Bochum-Langendreer. Das Bochumer Qualifizierungszentrum bildet Flüchtlinge aus. Und das mit Erfolg: 184 Teilnehmer wurden bisher in den Arbeitsmarkt entlassen.

In seinem Heimatland hat er als Steuerberater gearbeitet. Hier muss Zaher Alraeys, der Ende 2015 aus Syrien herkam, wieder bei Null anfangen. „Hier sind viele Gesetze anders. Die muss ich neu lernen“, sagt der 38-Jährige. Er ist einer von 289 Teilnehmern im Sprach- und Qualifizierungszentrum QUAZ, die auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Langendreer auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

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400 Zugewanderte aus 45 Nationen

Dank der Hilfe von Jobcoaches und gezieltem Sprachunterricht macht Zaher schon eine Umschulung zum Steuerfachangestellten. Fast zwei Jahre ist es her, dass das QUAZ Ruhr seine Tore öffnete. Beim Sommerfest feierten jetzt Mitarbeiter und Teilnehmer zu Live-Musik und Mitmachaktionen ihren Erfolg: Über 400 Zugewanderte aus 45 Nationen haben eine berufliche Qualifizierung absolviert, davon konnten 184 Teilnehmer in einen Job oder eine Ausbildung vermittelt werden.

Alle Angebote unter einem Dach

Interessierte wie Landtagsabgeordnete Carina Gödecke und Serdar Yüksel (beide SPD) kamen zum Sommerfest, um sich von Leiter Peter Lübbert über das Betriebsgelände führen zu lassen. „Unser Ziel ist es, alles unter einem Dach zu haben. Also nicht nur eine sprachliche und berufliche Qualifizierung, sondern auch ein Bewerbungstraining anzubieten. Außerdem werden Integrationsthemen wie Gleichberechtigung und der deutsche Rechtsstaat behandelt.“

Die Teilnehmer können sich in sechs verschiedenen Bereichen qualifizieren – Elektro, Metall, Farbe, Hotel/Gaststätte, Pflege und Lager. Die Qualifizierung dauert in der Regel sechs Monate und kann als Vorausbildung gesehen werden oder den Teilnehmern den direkten Einstieg in die Berufswelt ermöglichen.

21 Mitglieder stark

Das Sprach- und Qualifizierungszentrum ist ein Projekt des Vereines QuAZ, der Anfang 2017 durch die IHK Mittleres Ruhrgebiet gegründet wurde. Der Verein hat inzwischen 21 Mitglieder, darunter der Arbeitgeberverband der Eisen- und Metallindustrie für Bochum und Umgebung, die Ruhr-Universität und Hochschule Bochum, die Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen, der Evangelische Kirchenkreis Bochum und die Städte Bochum, Herne, Hattingen und Witten.

Ziel des Vereines ist es, Maßnahmen zur Qualifizierung von Zugewanderten zu unterstützen.

„Wir wollen ihnen etwas Langfristiges auf den Weg geben“, sagt Verena Voßkamp, die im QUAZ als Jobcoach arbeitet. Gemeinsam mit anderen Coaches gehört sie zu einem Team aus Lehrern und Sozialpädagogen.

Unterschiedliche Vorkenntnisse

Die Vorkenntnisse der Teilnehmer gehen stark auseinander: Einige haben in ihrem Heimatland ein Studium absolviert, mit dem sie in Deutschland aber nichts anfangen können, andere können nicht lesen und schreiben. Das Projekt wird mit 11,7 Millionen Euro gefördert, hauptsächlich von der Agentur für Arbeit und den Jobcentern Bochum, Herne, Witten und Hattingen. Hinzu kommt die finanzielle Unterstützung vom Land NRW und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

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Weiterfinanzierung ist offen

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt, bis Ende nächsten Jahres ist eine Finanzierung also sicher. Doch was dann? „Das liegt dann nicht mehr in unserer Hand“, so Peter Lübbert. „Dann müssen die Träger entscheiden, ob das Projekt noch zielführend für den Arbeitsmarkt ist oder es noch andere Instrumente gibt.“