Hamme. Ab Freitag wird eine städtische Fläche an der Overdyker Straße in Bochum-Hamme gerodet. Danach wird der Boden für eine Sanierung untersucht.
Plötzlich geht doch alles sehr schnell: Die städtische Fläche an der Overdyker Straße liegt seit mehr als neun Jahren brach und ist inzwischen mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen. Die werden ab Freitag, 7. Februar, abgeholzt, weil Wohnungen gebaut werden sollen.
Die Wohnbaupläne auf dem Areal, wo einst Flüchtlingsunterkünfte standen, lagen lange auf Eis, weil sich kein Käufer für das Areal fand. Nach ersten Bodenuntersuchungen 2008 wurden auf einer Teilfläche massive Verunreinigungen mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK nach EPA) und besonders Benzo(a)pyren in etwa einem bis vier Metern Tiefe nachgewiesen worden waren.
Mit Grünflächenamt abgestimmt
Die Bodenaufbereitung übernimmt der AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung. Der AAV stimmt die Baumfällungen eng mit dem Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum ab. Grund für die Rodung ist die im Frühjahr/Frühsommer 2020 anstehende Sanierungsuntersuchung, die vor der Aufbereitung der Fläche für eine später geplante Wohnbebauung erforderlich ist.
AAV-Sprecherin Sabine Schidlowski-Boos: „Wir müssen wegen der artenschutzrechtlichen Sperrfrist mit den Rodungsarbeiten bis Ende Februar fertig sein. Insgesamt werden rund 25 Bäume mit Stammdurchmessern zwischen 20 bis 80 Zentimeter gefällt. Außerdem muss weiterer Busch- und Strauchbewuchs, teils mannshoch, auf einer Fläche von etwa 5300 Quadratmetern freigeschnitten werden.“
Gebiet gehörte zur Zeche Carolinenglück
Die Fläche war früher Teil eines Klärteichs der nahegelegenen Zeche Carolinenglück. Auf dem gesamten Gelände hat sich eine mehrjährige, dichte Vegetation gebildet. Die Stadt hatte das Gelände beim Sonder-Förderprogramm des Landes angemeldet, aus dem die Aufbereitung von Brachflächen für „bezahlbaren Wohnungsbau“ finanziert wird. Zu den Bedingungen gehört, dass es sich am besten um öffentlich geförderte Wohnungen im Geschosswohnungsbau handeln sollte.
Sabine Schidlowski-Boos: „Die Teilfläche, die wir aufbereiten, liegt im Norden des weitaus größeren Grundstücks. Nach den Rodungen geht die Ausschreibung für ein Ingenieurbüro heraus, das die Schadstoffe untersuchen soll für eine zielgenaue Sanierung.“ Im dritten Quartal des Jahres werden Ergebnisse erwartet, so das die Sanierung Ende des Jahres beginnen könnte.
Grundsätzlich fördert das Land den Kommunen die Flächensanierung zu 100 Prozent. Übernimmt eine Kommune den Wohnungsbau jedoch nicht selbst – wie in Bochum geplant – , sondern veräußert die Bauflächen, entsteht eine Rückzahlungspflicht. Diese kann aber erheblich reduziert werden, wenn die Bauflächen innerhalb der Stadt Bochum an einen Eigenbetrieb veräußert werden; dies ist, so hatte die Verwaltung noch vor vier Monaten versichert, so vorgesehen.
Straßenrand wird bebaut
Die Wohnbaupläne waren ursprünglich größer dimensioniert, wurden dann aber abgespeckt. Die Sanierung soll bis zum Ende des Jahres 2021 abgeschlossen werden, denn dann endet der Förderzeitraum. Die Aufstellung des Bebauungsplanes läuft parallel zur Sanierung. Für die Aufbereitung gibt es einen Vertrag zwischen Stadt und AAV. Für die eigentliche Sanierung wird dann ein neuer geschlossen.
Ursprünglich waren dreigeschossige Wohnhäuser vorgesehen
Erschlossen werden soll das künftige Wohngebiet über eine Stichstraße mit Wendemöglichkeit von der Overdyker Straße.
Das Gelände im Eigentum der Stadt ist insgesamt 18.000 Quadratmeter groß. Für Wohnungsbau soll indes nur ein kleiner Teil genutzt werden.
Bereits im Dezember 2013 wurde vom Rat der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 924 – Overdyker Straße – gefasst. Die ursprüngliche Planung sah dreigeschossige Wohnhäuser vor.
Einen Zeitplan gibt es bei der Stadt noch nicht. „Wir müssen abwarten, was die anstehenden Sanierungsuntersuchungen ergeben, vorher passiert nichts. Erst danach werden wir uns auf die Suche nach einem Investor machen“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk.
Bei einer Bürgerversammlung im Januar 2014 wurde deutlich, dass die Nachbarn vor allem Angst vor den Altlasten haben. Weiter zurückliegende Pläne sahen eine seniorengerechte Wohnanlage an der Overdyker Straße vor.