen können mannigfaltig sein: Neben Verschmutzung dürften sich die Tiere auch von Lärm oder zu nahekommenden Menschen gestört fühlen. Erst vor knapp zwei Jahren wurde beispielsweise die Fußgängerbrücke zwischen Freizeitbad und Hafen Heveney komplett erneuert. „Sicherlich ist es wenig förderlich, dass Besucher die Enten, Schwäne und Wildgänse füttern. Dadurch werden die Tiere immer zutraulicher und halten sich immer mehr im Bereich der Spaziergänger, Inlineskates und Radfahrer auf“, weiß Dirk Clemens.
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So oder so, Plastikmüll im Wasser ist kein schöner Anblick – nicht nur für die Schwäne. Aktuell ist zur Behebung des Problems daher wohl nur eine Lösung in Sicht: Die Besucher müssen ihren Müll dorthin schmeißen, wo er hingehört: in den Mülleimer. Vielleicht kommen dann auch die Schwäne zurück.
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