Wattenscheid. Die Deutsche Bahn lässt derzeit an mehreren Stellen verstärkt die Motorsäge kreischen – was viele Bürger in Wattenscheid auf die Palme bringt.

„Wenn Bäume an Bahnstrecken aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen, ist nichts dagegen einzuwenden. Aber hier geht der Kahlschlag wirklich zu weit“, kritisiert Detlev Kahl, der an der Lohackerstraße in Wattenscheid wohnt. Dort sind – vor allem im Bereich der Grün-/Vietingstraße – zahlreiche Bäume und Sträucher in den letzten Tagen gefällt worden.

Fällarbeiten den gesamten Bahndamm hinunter

„Teilweise reichen die Fällarbeiten allerdings sehr weit den Bahndamm bis zum Garten hinunter, wo gar kein Grün steht, das auf die Bahngleise hätte fallen können“, ärgert sich Detlev Kahl. „Immerhin ist das Grün für die Anwohner ein wichtiger Lärm- und Sichtschutz. Auch vor dem Hintergrund, dass sich die Taktzeiten des Zugverkehrs seit Dezember verdichtet haben. Ich überlege jetzt, aus Schallschutzgründen die Fenster zu erneuern – was mich viel Geld kostet.“ Informationen für Anwohner zu den Fällarbeiten habe es im Vorfeld nicht gegeben.

Quartier für Tiere

Und er betont, dass Bäume und Sträucher schließlich vielen Tieren ein wichtiges Quartier bieten. Kahl verweist auch darauf, dass bereits nach dem Sturm im März 2019, bei dem viele Bäume und Äste auf Gleise und Oberleitungen gefallen sind, zahlreiche Bäume in Westenfeld gefällt worden sind. „Damals war von Ersatzpflanzungen die Rede, doch passiert ist hier bislang nichts.“ Er habe kürzlich an der Lärmschutz-Informationsveranstaltung im Wattenscheider Rathaus teilgenommen. „Auf die Bedeutung von Bäumen und Sträuchern habe ich hingewiesen. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass dies nicht so richtig ernst genommen wird.“

Auch an der Bahnstrecke Emilstraße/Ostfeldmark in Bochum-Wattenscheid wurden viele Bäume gefällt.
Auch an der Bahnstrecke Emilstraße/Ostfeldmark in Bochum-Wattenscheid wurden viele Bäume gefällt. © Drews

Massive Rodungsarbeiten durch die Deutsche Bahn kritisieren auch Bürger in Wattenscheid-Höntrop. So wurden unter anderem an der Bahnstrecke im Bereich Emilstraße/Ostfeldmark viele teils große Bäume gefällt, auch bis weit den Bahndamm hinunter.

Deutsche Bahn nennt Sicherheitsgründe

Nach Angaben der Deutschen Bahn werden die Baumfällungen aus Sicherheitsgründen durchgeführt, um zu vermeiden, dass Bäume oder Äste bei Sturm auf die Gleise oder Oberleitungen fallen und den Bahnverkehr gefährden. Die Strecken würden jedes Jahr entsprechend kontrolliert. Ein Bahnsprecher: „Wir fällen keine Bäume, wenn es nicht nötig ist.“

Frist bis Ende Februar

Bis Ende Februar können Grünschnitte vorgenommen werden. Vom 1. März bis 30. September ist das Fällen von Bäumen in der Regel verboten; dann schützt das Bundesnaturschutzgesetz nistende Vögel. Wann darüber hinaus Bäume gefällt werden dürfen, regeln bestimmte Vorschriften.