Wattenscheid-Mitte. An vielen Ecken herrscht Handlungsbedarf im „grünen Wohnzimmer“ von Wattenscheid. Der Stadtgarten wird bald runderneuert.
Dass der Stadtgarten sanierungsbedürftig ist, ist nicht zu übersehen. In diesem Jahr will die Stadt endlich die Runderneuerung der beliebten Anlage starten: 2,4 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen Fördermittel, sollen bis 2022 investiert werden. Die Maßnahme erfolgt im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“.
Ziel laut Stadt ist eine „Attraktivierung des Stadtgartens als zentrale, innerstädtische Grünfläche zu einem Erholungsort der Sinne mit Bewegungs-, Freizeit- und Erholungsangeboten“. Die Bürger seien im Vorfeld beteiligt worden, um die Entwurfsplanung zu erarbeiten. Weitere Bürgerbeteiligungen seien geplant. Ein Förderantrag ist zum Städtebauförderungsprogramm 2020 gestellt worden. Das war jetzt Thema in der Bezirksvertretung, die der Planung einstimmig zustimmte. Rüdiger Brosk vom Essener Landschaftsarchitekturbüro stellte das Konzept vor: „Der Stadtgarten ist ein wesentliches Element der grünen Infrastruktur des Stadtteils Wattenscheid: die Erholungsfunktion für Jung und Alt, die Klimafunktion aber auch Funktionen im Rahmen der Biodiversität sind eindeutig. Darüber hinaus soll der Stadtgarten als Teil der Parkroute im Rahmen der IGA 2027 in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.“
Schwer in die Jahre gekommen
Viele Einrichtungen im Stadtgarten sind in die Jahre gekommen und werden heutigen Anforderungen nicht gerecht. Ertüchtigung ist daher in mehreren Bereichen nötig, denn insbesondere die Aufenthaltsorte und Spielangebote werden weiterhin stark frequentiert. Das Parkmobiliar wurde über die Jahrzehnte nur punktuell erneuert. Der Spielplatz und bauliche Elemente, wie die Pergola, sind erneuerungsbedürftig, ebenso der Grünbestand. Nicht einsehbare Ecken sollen beseitigt werden. Obwohl der Stadtgarten nach wie vor als „Park für alle“ wahrgenommen wird, fehlen Angebote, die eine Nutzung für alle im Sinne der Inklusion unterstützen.
120 Jahre alt
Der Stadtgarten entstand 1899 bis 1901 als englischer Landschaftsgarten mit organisch geführten Wegen, großen Wiesenflächen, einem Gondelteich und einem Kinderspielplatz. Die ursprünglich etwa 4 Hektar große Anlage am damaligen Stadtrand wurde nach und nach erweitert. 1923 wurde mit dem Bau der Freilichtbühne mit rund 3000 Sitzplätzen, der ersten Volieren und einem Freigehege für Damwild, Ziegen und Schafe begonnen. 1925 wurde in einem zweiten Bauabschnitt ein zweiter Teich im Norden angelegt und das Wegesystem erweitert.
In den 1950er Jahren wurde der Park wegen der Kriegsschäden umgestaltet und verkleinert. 1969 wurde schließlich die südliche Teichanlage aufgelöst und durch Beton-Wasserbecken ersetzt. Der Spielplatz wurde in den 1990er Jahren erneuert. Prägend ist der alte Baumbestand – durch Sturm Ela 2014 und die Witterung der letzten Jahre aber stark in Mitleidenschaft gezogen.
Vier Bausteine sind vorgesehen. 1. Bei der Parkgestaltung sollen insbesondere die Vegetationsbereiche (z.B. Neupflanzungen von Bäumen, Stauden und Rosenbeeten) aufgewertet werden. Zudem werden neue Bewegungsstationen angelegt und die Neugestaltung eines „Parks am Teich“ mit Duftgarten und ein neuangelegtes „Rhododendren-Tal“ verfolgt.
Vier Bausteine
Der zweite Baustein umfasst die Neugestaltung des Spielplatzes als Maßnahme des Masterplans „Bewegte und bespielte Stadt Wattenscheid“. Im dritten Bereich geht es um die Instandsetzung und Neugestaltung der Teichanlage, dabei soll die Wasserqualität der Teichanlage verbessert werden, indem die Teichanlage vertieft wird; zudem wird eine Zulaufsmöglichkeit für die Teichanlage geschaffen und die Uferzonen werden verbessert.
Punkt 4 umfasst die Instandsetzung und Neuanlage von Wegen: Dieser Baustein soll durch eigene Mittel der Stadt umgesetzt werden; die finanziellen Mittel zur Umsetzung wurden in die Haushaltsberatung 2020/2021 eingebracht.
Vogel wird Storcherlebnispark
Geprüft wird, wie eine Sanierung des Toilettenhauses im Stadtgarten ermöglicht werden kann. Die Freilichtbühne als Veranstaltungsstätte ist nicht Teil der Planung. Der marode Vogelpark ist zwar ebenfalls nicht Bestandteil der vorliegenden Planung, doch auch er soll umgestaltet werden – und zwar zu einem Storcherlebnispark unter Federführung des Tierparks Bochum; geschätzte Kosten dafür: rund 300.000 Euro.