Bochum. Die Stadt Bochum will Bürger und Firmen in der Corona-Krise weiter entlasten. Derweil ändert das Gesundheitsamt die Bedingungen für einen Test.

Die Stadt Bochum verstärkt ihre Bemühungen, Unternehmen und Bürger in der Corona-Krise zu entlasten. Bei der Gewerbesteuer werden Stundungen "wohlwollend geprüft". Auf Pfändungen wird bis auf Weiteres verzichtet - ebenso wie auf die Vergnügungssteuer für Clubs oder Kinos. Das kündigte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) am Donnerstag in einem WAZ-Interview an.

Schon zuvor hatte die Stadt entschieden, für April keine Elternbeiträge für Kitas, Kindertagespflege, die Musikschule und Offene Ganztagsschule einzuziehen. Sportvereine werden von den Nutzungsentgelten für die Sportplätze befreit, die Stadtwerke setzen Strom- und Gassperren aus, die städtische Wohnungsgesellschaft VBW nimmt - wie auch Vonovia - vorerst keine Mieterhöhungen vor.

Coronavirus in Bochum: Anstieg auf 180 Infizierte

Das gesellschaftliche Miteinander sei in Bochum schon immer stark ausgeprägt gewesen, so Eiskirch. Nun gelte es, noch enger zusammenzustehen und Solidarität zu leben. Die Stadt leiste dazu den ihr möglichen Beitrag.

Derweil hat sich die Zahl der aktuellen Corona-Infektionen weiter erhöht: von 167 am Mittwoch auf 180 bis Donnerstagmittag. Vier Tote im Alter von 55, 78, 81 und 89 Jahren sind bisher zu beklagen. 13 Frauen und Männer gelten inzwischen als genesen.

Für Test ist auch der Beruf wichtig

Wer die Corona-Hotline 0234/910 55 55 anruft, um in der Teststelle am Harpener Feld einen Abstrich vornehmen zu lassen, muss sich ab Freitag (28.) auf strengere Prüfkriterien einstellen. Das Bochumer Gesundheitsamt setzt damit neue, bundesweit geltende Vorgaben des Robert-Koch-Institutes um, kündigt die Stadt an.

Fortan wird nicht mehr gefragt, ob der Anrufer kürzlich aus einem Risikogebiet zurückgekehrt sich. Davon gibt es inzwischen schlicht zu viele. Entscheidend für einen Test-Termin ist neben typischen Symptomen (Husten, Kurzatmigkeit) nun, ob man der älteren Risikogruppe angehört, Kontakt zu einem Erkrankten hatte und in einem für die Versorgung wichtigen Beruf tätig ist: etwa im Gesundheitswesen, bei der Polizei oder Feuerwehr, ähnlich wie bei der Notbetreuung in Kitas und Schulen. "Das heißt: Das Auftreten von Symptomen allein reicht nicht für eine Testung", betont die Stadt.

7000 Schutzmasken eingetroffen

Als "Tropfen auf den heißen Stein" bewertet Stadtdirektor Sebastian Kopietz eine Lieferung des Bundes. 7000 Atemmasken der für den Infektionsschutz nötigen Klasse FFP2 sind in Bochum eingetroffen und werden ab Freitag verteilt: die Hälfte an die heimischen Krankenhäuser (wo aktuell zehn Corona-Patienten versorgt werden), 40 Prozent an Pflegeeinrichtungen und zehn Prozent für die Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitsdienst.

Das sei viel zu wenig, kritisiert Kopietz. "Wir appellieren an Bund und Land, die Kommunen nach allen Kräften zu unterstützen. Medizin und Pflege benötigen deutlich mehr Material.“ Niedergelassene Ärzte werden von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) mit Atemmasken ausgestattet. Die KV, die am Freitag ein eigenes Betreuungszentrum am Harpener Feld in Betrieb nimmt, hat laut Stadt eine entsprechende Lieferung angekündigt.

350 Kinder in Notbetreuung

Weiterhin überschaubar ist unterdessen der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder. 127 von 173 Einrichtungen sind trotz der Corona-Schließung in Betrieb. Genutzt wird das Angebot von rund 350 Kindern von Eltern aus systemrelevanten Berufen.