Bochum. Die Bundespolizei im Hauptbahnhof Bochum soll bald rund um die Uhr präsent sein. Die jetzige Wache reiche aber nicht aus, warnt die Gewerkschaft.
Die Polizeiwache im Bochumer Hauptbahnhof wird noch in diesem Jahr rund um die Uhr besetzt sein. Das kündigt die Bundespolizei an. Spätestens dann werden die Räume für die Beamten aber nicht mehr ausreichen, erklärt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und fordert: „Es muss jetzt gehandelt werden.“
Die mangelnde Personalausstattung der Bundespolizei im Hauptbahnhof hatte in den vergangenen Jahren immer wieder zu Beschwerden besorgter Bürger geführt. Bislang zeigen die Beamten am Tage und abends Präsenz, seltener in der Nachtschicht und am Wochenende und – so die Beobachtung von Bahnkunden – auch nur in spärlicher Zweier-Besetzung. Ein Zustand, der das Sicherheitsgefühl vieler der täglich mehr als 50.000 Fahrgäste nicht gerade stärkt.
Polizei im Bochumer Bahnhof: Verstärkung kommt noch in diesem Jahr
Zwar macht die Bundespolizei auf WAZ-Anfrage „aus einsatztaktischen Gründen“ keine Angaben zur aktuellen Personalstärke. Fest stehe aber, dass das Bochumer Revier „in diesem Jahr mit einer weiteren personellen Verstärkung rechnen darf“, so Sprecher Volker Stall. Im Frühjahr 2019 hatten in der Inspektion Dortmund, zu der der Hauptbahnhof Bochum gehört, 37 neue Bundespolizisten ihren Dienst aufgenommen, um dem Personalmangel zu begegnen. So sei man in der Lage, die Wache in Bochum „24/7 besetzen zu können“, so Stall.
Die Aufstockung wird von der Gewerkschaft der Polizei begrüßt. Für einen gefahrenträchtigen Verkehrsknotenpunkt wie den Hauptbahnhof sei es unabdingbar, dass die Bundespolizei ständig im Einsatz und erreichbar sei, sagt der Vorsitzende der Kreisgruppe Westfalen-Ruhr, Andreas Naschke (47). Seit 2015 habe es auch wegen zusätzlicher Aufgaben durch den Flüchtlingszustrom massive Einbrüche bei den Besetzungen der Bahnhofswachen gegeben. Die Sollstärke werde bis heute regelmäßig unterschritten. Bochum sei dabei in besonderer Weise betroffen, weil Dortmund und Essen wegen höherer Kriminalitätsraten Vorrang hätten.
Gewerkschaft fordert schnelles Handeln
So begrüßenswert das zusätzliche Personal ist: Die vorhandene Wache im Seitenflügel direkt neben der Bahnhofsmission sei dafür nicht ausgelegt, warnt Naschke. Schon jetzt gebe es Klagen von Kollegen über Unterbringung und Ausstattung. Der Zustand sei „für eine moderne Polizei untragbar“.
„Hier ist Jahrzehnte nichts getan worden“, heißt es beim WAZ-Termin von einem vorbeieilenden Beamten. Umso dringlicher sei es, rechtzeitig nach Alternativen Ausschau zu halten. Der GdP-Vorsitzende: „Mir scheint, als gelte: Lasst das neue Personal kommen. Wenn es da ist, machen wir uns Gedanken, wo die Kollegen Platz finden.“
Bundespolizei: Gespräche sind im Gange
Die Bundespolizei widerspricht. „Wir stehen gegenwärtig mit der Deutschen Bahn AG in Verhandlungen, um die räumliche Situation im Bochumer Hauptbahnhof zu verbessern“, schildert Sprecher Volker Stall. Dabei gehe es um – auch aus Sicht der Bundespolizei – „dringend erforderliche Umbau- und Renovierungsarbeiten“, aber auch um „Erweiterungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem zu erwartenden Personalzuwachs“. Ein Ergebnis stehe noch aus.
Bundespolizei ist im Bahnhof im Einsatz
Die Bundespolizei ist für die Sicherheit im Hauptbahnhof zuständig, während die Landespolizei das Geschehen rund um den Bahnhof im Blick hat.
Die letzten bekannt gewordenen Einsatzzahlen: 184 Fahrgäste wurden binnen eines Jahres bestohlen; es gab 61 Körperverletzungen.
Die letzte Festnahme erfolgte am vergangenen Sonntag. Ein 42-jähriger, offenbar betrunkener Mann wurde kontrolliert. Es stellte sich heraus, dass gegen ihn seit 2001 ein Haftbefehl wegen schweren Bandendiebstahls vorliegt.
Andreas Naschke sieht Probleme auf die Inspektion zukommen. „Ich erkenne im Bahnhof selbst keine Möglichkeit für eine neue, größere Wache.“ Die müsse ihren Standort aber unbedingt im Hauptbahnhof oder in unmittelbarer Nähe haben. „Wir müssen sichtbar sein“, so Naschke. Sonst sei es um das Sicherheitsempfinden der Bahnkunden trotz des zusätzlichen Personal auch in Zukunft schlecht bestellt.
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