Bochum. Derzeit arbeitet die Stadt an einem neuen Lärmschutzplan. In den nächsten Tagen werden dazu noch zwei Bürgerbefragungen durchgeführt.

Es ist ein äußerst zeitaufwendigen Projekt, das viel Fleiß und Geduld erfordert: Derzeit arbeitet die Stadtverwaltung daran, den Lärmaktionsplan für Bochum neu aufzustellen. Erstmals in dieser Form bezieht das Umwelt- und Grünflächenamt dazu auch die Bürger ganz konkret mit ein. An der stadtweiten Online-Befragung im vergangenen Jahr beteiligten sich mehr als 600 Bürgerinnen und Bürger. „Jetzt sind wir gerade dabei, weitere Menschen miteinzubinden und stellen unsere bisherigen Ergebnisse in den Stadtbezirken vor“, erklärt Kerstin Zänger.

In vier Stadtbezirken hat es schon solche Veranstaltungen gegeben, mit unterschiedlicher Beteiligung. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass Leute, die sich engagieren, die sich für ihr Quartier interessieren oder die ganz konkret unter Lärm leiden, sich sehr wohl zu äußern wissen.

Wo in Bochum die Hauptlärmquellen liegen

Mit einem Kugelschreiber zeichnen sie ihren Wohnort ein, berichten von ihren Erfahrungen mit Lärm. Häufig, aber nicht immer, decken sich die persönlichen Erfahrungen der Menschen mit den von der Stadt errechneten Werten. Als Hauptlärmquellen sind dabei die Straßengeräusche, an den großen Straßen etwa, zu identifizieren. Dabei haben die Berechnungen ergeben, dass seit den ersten Erhebungen im Jahr 2008 sehr lauter, und daher bereits krank machender Lärm nachgelassen hat. Ab 65 Dezibel dB(A) erhöht ständiger Lärm bereits das Risiko einer Herz- oder Kreislauferkrankung. Solche Werte werden tagsüber an manchen Stellen von Hauptverkehrsstraßen erreicht.

Ergebnisse werden vorgestellt

Die Stadt hat die Vorstellung der Befragungsergebnisse zum Lärmaktionsplan beinahe abgeschlossen. In vier Stadtbezirken haben bereits Veranstaltungen, jeweils gemeinsam mit der Hochschule für Gesundheit und dem Umweltamt, stattgefunden.

Am Donnerstag, 28. November, 17 bis 19 Uhr, wird jetzt im Rathaus Wattenscheid, Friedrich-Ebert-Straße 7, informiert. Als letzter Termin steht am 3. Dezember, 17 bis 19 Uhr, der Bezirk Mitte an. Diese Veranstaltung findet im Technischen Rathaus, Hans-Böckler-Straße 19, statt.

Doch Menschen, die sich in der Online-Befragung äußerten, berichteten in großer Mehrzahl, dass sich für sie subjektiv die persönliche Lärmsituation verschlechtert habe. „Wir nehmen diese Äußerungen sehr ernst und versuchen sie einzuarbeiten“, so Zänger. Es gebe aber viele Lärmsituationen, an denen die Stadt selbst nichts ändern kann. Als Beispiele seien der Lärm durch Züge der Bahn oder auch von Autobahnen genannt. Hier sind die Deutsche Bahn oder Straßen.NRW in der Pflicht.

Der Appolonia-Pfaus-Park in der Innenstadt ist nicht groß, doch er ist ein Ort der Ruhe in der Innenstadt.
Der Appolonia-Pfaus-Park in der Innenstadt ist nicht groß, doch er ist ein Ort der Ruhe in der Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Flüsterasphalt kann helfen

Doch die Stadt selbst hat seit dem Lärmaktionsplan des Jahres 2015 eigene Maßnahmen ergriffen. So wurde etwa an verschiedenen, besondern lärmträchtigen Straßenabschnitten zwischen 2016 und 2018 Flüsterasphalt eingesetzt. Da investierte die Stadt knapp zwei Millionen Euro. Wenn in diesem Jahr die Befragungen der Bürger abgeschlossen werden, geht das Umwelt- und Grünflächenamt daran, die Planung fertigzustellen.

Dazu gehören dann die entsprechenden Maßnahmenpakete. Diese reichen etwa von Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Lkw-Fahrverboten (etwa nachts) oder eben dem Einsatz von Flüsterasphalt. Die Stadt ist sich sicher, dass etwa die neuen Konzepte zur Mobilität, der Erweiterung des Radnetzes oder dem Test von Umweltspuren ebenfalls zur Reduzierung von Lärm in der Stadt beitragen. Es wird davon ausgegangen, dass die Planung im kommenden Jahr fertig ist. Erste Verbesserungen könnten dann ab 2022 in den Haushalt eingestellt und rasch umgesetzt werden.

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Was ebenfalls Bestandteil des Lärmaktionsplanes ist, sind die Identifizierung und möglichst die Ausweitung von Ruhe-Inseln. Vor allem im Zentrum der Stadt sind sie ein besonders schützenswertes, weil äußerst rares Gut. Sogar die Politik hat reagiert. Im Wahlkampfkonzept von SPD/Grünen soll nun etwa der Appolonia-Pfaus-Park hinter dem Rathaus vergrößert werden. Ursprünglich sollte diese grüne Oase durch eine geplante Neubebauung stark eingeschnürt werden.