Bochum. Die Kitas und Schulen sind zu. Viele Eltern geben ihre Kinder zu privaten Betreuungsinitiativen. Bochumer Tagesmütter halten das für hochriskant.
Das Coronavirus und die damit verbundene Schließung von Kitas und Schulen bringt viele Eltern in die Bredouille: Manche klicken dann auf Ebay- oder Facebookanzeigen wie „Kinderbetreuung zur Corona-Überbrückung". Bochumer Tagesmütter halten das für gefährlich.
„Das macht uns einfach fassungslos. Nehmt diese Betreuungsnagebote nicht an!", warnt Alexandra Zeißig, Tagesmutter in Bochum, „Wir Tagesmütter dürfen jetzt nicht mehr arbeiten, sehen aber in einer Tour online Anzeigen von Leuten, die Betreuungen für Geld oder auch kostenlos anbieten". Facebook sperre solche Angebote auch nicht.
Seit fast vier Jahren arbeitet Zeißig zusammen mit einer Kollegin als Tagesmutter in Bochum. „Ich verstehe nicht, wie Eltern ihre Kinder in wilfremde Hände geben können. Ich sehe die Gefahr dass die Eltern nicht wissen, was mit ihren Kindern passiert", sagt sie, „Wir werden vom Jugendamt überprüft. Bei uns gewöhnt sich das Kind mit einer Eingewöhnungsphase von vier bis sechs Wochen zusammen mit den Eltern an die neue Situation", erklärt Zeißig.
Abgesehen von den Sicherheitsbedenken befürchtet Zeißig, dass Kleinkinder den Wechsel der Betreuungsperson psychisch schlecht verarbeiten können. „Zudem ist das für die Eltern eine zusätzliche finazielle Belastung und natürlich findet da eine Gruppenvermischung statt, wodurch sich das Virus weiter verbreiten kann", so Zeißig.
Seit Montag ist den Tagesmüttern jede Betreuung untersagt. Nur die Kinder von Eltern mit Schlüsselberufen wie der Pflege dürfen noch betreut werden. „Viele von uns hatten übers Wochenende hinweg wahnsinnige Existenzängste. Viele sind auf das Geld angewiesen", berichtet die Tagesmutter, die vom Jugendamt bezahlt wird, „Doch seit Dienstagnachmittag wissen wir, dass wir keine Verdienstausfälle haben werden."
Seit Montag betreue sie nur noch ein Kind, dessen Eltern in einem der Schlüsselberufe arbeiten. „Nur ein Kind zu betreuen macht doch keinen Spaß – mit mehreren Kindern kann man ganz andere Angebote machen", sagt die Tagesmutter. „Gleichzeitig tut es mir leid, dass die anderen Kinder zu Hause bleiben müssen. Ihre Eltern klagen nun ,Na toll, jetzt geht mein ganzer Urlaub dafür drauf'", berichtet Zeißig. Im August sollen alle fünf von ihr betreuten Kinder in die Kita gehen. Urlaub für die Kita-Eingewöhnung hätten die Eltern dann nicht mehr übrig.