Bochum. Die Verse der Lyrikerin sind etwas in Vergessenheit geraten. Dabei lohnt sich eine Neuentdeckung, denn Rauner hatte das Herz am rechten Fleck.

Die messerscharf formulierten Verse der Bochumer Autorin Liselotte Rauner sind heutzutage etwas in Vergessenheit geraten. Dabei lohnt es sich, einmal wieder eines ihrer Gedichtbände zur Hand zu nehmen. „Selbst mancher Wattenscheider weiß nicht, dass in der Stresemannstraße lange eine prominente Schriftstellerin wohnte“, meint der Literat Volker W. Degener. Am morgigen Freitag, 21. Februar, wäre Rauner 100 Jahre alt geworden.

Geboren 1920 in Bernburg an der Saale, kam Rauner mit 28 Jahren nach Wattenscheid. Sie schrieb Kurzprosa, Lyrik und sogar Chansons. Im Jahr 1986 war Rauner die erste Preisträgerin des Literaturpreises Ruhr. Ihre Sprache war klar und humorvoll: Mit ihrer politischen Kunst war Rauner stets auf der Seite der kleinen Leute. Auf den Begriff „Arbeiterdichterin“ schaute sie durchaus mit einigem Stolz.

Nutzholz

Wir schlagen die Wälder
Tag für Tag
und treffen uns selber
mit jedem Schlag
Was aufrecht grüne Kronen trägt
gefällt entlaubt geschält zersägt
wird Nutzholz - wird Papier
und darauf schreiben wir
Gedichte über Bäume
damit die nach uns kommen erfahren
wie wunderbar die Wälder waren
Liselotte Rauner

Erst mit 51 Jahren erschien ihr erster Lyrikband

Dabei waren ihre Gedichte lange ungedruckt geblieben: Erst mit 51 Jahren veröffentlichte die Wattenscheiderin, die 2005 starb, ihren ersten Lyrikband. „Sie war eine ungemein lebendige, aktive Frau, die viele politische Gedanken hatte“, erinnert sich Volker W. Degener, erster Vorsitzender der nach der Dichterin und ihrem Ehemann benannten Liselotte-und-Walter-Rauner-Stiftung.

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Die Stiftung bemüht sich seit rund 15 Jahren um die Förderung der Lyrik als besondere Sparte der Literatur. Anfangs verfügte die Stiftung über ein Guthaben von 100.000 DM, das Liselotte „Lilo“ Rauner und ihr Mann Walter über viele Jahre angespart hatten. Da die Ehe der beiden kinderlos geblieben war, kam der Publizist und Autor Hugo Ernst Käufer (1927-2014) auf die Idee, das Geld nach Rauners Tod in eine Stiftung einzubringen. „Von den Zinsen war es uns danach möglich, Veranstaltungen durchzuführen und Lyrikwettbewerbe auszuloben“, sagt Degener. Doch die Zinsen schmolzen mit den Jahren, der Stiftungsbetrag schrumpfte ebenfalls: „Mittlerweile müssen wir schon Ausschau nach Sponsoren halten.“

Liselotte Rauner
Liselotte Rauner © WAZ

Rauner-Schule plant eine bunte Geburtstagsfeier

Zum 100. Geburtstag der Dichterin plant die Liselotte-Rauner-Schule in Wattenscheid am 6. März eine bunte Geburtstagsfeier, bei der die Schüler zeigen wollen, wie sie sich mit dem Werk der Dichterin auseinandergesetzt haben.

Außerdem ist ein Lyrikwettbewerb geplant, der bis zum 21. April deutschlandweit ausgeschrieben ist. Die drei Wettbewerbssieger erhalten ein Preisgeld zwischen 200 und 400 Euro und können ihre Beiträge bei einer größeren Veranstaltung vorstellen. „Wann und wo genau das sein wird, ist noch in Planung“, meint Degener.

Das „Lesebuch Lilo Rauner“ ist im Aisthesis-Verlag erschienen (8,50 Euro). Weitere Informationen über die Schriftstellerin und das Jubiläumsjahr unter www.rauner-stiftung.de