Bochum. Ein Schüler (15) aus Wattenscheid hat Angst, wieder in seine Schule zu gehen. Er war bei einer Messerattacke verletzt worden. Er bleibt zu Hause.
Ein 15-jähriger Schüler will nicht mehr weiter auf seine Schule gehen. Nach einer Messerattacke auf ihn und einen Mitschüler fürchtet er um seine Gesundheit. „Ich habe Angst, dass mir auf dem Weg zur Schule oder nach Hause wieder etwas passiert.“ Denn einer aus dem Umfeld der Täter, der auch am Tatort gewesen sei, gehe in eine Nachbarklasse. Schon seit einer Woche, seit der Tat, bleibt er zu Hause.
Am Freitag (14. Februar) gegen 15.15 Uhr war der Schüler der Liselotte-Rauner-Schule in Wattenscheid kurz nach Schulschluss in eine Auseinandersetzung am Haupteingang verwickelt, wie er berichtet. Demnach hatte sein Mitschüler und Freund (15) von einem unbekannten, schulfremden Mann um die 20 Jahre eine Ohrfeige verpasst bekommen. Da sei er dazwischen gegangen, um seinem Freund zu helfen.
Ein jugendliches Opfer erlitt vier Zentimeter Lange Wunde
Das Geschehen verlagerte sich schnell auf den August-Bebel-Platz, der ganz in der Nähe liegt. Der etwa 20-Jährige soll mehrere jugendliche Bekannte als Verstärkung herbeitelefoniert und dann gegen 15.50 Uhr auf ihn und seine jugendlichen Begleiter mit Schlägen und Messerstichen losgegangen sein, wie der 15-Jährige weiter berichtet.
Ein anderer Schüler erlitt einen Stich oder Schnitt in der Nähe der Niere, vier Zentimeter lang. Er wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, konnte dort am selben Tag aber wieder entlassen werden, weil die Wunde oberflächlich war. Auch der 15-jährige Rauner-Schüler wurde mit einem Messer attackiert: Seine Daunenjacke weist fünf deutliche Schnittverletzungen am Nacken und am rechten Ober- und Unterarm auf. Auch sein Rucksack wurde durch einen Schnitt massiv beschädigt. „Die Ärzte haben gesagt, er habe Schutzengel gehabt“, sagt die erschütterte Mutter. „Diesen Schock müssen wir erstmal überwinden.“
Die Mutter hat Angst, ob ihr Sohn „lebend nach Hause kommt“
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Verletzt wurde ihr Sohn wie durch ein Wunder aber nicht durch eine Klinge, sondern weil er in der Auseinandersetzung gegen eine Laterne geprallt war und liegenblieb. Er erlitt Prellungen.
Seit der Messerattacke herrscht Ausnahmezustand in der Familie des 15-Jährigen. „Mein Gott: Mein Sohn hätte sterben können“, sagt die Mutter. „Man findet keine Worte mehr.“ Die Situation sei „erniedrigend“. Die Mutter hat Angst, „ob er lebend nach Hause kommt“. Auch der Vater ist in Sorge. Erst vor wenigen Monaten sei der Junge in Wattenscheid von einem anderen Täter mit einer Pistole bedroht worden.
15-Jähriger will die Schule wechseln
Seit der Messerattacke war der Junge nicht mehr in der Schule, ein Arzt hat ihn wegen seelischer Belastung vorläufig krankgeschrieben. Er kann auch nicht mehr richtig schlafen. Aber auch ohne Krankenschein will der Junge nicht mehr zurück: „In diese Schule auf keinen Fall. Ich will wechseln.“ Sein Ziel: „Ich will einen vernünftigen Alltag haben, einen schönen Beruf und eine eigene Wohnung. Wie ein normaler Mensch.“
Die Polizei war von Zeugen zum Bebel-Platz gerufen worden. Sie ermittelt gegen mehrere Beschuldigte wegen gefährlicher Körperverletzung, wie sie auf Anfrage mitteilte. Selbst gemeldet hatte sie den Vorfall mit dem Messer nicht.
„Wir haben hier eine starke Sozialarbeit“
Rauner-Schule ist eine Talentschule
Die Liselotte-Rauner-Schule (ca. 510 Schüler) ist eine von 35 Talentschulen in NRW. Mit ihnen sollen soziale Nachteile im Bildungsbereich überwunden werden.
„Schwerpunkte bilden die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), die Berufsorientierung, eine starke Sozialarbeit und eine Vielzahl von Kooperationspartnern“, heißt es auf der Homepage der Schule.
Schulleiter Marcel Schnürer hat „vollstes Verständnis“, dass der Schüler „eine Auszeit“ brauche, wie er der WAZ sagte. „Es tut mir leid um die Ängste des Jungen.“ Von einer möglichen Gefahr für den Jungen in der Schule sei aber überhaupt nichts bekannt, das hätte die ermittelnde Kripo sonst mitgeteilt. Man arbeite eng mit der Polizei zusammen.
„Wir haben hier eine starke Sozialarbeit“, betont Schnürer. Mehrere Kräfte würden Probleme von Schülern aufarbeiten und diese stärken, damit sie bedrohliche Situationen vermeiden. Auf dem Schulhof gebe es denn auch immer weniger Konflikte. Die Messertat habe sich auch außerhalb der Schule ereignet.