Bochum-Innenstadt. Ein Investor will an der Alleestraße ein Hotel bauen. Für die Politik ist wichtig: Das Bochumer Rotlichtviertel darf sich nicht weiter ausdehnen.

Ein Hotel mit Apartmenthaus soll die Front zwischen dem Edeka-Markt und dem S-Bahnhof Bochum-West an der Alleestraße aufwerten. Drei Häuser und ein Autovermieter füllen aktuell diese Lücke, für die ehemals ein Pflegeheim vorgesehen war, das aber nie gebaut wurde. Nun wird die Bauplanung entsprechend geändert.

Voraussetzung für die Stadt ist, dass damit eine Ausdehnung des angrenzenden Rotlichtviertels ausgeschlossen werde. Darauf legten auch die Bezirksvertreter großen Wert: Es müsse eine stundenweise Vermietung der Zimmer ausgeschlossen sein. So soll das künftige Hotel sich allein zur Alleestraße, nicht aber zur Gußstahlstraße hin öffnen.

Änderungsantrag der Koalition

In der Januar-Sitzung der Bezirksvertretung Mitte gab es vorwiegend Zuspruch für das Projekt; dennoch wurde das Thema auf die aktuelle Sitzung verschoben. Die SPD-Fraktion meldete damals noch Beratungsbedarf an. Am Donnerstag nun legten SPD und Grüne einen gemeinsamen Änderungsantrag vor, der einstimmig angenommen wurde.

Darin geht es um die Begrenzung der Bauhöhe auf drei bis fünf Geschosse, um verpflichtende Dachbegrünung und die Verkehrserschließung. Zudem soll ins Grundbuch der Ausschluss der Vermietung von B&B-Hotelzimmern und Apartments an Sexdienstleister aufgenommen werden.

Investor sieht’s positiv

Birgit Venzke vom Planungsamt erklärte dazu: „Wir haben bereits Kontakt mit dem Investor aufgenommen. Die erste Rückmeldung zu diesen gewünschten Änderungen ist positiv. Wir werden das in Gesprächen noch vertiefen. Vom Grundsatz her aber sind wir auf gutem Weg.“

Zugang zum Rotlichtviertel verhindern

Der Änderungsantrag von SPD/Grünen beinhaltet auch, dass ein öffentlicher Zugang von der Allee- zur Gußstahlstraße (Rotlichtviertel) baulich verhindert werden soll.

Die Verkehrserschließung: Einfahrt von der Alleestraße stadteinwärts rechts, Ausfahrt nur stadtauswärts rechts in die Alleestraße. Damit soll eine Querung der viel befahrenen Alleestraße verhindert werden.

Auf die Frage von James Wille (CDU-Fraktionschef im Bezirk), ob sich der Investor auch mit der Geschossbeschränkung anfreunden könne, sagte Birgit Venzke, auch das sei okay. „Die aktuellen Unterlagen werden Anfang März dem Gestaltungsbeirat vorgelegt.“

Die neue Struktur nun sieht die Errichtung eines B&B-Hotels durch die List Develop Commercial aus Nordhorn vor. Der Projektentwickler gehört zur LIST Gruppe. Bei der LIST AG handelt es sich um die Holding der gesamten Unternehmensgruppe. Die Verwaltung erhofft sich dadurch städtebaulich eine Verbesserung. In ihrer Vorlage beurteilt sie: „Insgesamt erfüllen die vorhandenen Nutzungen nicht die Qualität, die an den Standort nahe der Bochumer Innenstadt gestellt werden könnte.“

Das Planungsrecht bleibt in städtischer Hand, um ein Vorhaben wie Anschluss ans Rotlichtviertel verhindern zu können.

List AG steht ganz am Anfang

Der Investor, die List AG, steht mit seinen Planungen noch ganz am Anfang. Pressereferentin Ines Hagen: „Wir befinden uns derzeit noch in wichtigen Gesprächen wegen des Hotels an der Alleestraße. Was wir sagen können, ist, dass es sich beim B&B-Hotel um eins der Marke B&B Hotels GmbH handelt.“

Bedenken wegen der Nähe zum Rotlichtviertel habe die List AG nicht. „Die Stadt wird sicherstellen, dass die von ihnen thematisierten Nutzungen auf dem Grundstück ausgeschlossen bleiben. Darüber hinaus befürchten wir kein Überangebot an Hotels in Bochum. Im Gegenteil erwarten wir durch das vielfältige neue Angebot an Übernachtungsmöglichkeit eine weitere Beflügelung der sehr positiven Entwicklung der Stadt Bochum.“

Die Neunutzung stößt insgesamt auf Beifall im Bezirk. CDU-Fraktionschef James Wille hatte in der ersten Sitzung im Januar betont: „Toll, wenn diese hässliche Ecke umgebaut würde. Allerdings werden derzeit viele Hotels in Bochum gebaut. So müssen wir ausschließen, dass sich das Rotlichtviertel ausdehnen kann.“

Heike Brauckhoff (CDU) freute sich: „Damit wird diese schmuddelige Ecke endlich aufgewertet.“