Essen/Bochum. Städte im Ruhrgebiet gehen sehr unterschiedlich mit Verstößen gegen Corona-Regeln um. Während Bochum ermahnt, fährt Duisburg einen härteren Kurs.
Ein Spielplatz in einer Hochhaussiedlung in Bochum-Querenburg: Das wegen des Coronavirus angeordnete Kontaktverbot ist an diesem sonnigen Tag gerade wenige Stunden alt als sich 20 junge Erwachsene zu Fitnessübungen in der Betonwüste treffen. Die Polizei schreitet ein. Unverständnis bei den Trainierenden, Schubserei mit den Beamten. Es folgt eine Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte. Die Verstöße gegen das Kontaktverbot sind bis heute nicht geahndet – die Namen der Betroffenen fehlen.
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Seit rund drei Wochen reguliert das Coronavirus und mit ihr die – auf bürokratendeutsch - Coronaschutzverordnung das öffentliche Leben. Das Picknick am See, die Fahrradtour mit den vier Freunden oder ein Familienspaziergang mit den Großeltern – verboten. Doch Ordnungsämter und Polizei im Ruhrgebiet gehen sehr unterschiedlich mit Verstößen um.
Mündliche Ermahnungen? Städte handhaben das ganz unterschiedlich
So haben etwa in Bochum seit Inkrafttreten der Verordnung bis vergangenen Mittwoch 88 Menschen eine Ordnungswidrigkeiten-Anzeige kassiert. 87 Mal haben Ordnungsamt und Polizei Verstöße – meist gegen das Kontaktverbot – gesehen, es aber bei Ermahnungen belassen.
In Duisburg – mit etwa 134.000 Einwohnern mehr – gab es im gleichen Zeitraum 720 Anzeigen. Ermahnt wird hier bei Verstößen niemand. „Mündliche Ermahnungen werden nur ausgesprochen, wenn ein Verstoß nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann“, heißt es auf Nachfrage von der Stadt. Das Ordnungsamt kontrolliere sehr viele Örtlichkeiten innerhalb des Stadtgebiets, pro Tag seien bis zu 60 Mitarbeiter im Einsatz.
Gerade Kinder und Jugendliche verstoßen in Bochum häufig gegen Kontaktverbot
Bochum fährt einen anderen Weg: „Wir versuchen immer, wo es geht, das erst im Gespräch zu lösen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Wir wollen ja kein Geld mit den Kontrollen machen. Ziel ist die Einsicht. Wenn die Leute verstehen, warum sie sich an die Regeln halten sollen, dann ist uns geholfen.“
Auch wenn Polizei und Feuerwehr die 20 Ordnungsamtsmitarbeiter bei den Kontrollen verstärken, könne es keine Rundum-Überwachung geben. Ein weiteres Problem: Gerade Kinder und Jugendliche verstoßen häufig gegen das Verbot. „Was ist der Effekt, wenn wir sie mit einem 200-Euro-Ticket nach Hause schicken?“ Eltern haften schließlich beim Kontaktverbot für ihre Kinder.
Viele 100 Platzverweise in Essen – Ärger am Kanal in Gelsenkirchen
Auch die Stadt Essen argumentiert mit Augenmaß. „In den vielen Fällen bleibt es bei Ermahnungen oder Platzverweisen. Es sind sicherlich viele hundert Platzverweise erteilt worden“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Hauptsächlich seien die Nicht-Einhaltung des Kontaktverbotes, sowie Verzehr von Speisen in der Nähe von Außer-Haus-Verkaufen Gründe für Ärger mit dem Ordnungsamt gewesen.
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Während andere Kommunen noch keinen Überblick über die Summe der bisher verhängten Bußgelder haben, gibt die Stadt Gelsenkirchen einen ersten Einblick. Allein 24.000 Euro Bußgeld mussten uneinsichtige Geschäfts-, Café und Restaurantinhaber bezahlen. Sie hatten sich nach Angaben der Stadt etwa nicht an vorgeschriebene Schließungen, die Maximalzahl von Kunden im Laden, den Mindestabstand von 1,5 Metern, Hygienevorkehrungen und Vermeiden von Warteschlangen gehalten.
Kommunen betonen: Die meisten Menschen halten sich an die Regeln
Weil sich in Gelsenkirchen trotz Kontaktverbotes – auch hier der überwiegende Teile der Verstöße – immer wieder viele Menschen im Bereich des Hafens Graf Bismarck versammelt hatten, hat die Stadt dort in der vergangenen Woche zu vorbeugenden Maßnahmen gegriffen und Zufahrtsstraßen gesperrt. „Das Verhalten einiger besonders auffälliger Personen ist gerade in Zeiten der Corona-Epidemie nicht hinnehmbar“, heißt es.
In einem sind sich übrigens alle Städte doch grundsätzlich einig: Das ist die Ausnahme. Auch wenn die Zahlen auseinanderklaffen: In Anbetracht des schönen Wetters verhielten sich die allermeisten Menschen verantwortungsvoll und befolgten das Kontaktverbot. Das blieb selbst an den sonnigen Ostertagen weitgehend so.