Herne. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp hat das Sprach- und Qualifizierungszentrum für Zugewanderte besucht - für ihn ein Best-Practise-Beispiel.

Das Sprach- und Qualifizierungszentrum für Zugewanderte (quaz.ruhr) in der früheren Opel-Lehrwerkstatt in Bochum-Langendreer hat einen neuen Anhänger: NRW-Integrationsminister Joachim Stamp.

Der Minister sagte am Ende seines Besuchs in der vergangenen Woche: „Mir fehlt die Vorstellungskraft, dass wir das hier nicht fortsetzen.“ Es müsse politisches Ziel sein, „Best-Practice-Beispiele“ wie quaz.ruhr auf andere Regionen des Landes zu übertragen.

Hunderte haben bis jetzt eine Erst-Qualifizierung erhalten

Ein Satz, der Eric Weik, IHK-Hauptgeschäftsführer und Vorsitzender des QuAZ e. V., durch dessen Initiative das Projekt angestoßen wurde, lächeln ließ: „Ich habe immer gesagt, dass quaz.ruhr eine Blaupause fürs ganze Land ist.“ Das Sprach- und Qualifizierungszentrum hat im September 2017 seine Arbeit aufgenommen. Hunderte von Zugewanderten haben seitdem dort nach einer vorausgehenden Kompetenzfeststellung eine Erst-Qualifizierung in acht unterschiedlichen Berufsbildern erhalten, um anschließend in Arbeit oder Ausbildung vermittelt zu werden – die Vermittlungsquote liegt bei 30 Prozent.

Die Bundesagentur für Arbeit und die Jobcenter finanzieren die Qualifizierungsmaßnahmen – die Intensität der Sprachkurse wird aber erst durch eine Förderung des Landes von knapp drei Millionen Euro für drei Jahre ermöglicht. Bis August 2020 ist quaz.ruhr finanziert. Aber: Wie geht es dann weiter?

Joachim Stamp (hinten Mitte): „Man muss darüber reden, wie man Einrichtungen wie Quaz.ruhr im Land multiplizieren kann.“
Joachim Stamp (hinten Mitte): „Man muss darüber reden, wie man Einrichtungen wie Quaz.ruhr im Land multiplizieren kann.“ © Volker Wiciok

NRW-Sozialminister wollte Förderung offenbar einstellen

Die Frage steht deshalb im Raum, weil Stamps Kabinettskollege, NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann, sich bislang nicht positiv zu einer Weiterfinanzierung des Projektes geäußert hat.

Nicht nur Frank Böttcher, Chef des Jobcenters Bochum, machte unmissverständlich deutlich, dass es für eine Einrichtung wie quaz.ruhr noch auf Jahre hinaus Bedarf gebe und die Verzahnung von Qualifizierung und Sprache unverzichtbar sei. Und Brigitte Bartels, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft Herne, ergänzte, insbesondere Herne erlebe einen Ansturm von Flüchtlingen aus Syrien, seitdem der Wohnort frei gewählt werden dürfe – der Bedarf an intensiven Sprachkursen, ohne die Integration in Beruf und Gesellschaft nicht möglich seien, werde also noch weiter wachsen.

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Stamp: Man muss darüber Einrichtungen wie Quaz.ruhr im Land zu multiplizieren

„Den Bedarf an einer Einrichtung wie dieser sehe ich genauso“, bilanzierte der Minister, und stellte spontan die Frage in den Raum, ob es nicht auch sinnvoll sei, das Zentrum auszubauen und dabei benachbarte Städte – über das Mittlere Ruhrgebiet hinaus – mit ins Boot zu holen. Zum Ende seines Besuchs sparte der NRW-Integrationsminister nicht an Kritik: „Das Problem in Deutschland ist, dass wir an Projekteritis leiden.“ Man müsse darüber reden, wie man Einrichtungen wie quaz.ruhr „im Land multiplizieren“ könne. Die Qualifizierung von Zugewanderten bleibe eine Daueraufgabe – „es ist ein absolutes Anliegen, so etwas wie hier langfristig zu machen“.

Vielleicht wird Joachim Stamp (FDP), der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, am 7. Februar des kommenden Jahres mehr zu diesem Thema sagen. Dann ist Stamp Gastredner beim traditionellen Jahresempfang der IHK Mittleres Ruhrgebiet, der diesmal im RuhrCongress in Bochum stattfinden wird.