Wattenscheid-Mitte. Nach dem Dioxin-Fund im Kieselrot auf den Wegen im Ehrenmal-Park Wattenscheid steht noch nicht fest, wie lange Sanierung und Sperrung dauern.
Anwohner und Spaziergänger wundern sich, warum die Stadt jetzt so plötzlich den gesamten Ehrenmal-Park gesperrt hat. „Und das fällt jetzt erst auf, oh man“, bemerkt ein Facebook-User. Jahrzehnte lang lag das Kieselrot schließlich auf den Wegen. Jetzt wurde in Proben festgestellt, dass das Granulat erheblich mit Dioxin belastet ist.
Es ist damals beim Wegebau verwendet worden. Im Zuge des derzeitigen Ehrenmal-Umbaus wurde das Kieselrot untersucht, da bekannt ist, dass der Stoff – früher wurde der Rückstand aus der Kupfergewinnung als Granulat bei vielen Sportplätzen und Wegen aufgebracht – problematisch sein kann.
Stadt nimmt weitere Proben
Die Stadt hat nach Vorlage der Probenfunde daraufhin am Montag, wie berichtet, die Anlage vorsorglich gesperrt. „Eine akute Gesundheitsgefahr geht vom Material nicht aus“, so Stadtbaurat Bradtke. Bei der Umgestaltung des Parks sei man „unerwartet auf das mit Dioxin belastete Kieselrot – ein Füll- und Streumaterial, das wohl aus dem Wegebau in den 1950er oder 60er Jahren stammt – gestoßen“. Deshalb hat die Stadt über den aktuellen Bauabschnitt hinaus den gesamten Park eingezäunt. Eine Gesundheitsbelastung für Anwohner, Spaziergänger, Hundehalter oder Radfahrer schließt die Stadt aus.
Auch Grünflächen werden untersucht
In dem denkmalgeschützten Park erneuert ein Garten- und Landschaftsunternehmen derzeit im städtischen Auftrag die Wege. Dazu gehört auch, den Erdaushub für die korrekte Entsorgung zu untersuchen. Das erste Probenergebnis lag am 4. März vor „und fiel überraschend aus: Die Proben erwiesen sich als dioxinbelastet, die Werte lagen mit circa 6000 Nanogramm/Kilogramm jedoch deutlich unter dem Grenzwert von 10.000 Nanogramm“, so Bradtke.
Grenzwerte überschritten
Das Umwelt- und Grünflächenamt entschied sich dennoch, weitere Proben im gesamten Park zu nehmen. Diese Ergebnisse liegen seit Freitagnachmittag, 6. März, vor. Demnach überschreitet die nachgewiesene Konzentration den Grenzwert mit bis zu 33.000 Nanogramm erheblich. „Richtig ist, dass Dioxin an sich hochgiftig, krebserregend und erbgutverändernd ist, hier liegt der Schadstoff aber gebunden in Kupferschlacke vor – es ist also kein Kontaktgift“, so Markus Bradtke.
Stadt sieht keine akute Gefahr
Es gilt zudem als nicht wasserlöslich – sprich wenn es regnet, wird es nicht ausgeschwemmt. Eine Gesundheitsgefährdung für Menschen könne die Stadt daher ausschließen. Zu dieser Erkenntnis über mit Kieselrot gebaute Wege, Sport- und Spielplätze war das Land NRW nach Untersuchungen bereits 1991 gekommen und hatte seine Ergebnisse in einem Erlass gebündelt.
Anlass war die Kupferschlacke, die ein Unternehmen aus Marsberg seinerzeit unter dem Produktnamen Kieselrot vertrieben hatte und das sich im Gegensatz zu Kupferschlacke anderer Hersteller als dioxinbelastet erwiesen hatte. Die Stadt hatte daraufhin städtische Verdachtsflächen, darunter vor allem Aschesportplätze, auf Kieselrot untersuchen lassen und nach und nach saniert. Denn: „Die langfristige Entsorgung, spätestens bei einer Instandsetzung von Flächen, hielt das Land für notwendig“, so Dieter Hartwig, Leiter des Umwelt- und Grünflächenamts. „Genau dies werden wir nun im Ehrenmalpark tun.“
Umbau-Arbeiten sollen weitergehen
So sei der Austausch der Deckschicht ohnehin geplant gewesen, da die Wege komplett neu aufgearbeitet werden. Aufgrund der speziellen Entsorgung des Altmaterials rechnet die Stadt nun mit höheren Kosten für die Neugestaltung. Ob sich auch die Bauzeit verlängert, sei noch nicht absehbar. Die Stadt will zusätzlich die Grünflächen beproben, um sicherzustellen, dass beim bisherigen Wegebau kein Kieselrot auf die Grünflächen und die geplante Spielzone getragen wurde.
Stadt informiert
„Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass sie belastet sind, da Kieselrot üblicherweise damals für den Platz- und Wegebau benutzt wurde“, so Bradtke. Für Grünflächen gelten im Gegensatz zu Plätzen und Wegen, Gewerbe- und Industrieflächen sensiblere Grenzwerte. Über alle Ergebnisse informiert die Stadt unter www.bochum.de/kieselrot. Anwohner erhalten den aktuellen Sachstand zudem per Post.
Die Bauarbeiten im Ehrenmal-Park müssen nicht ruhen; beim Aushub und der Entsorgung müssen die Baufirmen jedoch spezielle Vorgaben einhalten. Dafür lässt die Stadt jetzt ein Arbeitsschutzkonzept erstellen.