Bochum. Bei sonnigem Wetter strömen Tausende Bochumer am Feiertag ins Freie. Die WAZ war am Kemnader See unterwegs. Wie ist es um die Disziplin bestellt?

Nichts wie raus: Bei vorsommerlichen Temperaturen suchen am Karfreitag Zehntausende Bochumer Erholung im Freien. WAZ-Redakteur Jürgen Stahl umrundete in den Mittagsstunden den Kemnader See. Dort wird es von Stunde zu Stunde voller - doch nahezu alle Ausflügler sind diszipliniert und halten sich an die Beschränkungen des Corona-Kontaktverbots.

Hafen Heveney, kurz nach 11 Uhr. "Bei diesem Wetter mussten wir einfach hierher fahren!", sagt René Wefels (38), der mit Ehefrau Janine, den beiden Jungs (6 und 8) und Dackel Rudi einen der letzten freien Parkplätze ergattert hat. Beide Eheleute sind seit drei Wochen im Homeoffice. Den Söhnen "fällt daheim langsam die Decke auf den Kopf". Also: Ab an die frische Luft. Das wird auch in Corona-Zeiten von Ärzten ausdrücklich empfohlen. Und als Familie darf man auch zu viert unterwegs sein. Natürlich mit Rudi.

Nur wenige Corona-Sünder am See

Angst vor einer Ansteckung haben die Wefels' nicht. "Hier am See verläuft sich das ganz gut. Und vom vergangenen Wochenende wissen wir, dass die Menschen hier sehr rücksichtsvoll sind", sagt Mutter Janine.

Stimmt. Auf seiner See-Umrundung macht der WAZ-Reporter nur ganz wenige Corona-Sünder aus. Die Jogger sowie Inline-, Skateboard- und Radfahrer sind allein oder zu zweit unterwegs. Ebenso wie die Spaziergänger - es sei denn, sie genießen im Familienverbund die See-Brise. So soll, so darf es sein. Lediglich eine Gruppe mit vier Jugendlichen samt lärmendem Ghettoblaster stört den vorösterlichen Frieden. Und am Hafen Oveney hat ein Pärchen zum Picknick mit Brötchen und Kaffee eine Decke auf der Wiese ausgebreitet. Auch das ist derzeit leider untersagt.

Rudelbildung ist unerwünscht

Auffällig: Wer überholt oder sich entgegenkommt, ist sichtlich bemüht, den Mindestabstand von 1,50 bis zwei Meter einzuhalten. Nur an einigen Engpässen, etwa auf der Brücke am Wehr, rückt man sich allzu dicht auf die Pelle. Kritische Blicke erntet, wer kurz stehenbleibt, um ein Pläuschchen mit Bekannten oder Hundefreunden zu halten. Es ist wie in der Fußball-Bundesliga: Rudelbildung unerwünscht!

Nur vereinzelt zu sehen sind Passanten mit Mundschutz. Die Wefels' haben vorsichtshalber vier Masken dabei. "Aber ich glaube, die werden hier nicht nötig sein - anders als im Supermarkt. Dort trage ich das Ding inzwischen regelmäßig", sagt Vater René.

Erste Bewährungsprobe bestanden

Kurz vor 14 Uhr. Zurück in Heveney. Auf dem Parkplatz geht inzwischen nichts mehr. Alles belegt. Auf den Wegen für die Fußgänger und Hobbysportler wird es enger. Das scheint niemanden zu stören. Erstaunlich finden es manche nur, dass auch zu dieser Stunde keinerlei Kontrollen durch Polizei oder Ordnungsbehörden zu sehen sind. "Dabei waren die ja angekündigt. Aber vielleicht haben wir sie nur nicht mitbekommen", sagt eine Seniorin.

Fazit: Auch ohne Streifen und Strafen sind Rücksichtnahme und Vorsicht in diesen verstörenden Wochen so ausgeprägt wie nie. Am Kemnader See ebenso wie an vielen anderen Orten der Stadt.

Ostern gilt als Bewährungsprobe für mögliche Lockerungen der strengen Auflagen. Bochum scheint den Stresstest zum Start in die Feiertage zu bestehen. Möge das bis Ostermontag so bleiben.