Bochum-Linden. Viel los beim Infoabend im Bochumer Augusta-Heim. Die Anwohner des Areals „Hinter der Kiste“ wehren sich gegen die Bebauung in der Nachbarschaft.

Es müssen Stühle dazu gestellt werden, denn in „Gabys Café“ im Augusta-Seniorenzentrum am Kesterkamp in Bochum-Linden ist es proppenvoll. Die Anwohner zeigen reges Interesse an den Bauplänen für das Gebiet zwischen der Hattinger Straße und der Langenberger Straße, angrenzend an Isenbergweg, Dattenbergweg, Hombergweg, Nonnenbergweg und Nierenhofer Straße. Das rund zwei Hektar große Areal trägt offenbar eine alte Kataster-Bezeichnung „Hinter der Kiste“.

Anwohner in Bochum-Linden wollen Neubauten in ihrer Nachbarschaft verhindern

Ausführlich umreißt Ralf Kleinmax für die „Bürgerinitiative Hinter der Kiste“ die Grundzüge eines Bebauungsplanverfahrens. In diesem Falle stehe man jedenfalls „noch ganz am Anfang, noch vor einem Aufstellungsbeschluss“. Eine diffuse Informationslage allerdings schüre den Widerstand der Anlieger gegen Bauvorhaben auf der bisher landwirtschaftlich genutzten Freifläche, die in Privateigentum ist. Die Zufahrt zum Gelände ist städtisch.

Kleinmax schildert, nachdem die Stadtverwaltung im September 2018 das Wohnbau-Flächenprogram

Ralf Kleinmax skizzierte für die Bürgerinitiative „Hinter der Kiste“ die bisherigen Informationen über eine Bebauung der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Bochumer Südwesten.
Ralf Kleinmax skizzierte für die Bürgerinitiative „Hinter der Kiste“ die bisherigen Informationen über eine Bebauung der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Bochumer Südwesten. © Bastian Haumann

m aufgestellt hatte, habe es erste Anzeichen gegeben, dass auch hier tief im Südwesten der Stadt gebaut werden sollte. Die Grünen im Rat hätten daraufhin schon im Oktober ihre ablehnende Haltung dazu vermittelt.

Fläche genießt Priorität

Das Gebiet „Hinter der Kiste“ werde allerdings im Flächenprogramm als gut erschließbar, Vorhaben damit mittelfristig umsetzbar eingestuft. Eine Bebauung würde damit hohe Priorität genießen und könnte innerhalb von fünf Jahren begonnen werden. Das wäre inzwischen Anfang 2024, so Kleinmax.

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Er listet auf, Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) habe das Vorhaben als „unrealistisch“ bezeichnet, dem gegenüber habe allerdings die Immobilienfirma Wilma aus Ratingen die Fläche im Mai 2019 gekauft und einen Workshop zur Gestaltung angekündigt. Aus Sicht der Bürgerinitiative sprechen einige Argumente gegen eine Bebauung, bei der etwa 47 Einfamilien- und zwei Mehrfamilienhäuser mit etwa 25 Wohneinheiten im Gespräch seien.

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Eine Versiegelung von Freiflächen sei unter Gesichtspunkten des Klimaschutzes schädlich. Kleinmax spielt Darstellungen der Klimaforscherin Monika Steinrücke von der Ruhr-Universität ein, wonach die Auswirkungen des Klimawandels immer häufiger nicht nur globale, sondern auch und gerade lokale Auswirkungen bekämen. Begrünung und Luftschneisen in bebauten Gebieten seien unbedingt notwendig. Gerade der Bereich in Linden-Mitte, also angrenzend an den fraglichen Bereich, stelle schon eine „Hitze-Insel“ dar.

Anwohner fürchten Verlust von Freiräumen

In die Politik

Für die CDU in der Bezirksvertretung erklärte Hans Neubauer, die Flächen am alten Kirmesplatz und die der ehemaligen Schule an der Lindener Straße stünden als Alternative nicht zur Verfügung. Für den Kirmesplatz sei der Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Linden vorgesehen. Auch Gebiete am Friedhof Donnerbecke kämen nicht in Betracht, weil sie für Wieder-Aufforstungen dienen sollen.

Thomas Lingnau-Konincks, geraume Zeit stellvertretender Bezirksvorsteher für die Grünen im Südwesten, will auf die Fraktionen in Rat und Bezirk einwirken, um Informationen über den Verfahrensstand für das fragliche Gelände „Hinter der Kiste“ einzufordern.

Auch die Anbindung des Gebietes über die Hattinger Straße sieht die Bürgerinitiative als problematisch dar, wenn durch eine Bebauung der Verkehr zunähme, dafür sei die Einmündung zu eng. Es könne zu Staus und verstärkt zu Unfällen kommen.

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Durch die Nähe zum Landschaftsschutzgebiet drohe der Verlust von nutzbaren Naherholungsräumen und zu Belastungen für Vögel, Wildtiere und Fledermäuse. Selbst ein Ausgleich durch Kompensationsflächen sei kritisch zu sehen, wenn dies nicht im Nahbereich möglich wäre.