Bochum. . Es ist noch etwas frisch am und auf dem See. Aber für die Schwäne wird es allmählich Zeit. 22 von ihnen wurden an der Kemnade freigelassen.
Es ist bewölkt und kalt an diesem Morgen, leichte Windböen fegen über den Kemnader See hinweg. Und doch haben sich einige Unerschrockene versammelt, um wie jedes Jahr mit Beginn des Frühlings Schwäne auf ihrem Weg in die Freiheit zu begleiten.
Auch wenn das Wetter eher an einen Novembertag erinnert – Thorsten Kestner und sein Team der Paasmühle, eine Pflegestation für Eulen, Greifvögel und Wasservögel, können keinen Tag länger warten. Denn es ist Brutzeit für die Schwäne und das bedeutet, dass sie die zwei Teiche im nahen Hattingen-Bredenscheid verlassen wollen, um einen Partner zu suchen, mit dem sie ihr Leben verbringen.
Schwäne sind Wildtiere
Das klingt ziemlich menschlich, und fast wirken diese schönen Tiere mit dem anmutigen Hals und den sanften Augen in den Armen der freiwilligen Helfer ganz zutraulich. Lars Weiser (23), der seit mehr als vier Jahren ehrenamtlich für die Paasmühle arbeitet, weiß es allerdings besser: „Schwäne sind Wildtiere, keine Haustiere. Sie gehören in die Wildnis und müssen nicht erzogen werden. Wir gehen nicht mit ihnen schwimmen – alleine durch ihre Urinstinkte finden sie hier draußen ihren Weg.“ Keines der Tiere bekomme einen Namen. „Sich von den Tieren zu trennen, fällt dann weniger schwer. Und oft erfahren wir später, wo sich die Vögel befinden.“ Dies ist möglich, weil alle Vögel der Pflegestation beringt werden. So sind sie immer wieder erkennbar. Enten der Paasmühle haben es schon bis nach Sibirien geschafft.
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Der Hafen Heveney des Kemnader Sees ist für die Auswilderung der 22 Vögel, die verletzt in der Pflegestation aufgenommen wurden und nun gesund sind, ein optimales Terrain. „Ein Schwan ist wie ein großes Flugzeug. Er braucht eine lange Startbahn, um loszufliegen. Außerdem können sie hier die Flugmuskulatur, die ihnen noch fehlt, ausbilden“, sagt Lars Weiser. Bisher gelang das „zu Wasser lassen“ der Schwäne am Kennader See immer einwandfrei. Der ambitionierte Vogelpfleger Thorsten Kestner, der die Paasmühle vor 30 Jahren gründete, ist schon das 16. Mal mit gesundeten Schwänen zur Saisoneröffnung dabei.
„Ruhrkadetten Bochum“ singen am Seeufer
An diesem Tag allerdings haben einige Schwäne Startschwierigkeiten. Auf Wittener Seite findet ein Flohmarkt statt, und die MS Kemnade dreht ihre erste Runde dieses Jahr. „Vielleicht verwirrt das die Vögel etwas“, so Kestner. Aber nicht nur die schönen Vögel sorgen für Aufmerksamkeit: Rita Gillissen besuchte den Flohmarkt auf der anderen Seite des Kemnader Sees, als der Wind Klänge des Shanti-Chores „Ruhrkadetten Bochum“, der die Veranstaltung musikalisch bereichert, herübertrug. Die Chormitglieder lassen sich durch die Kälte überhaupt nicht unterkriegen und singen auch noch, als die Schwäne längst davon geschwommen sind. Sie singen von „endlosen Meeren“.
Wie endlos die Reise der Schwäne sein wird, ist schwer zu beurteilen. Sie können nicht an der Kemnade bleiben. „Der Revierschwan in diesem Umkreis ist ein richtiger Prügelknabe – er duldet niemanden, außer seine Partnerin. Er scheucht die Gruppe auf das große Fahrwasser. Von dort sucht sich jeder Schwan in Partnerschaft ein eigenes Territorium“. Vielleicht ja in Sibirien.