Bochum. . 25 Strafgefangene sorgen in der JVA Bochum dafür, dass ihre Mithäftlingen täglich drei Hauptmahlzeiten bekommen. Sie arbeiten in der Großküche.
Morgens um 4.30 Uhr erwacht Bochums ungewöhnlichste Küche zum Leben. Mehr als 700 Menschen wollen mit drei Hauptmahlzeiten am Tag versorgt werden. Am Kochtopf stehen lauter Strafgefangene, der Ladendieb genauso wie der Bankräuber und der Mörder. Sie arbeiten in der Großküche der JVA und bekochen ihre Mitgefangenen.
Auf den ersten Blick schaut es dort aus wie in der Großküche eines Krankenhauses. Auf den zweiten Blick aber fällt der große Unterschied auf. Die Küchenhelfer kochen unter fachlicher Aufsicht. Sie werden bewacht von Vollzugsbeamten, die hinter einer Glasscheibe sitzen. Außerdem steht am Eingang ein Metalldetektor. Weil in einer Großküche der Einsatz von großen Messern unverzichtbar ist, muss die JVA sicherstellen, dass kein Häftling sie hinausschmuggelt. Zusätzlich wird schriftlich dokumentiert, welchem Häftling ein Messer in die Hand gedrückt wird. Nur so kann garantiert werden, dass nach Schichtende alle Messer wieder in der Schublade landen. „Mit dem Messer hier sollte man seine Gedanken bei sich haben“, rät Küchenchef Manfred Reichert den Häftlingen.
Küchenchef ist seit 37 Jahren Vollzugsbeamter
Seit 37 Jahren ist er Vollzugsbeamter, hat zwischendurch dann Koch dazugelernt. Er weiß in jedem Einzelfall, warum seine Leute hier einsitzen, kennt ihre Straftaten. Aber: „Das tangiert mich nicht.“
Er kann nicht einfach kochen lassen, was ihm Spaß macht. Der Speiseplan richtet sich nach den Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung. 2500 Kalorien pro Tag und Person sollen im Schnitt weder unter- noch überschritten werden. „Ich kann nicht jeden Tag Fleisch anbieten, dann komme ich über die Kalorienzahl.“
In der Großküche zu arbeiten, ist beliebt unter Häftlingen. Es gibt mehr Bewerber als Plätze. Aber nicht jeder ist geeignet. Er muss gesund sein, ordnungsliebend, sauber und zuverlässig. Grundtugenden, die in einer JVA nicht jeder hat.
Einen Speisesaal gibt es nicht
Einen Speisesaal gibt es nicht, jeder isst in seinem Haftraum. Abgeholt aus der Großküche werden die Portionen ebenfalls von Gefangenen. „Hausarbeiter“ und „Essensträger“ heißen sie. Auf Rollwagen bringen sie die Teller und Menagen in die Zellentrakte. Um kurz nach 6 Uhr, kurz vor der Arbeit in den Werkstätten, gibt’s Frühstück, um 11.30 Uhr Mittagessen, um 17 Uhr Abendbrot. Heute steht Graupensuppe mit Rindfleisch auf dem Speiseplan. Das essen die meisten. 217 Häftlinge lassen sich immer nur „religiöse Kost“ servieren, ohne Schweinefleisch. Alle übrigen essen vegetarisch und „Sonderkost“, zum Beispiel salz- und cholesterinarm.
Mittlerweile steht schon ein Weihnachtsbaum in der Großküche. Was es Heiligabend gibt, steht auch schon fest. Normalkost: Kartoffelsalat aus eigener Herstellung, Bockwurst und frisches Obst. Muslime bekommen ersatzweise Putenbockwurst und die Vegetarier eine fleischlose Bratwurst.