Bochum. Mit 322 leeren Stühlen auf dem Rathausplatz machten Bochumer Gastronomen auf ihre dramatische Lage aufmerksam. Sie fordern Hilfe - und Klarheit.
"Stühle raus", heißt es jedes Jahr am 30. April zum Start der Open-Air-Saison im Bermudadreieck. Am Freitag wurde das Motto in der Innenstadt vorzeitig beherzigt - zu einem deutlich betrüblicheren Anlass. Mit 322 leeren Stühle auf dem Rathausvorplatz machten Bochumer Gastronomen auf ihre dramatische Lage in der Corona-Krise aufmerksam.
Nachdem vor einer Woche die Bermuda-Wirte im WAZ-Gespräch vor einer Masseninsolvenz auf der Partymeile gewarnt hatten, waren es am Freitag 25 Gaststätten und Restaurants aus dem gesamten Stadtgebiet, die sich an einer landesweiten Aktion des Protestbündnisses "Leadersclub" beteiligten. Jeder Betrieb schaffte am Vormittag einige Stühle, mitunter auch Speisekarten zum Willy-Brandt-Platz. Die leeren Stuhlreihen sollten symbolisieren, wie es um die Gastronomie derzeit bestellt ist. Alles verwaist. Keine Gäste. Keine Einnahmen, vom vereinzelten Außer-Haus-Verkauf abgesehen. Und, für die Gemütslage fast noch schlimmer:keine verlässliche Perspektive.
Gastronomen fordern Klarheit
So wichtig und richtig die Komplettschließung Mitte März gewesen sei, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen: "Wir brauchen jetzt Klarheit, einen Fahrplan, wann und unter welchen Bedingungen wir wieder öffnen dürfen!", bekräftigte Christian Bickelbacher (Tucholsky, ThreeSixty) im Namen seiner Kollegen.
Ein Ende der Durststrecke müsse für die Branche, die laut Gewerkschaft NGG in Bochum 6500 Mitarbeiter beschäftigt, zumindest absehbar sein. Die Einmal-Zuschüsse reichten fürs Überleben vielfach nicht aus. Die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes von 19 auf sieben Prozent sei zwar zu begrüßen. Doch um davon zu profitieren, braucht es endlich wieder Umsätze. Und: Steuern werden nur bei Speisen, nicht aber bei Getränken gespart.
Stadt sichert Unterstützung zu
Ob und wann es wieder losgeht? Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) verwies im Gespräch mit den Gastronomen auf die anstehenden Entscheidungen in Bund und Land. Die Stadt werde mit ihren Mitteln auch kurzfristig helfen. Wie, soll am Freitagnachmittag an einem runden Tisch mit Vertretern der Gastronomie und des Handels erörtert werden.
Gegenüber der WAZ deutete der OB an, dass es dabei u.a. um städtische Gebühren etwa für die Außengastronomie gehen wird. Bochum werde alles tun, damit der "Hotspot der Livekultur" mit seiner herausragenden Kultur- und Kneipenlandschaft nicht dauerhaft erlischt.