Bochum. Der VfL Bochum sieht sich nach der Versammlung der DFL auf einem guten Weg, die Krise zu meistern. Aber es gibt weiterhin viele Unwägbarkeiten.

Es war ein langer Konferenztag aus der Distanz für die Verantwortlichen des Zweitligisten VfL Bochum. Nach der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga per Videokonferenz beantworteten die Geschäftsführer des Zweitligisten, Ilja Kaenzig (Sprecher/Finanzen) und Sebastian Schindzielorz (Sport), sowie der Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis bei einer einstündigen Telekonferenz Fragen von Medienvertretern.

Letztlich fasste Villis den Tag und die Lage beim VfL Bochum so zusammen: „Wir sind professionell aufgestellt und optimistisch, dass wir die Krise gemeinsam überwinden, mit der Mannschaft, den Mitarbeitern, den Fans, den Sponsoren. Wir spüren eine große Hilfs- und Unterstützungsbereitschaft bei unseren Partnern“, so Villis. Er betont: „„Wir sind der festen Überzeugung, dass wir mehr Optimismus ausstrahlen müssen und nicht den ganzen Tag jammern.“

TV-Geld soll im Mai fließen: Kaenzig spricht von mehr Planungssicherheit

Dass der Spielbetrieb – vielleicht – irgendwann im Mai wieder anläuft nach dem Konzept der Deutschen Fußball-Liga mit all seinen Hygiene-, Ablauf- und Sicherheitsmaßnahmen, sofern die Politik dem denn zustimmen sollte, sei ein weiterer Schritt nach vorne, betonte auch Ilja Kaenzig. Ebenso wie natürlich die nun von der DFL offiziell bestätigte Zusage der TV-Rechteinhaber, ab Mai schrittweise die vierte TV-Geldrate zu überweisen, um die Liquidität der Profiklubs zunächst bis zum geplanten Saisonende (30. Juni) zu sichern. Für den VfL geht es dabei insgesamt um immens wichtige 3,5 Millionen Euro. Kaenzig sagt: „Wir haben nun wieder mehr Planungssicherheit in sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht.“

Trainiert wird vorerst weiter nur in Kleingruppen und gespielt, wenn überhaupt, vor leeren Rängen: Trainer Thomas Reis im Ruhrstadion in der Corona-Krise.
Trainiert wird vorerst weiter nur in Kleingruppen und gespielt, wenn überhaupt, vor leeren Rängen: Trainer Thomas Reis im Ruhrstadion in der Corona-Krise. © VfL Bochum | Jan Aben

Bereits vor zwei Wochen hatte Kaenzig gegenüber der WAZ betont, dass die ergriffenen Sparmaßnahmen wie Teil-Gehaltsverzicht der Spieler oder Kurzarbeit greifen würden. Auch Hans-Peter Villis erklärte am Donnerstag noch einmal im Interview auf der homepage des Vereins, dass er VfL auch vor der DFL-Entscheidung, die Saison im Mai (möglichst) fortzusetzen, am Donnerstag „auf sicheren Füßen stand, da die kurzfristig eingeleiteten Maßnahmen greifen.“

VfL sieht sich wirtschaftlich gerüstet für Geisterspiele bis zum Jahresende

Kaenzig erklärte im Mediengespräch sogar, dass der VfL gerüstet sei für ein komplettes Jahr 2020 ohne Zuschauer, was natürlich niemand hofft. Wirtschaftlich wäre dies aber bezogen auf die aktuelle Planung „keine Bedrohung“, betonte Kaenzig, sondern finanziell betrachtet sogar „ein guter case“. „Spiele ohne Zuschauer bis Jahresende hätten keinen Einfluss auf die wirtschaftlichen Strukturen, wie wir sie jetzt bereits planen“, so Kaenzig.

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Und der Blick geht sogar noch weiter voraus. Die Corona-Krise ginge irgendwann vorüber, erklärte der Geschäftsführer. Kaenzig spricht von einer „Delle, die wir überstehen müssen“. Seiner Einschätzung nach gebe es Veränderungen für den gesamten Markt, werde „der Fußball günstiger“, bei Transfers, bei Gehältern. Dies sei aber ein dynamischer Prozess, auch vor Corona-Zeiten schon. Man müsse sich den Gegebenheiten anpassen, ohne Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, betonte Kaenzig mit Blick auf den Etat der kommenden Saison. Stand heute sei es noch zu früh, „Nägel mit Köpfen zu machen“. In dieser Saison liegt der Lizenzetat bei rund 12 Millionen Euro, künftig dürfte er geringer ausfallen.

Kaenzig: Auch ein Absturz in die 3. Liga ist wirtschaftlich „machbar“

Dies umso mehr, wenn der Klassenerhalt nicht gelingen würde, sofern die Saison fortgesetzt werde. Aber auch hier ist Kaenzig überzeugt, dass der Verein diesen Absturz in die 3. Liga, die noch mehr von Zuschauereinnahmen abhängt, überleben würde: „Der Abstieg wäre ein Kraftakt, in der Coronazeit noch ein bisschen mehr. Aber auch der ist machbar.“

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Kaenzig und Sebastian Schindzielorz sind aber sportlich überzeugt, dass der Kader den Klassenerhalt schaffen werde. Dass er recht groß ist mit rund 30 Profis, könne nun ein Vorteil sein, wenn es viele englische Wochen geben sollte, sagt Schindzielorz. Die Kaderplanung für die kommende Saison steht indes weiterhin unter vielen Unwägbarkeiten, vor allem was die wirtschaftlichen Möglichkeiten angeht, so der Manager.

Kaderplanung für 2020/21 steht unter vielen Unwägbarkeiten – Gespräche laufen

Und die hängen ja vor allem wiederum von der Saison-Fortsetzung und dem Klassenerhalt ab. Schindzielorz: „Wir sprechen mit unseren Spielern, deren Verträge auslaufen und mit Spielern, die wir schon lange sichten. Aber wir müssen abwarten, welche wirtschaftliche Situation letztlich gegeben ist.“

Auch rein sportlich bleibt ja vieles offen: Wann es losgeht ebenso wie gegen wen und auch, wann es vor dem Liga-Neustart ein Mannschaftstraining geben könnte. Schindzielorz bleibt nicht viel anderes übrig als zu sagen: „Wir hoffen, dass die Saison gerettet wird und es dafür grünes Licht geben wird.“